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Über die Autoren

Jonathan Landaw wurde 1944 in Paterson, New Jersey, geboren und besuchte das Dartmouth College in New Hampshire. Dort belegte er unter anderem einen Kurs über asiatische Religionen, der von Professor Wing‐tsit Chan, einem der führenden Experten auf dem Gebiet des chinesischen Denkens, abgehalten wurde. Dieser Kurs war Jon Landaws erster Kontakt mit den Lehren des Ostens und weckte sein lebenslanges Interesse am Buddhismus. Dieses Interesse ruhte, während Jon Landaw an der University of California in Berkeley englische Literatur studierte und danach im Dienst des amerikanischen Peace Corps im Iran drei Jahre Englisch unterrichtete.

Nicht lange nach seinem Dienst im Peace Corps lebte er wieder in Übersee, und zwar in Nordindien und Nepal, wo er den größten Teil der 1970er Jahre blieb. Dort lernte er zum ersten Mal die gelebte Tradition des Buddhismus kennen und wurde von ihr inspiriert. Diese Tradition war von den Flüchtlingen erhalten worden, die vor der chinesischen Unterdrückung aus Tibet geflohen waren. 1972 widmete sich Jon ganz dem Buddhismus und arbeitete als englischer Lektor der Texte, die vom Übersetzungsbüro seiner Heiligkeit des Dalai Lama von der Library of Tibetan Works and Archives in Dharamsala, Indien, herausgegeben wurden. Obwohl er während dieser Zeit auch in anderen Traditionen des Buddhismus unterrichtet wurde, leiteten vor allem tibetanische Lamas sein Studium an, insbesondere Geshe Ngawang Dhargyey (1925–1995), Lama Thubten Yeshe (1935–1984) und Lama Zopa Rinpoche.

Im Jahre 1977 kehrt Jon Landaw in den Westen zurück. Doch er hat Indien und Nepal seitdem immer wieder besucht. Er lebte zunächst in England und den Niederlanden und wohnt heute in den Vereinigten Staaten. Seine Studien des Buddhismus und seine Arbeit als Lektor buddhistischer Bücher hat er fortgesetzt. Außerdem hat er Bücher geschrieben, wie etwa Prince Siddhartha (deutsch Prinz Siddhartha), eine Erzählung der Lebensgeschichte des Buddha speziell für Kinder, und Images of Enlightenment (deutsch Bilder des Erwachens), eine Einführung in die heilige Kunst von Tibet. Außerdem hält er seit mehr als 25 Jahren in buddhistischen Zentren auf der ganzen Welt Meditationskurse ab. Er lebt heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Capitola in Kalifornien.

Stephan Bodian begann 1969 Zen‐Meditation zu praktizieren und wurde 1974 als Mönch ordiniert, nachdem er an der Columbia University Buddhismus und andere asiatische Religionen studiert hatte. Er hatte das große Glück, unter der Anleitung mehrerer Zen‐Meister zu studieren, darunter Shunryu Suzuki Roshi, Kobun Chino Roshi und Taizan Maezumi Roshi. Nach einer Zeit als Vorstand und Schulungsleiter am Zen Center of Los Angeles gab er 1982 sein mönchisches Leben auf, um Psychologie zu studieren. Kurz danach heiratete er und gründete eine Familie.

Er setzte seine spirituellen Übungen fort und studierte bei mehreren tibetanischen Lehrern, darunter Sogyal Rinpoche und Namkhai Norbu Rinpoche. 1988 traf er seinen Guru Jean Klein, einen Meister des Advaita‐Vedanta‐ und Kashmiri‐Yoga, bei dem er zehn Jahre verbrachte, um die Natur der Wahrheit zu erforschen. Später vollendete Stephan Bodian seine Zen‐Schulung und erhielt von seinem Lehrer Adyashanti, dessen Linie bis auf den historischen Buddha zurückgeht, die »Dharma‐Übertragung« (Lehrberechtigung).

Stephan Bodian hat mehrere Bücher geschrieben, darunter Meditation für Dummies, sowie zahlreiche Zeitschriftenaufsätze verfasst und arbeitete zehn Jahre als Cheflektor der Zeitschrift Yoga Journal. Zurzeit praktiziert er als Psychotherapeut, arbeitet als persönlicher Coach, als Fachlektor und spiritueller Berater und führt Intensivkurse und Retreats über spirituelles Erwachen durch.

Einführung

Der Buddhismus ist heute viel bekannter als bei unserem ersten Kontakt mit dieser Lehre vor mehr als 30 Jahren. Heute stehen Dutzende von Büchern über den Buddhismus in den Regalen der Buchhandlungen. In Deutschland gibt es zahlreiche buddhistische Zentren der verschiedenen buddhistischen Traditionen (siehe www.buddhismus.de/zentren.htm). Auch die breite Öffentlichkeit scheint den Buddhismus allmählich zu akzeptieren.

Doch trotz dieser gestiegenen öffentlichen Wahrnehmung des Buddhismus fragen wir uns immer noch, wie viel die Allgemeinheit tatsächlich über den Buddhismus weiß und von ihm versteht. Trotz der zahlreichen Bücher über das Thema glauben wir, dass abgesehen von den Leuten, die ihr Interesse ziemlich ernst verfolgt haben, die meisten immer noch keine klare Vorstellung davon haben, worum es im Buddhismus geht.

Über dieses Buch

Was können Sie also tun, wenn Sie mehr über den Buddhismus im Allgemeinen wissen wollen, aber die Bücher, die Sie sich bis jetzt angeschaut haben, das Thema zu eng behandeln und beispielsweise nur eine bestimmte Schule, einen bestimmten Aspekt oder eine bestimmte Praxis behandeln und Sie nicht bereit sind, in Ihrem lokalen buddhistischen Zentrum einen Kurs zu belegen (vorausgesetzt, es gibt ein solches Zentrum)? Nun, das Buch, das Sie gerade in den Händen halten, könnte genau das sein, was Sie suchen.

In diesem Buch versuchen wir, die Hauptthemen und Strömungen des Buddhismus zu behandeln, ohne Sie mit zu vielen technischen Fachbegriffen zu überfordern. (Wenn wir technische Begriffe verwenden, erklären wir sie so klar und treffend wie möglich. Mit einem zusätzlichen Glossar können Sie sogar Ihr Gedächtnis auffrischen.) Wir sind überzeugt, dass Buddha seine Lehren als praktische Ratschläge verstanden wissen wollte, die auch heute nach 2.500 Jahren für das menschliche Leben noch genau so aktuell wie damals sind. Deshalb haben wir versucht, den Buddhismus nicht nur rein theoretisch zu beschreiben, sondern Ihnen zu zeigen, wie Sie seine Einsichten in Ihrem täglichen Leben anwenden können.

Konventionen in diesem Buch

Falls die geschichtlichen Daten in diesem Buch von den Daten in anderen Büchern über den Buddhismus abweichen, sollten Sie sich darüber keine Gedanken machen. Die Historiker sind sich über viele dieser Daten uneins, und deshalb haben wir einfach die Daten gewählt, die uns am plausibelsten erschienen.

In diesem Buch zitieren wir immer wieder (hoffentlich nicht zu oft) technische buddhistische Begriffe und Eigennamen aus den altindischen Sprachen Pali und Sanskrit (in denen die buddhistischen Lehren zuerst niedergeschrieben wurden) sowie aus diversen anderen asiatischen Sprachen wie Chinesisch, Japanisch und Tibetisch. Dabei haben wir die Schreibweise dieser Wörter möglichst so vereinfacht, dass sie ungefähr ihrer Aussprache entspricht, und wir haben die meisten Markierungen weggelassen, mit denen Sprachgelehrte diese Wörter üblicherweise mit dem lateinischen Alphabet schreiben. Falls Fachleute dieses Buch lesen, sollten sie diese Begriffe mühelos erkennen können, auch wenn sie nicht die üblichen Markierungen enthalten; unsere Meinung nach ist die einfachere, klarere Darstellung für alle anderen Leser benutzerfreundlicher.

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Der Buddhismus ist ein riesiges Thema. Schon Buddhas eigene Lehren sind umfangreich (deren Übersetzung füllt allein über 100 Bände). Nach Buddha fügten zahlreiche Kommentatoren in Indien und anderen Ländern ihre eigenen Gedanken und Interpretationen hinzu. Dadurch entstand eine große Sammlung von Schriften und entwickelten sich unterschiedliche buddhistische Schulen und Traditionen. Außerdem entstanden bei der weiteren Verbreitung des Buddhismus von Land zu Land weitere Spielarten der Lehre. Beispielsweise unterscheidet sich der Buddhismus in Japan von dem Buddhismus in Thailand; und selbst in Japan gibt es unterschiedliche Formen der buddhistischen Praxis.

In diesem einführenden Werk konnten wir unmöglich all diesen verschiedenen Aspekten des buddhistischen Denkens und der buddhistischen Praxis gerecht werden. Stattdessen kombinieren wir einen allgemeinen Überblick über die unterschiedlichen Traditionen und Schulen mit einer tiefer gehenden Behandlung der wichtigsten Themen, die den Buddhismus insgesamt charakterisieren. In Anhang B finden Sie anhand der empfohlenen Literatur und anderen Ressourcen Verweise auf die Aspekte des Buddhismus, die Sie näher erforschen wollen. Um unsere Darstellung so klar und nützlich wie möglich zu gestalten, haben wir die Themen in die folgenden, jeweils ein übergreifendes Thema umfassenden Teile gegliedert:

Teil I: Einführung in den Buddhismus

Wir beginnen mit einem Überblick über den Buddhismus insgesamt und zeigen, wie er zugleich als Religion, als Lebensphilosophie und als praktische Lebenshilfe aufgefasst werden kann. Da der Geist im Buddhismus eine zentrale Rolle spielt, beschreiben wir dann, wie der Geist sowohl Glück als auch Leiden erzeugt, und wie Sie durch die zentralen buddhistischen Praktiken der Erkenntnis und des Mitgefühls in Kontakt mit Ihren spirituellen Ressourcen kommen können.

Teil II: Buddhismus einst und heute

Geschichte muss nicht langweilig sein, insbesondere wenn sie sich mit dem Leben und den Taten außerordentlicher Menschen befasst. In diesem Teil betrachten wir die Geschichte des Buddhismus. Wir beginnen mit dem Leben seines Begründers Shakyamuni Buddha und einer Zusammenfassung seiner frühesten und grundlegendsten Lehren. Danach untersuchen wir, wie sich der Buddhismus in Indien entwickelt und von dort weiter von Land zu Land über Asien verbreitet hat. Schließlich zeigen wir Ihnen, wie sich Theravada‐, Vajrayana‐ und Zen‐Buddhismus zu den drei führenden buddhistischen Traditionen entwickelt haben, die im Westen praktiziert werden.

Teil III: Buddhismus in der Praxis

In diesem Teil beantworten wir einige praktische Fragen: Wie wird man Buddhist? Was gehört zum Wesen eines Buddhisten? Wie beeinflusst der Buddhismus Ihren Lebensalltag? Kurz gefragt: Was machen Buddhisten tatsächlich? Um diese Fragen zu beantworten, betrachten wir, welchen Nutzen Leute aus den Angeboten des Buddhismus ziehen können. Wir erforschen die Meditation und zeigen Ihnen einige Meditationsübungen. Dann untersuchen wir, wie Anhänger der verschiedenen Traditionen den Buddhismus in ihren Alltag integrieren. Zum Schluss beschreiben wir die hauptsächlichen buddhistischen Pilgerstätten.

Teil IV: Den buddhistischen Weg gehen

Buddhas Lehren sind umfangreich und enthalten viele verschiedene Praktiken. In diesem Teil zeigen wir Ihnen, wie all diese unterschiedlichen Methoden zusammenpassen. Wir untersuchen die verschiedenen Interpretationen der Erleuchtung (Erwachung ist die korrekte Übersetzung des Pali‐Begriffs und trifft auch eher das, was der Buddhismus mitteilen möchte) und zeigen Ihnen, wie Sie die buddhistischen Lehren auf jeder Stufe des spirituellen Weges anwenden können. Schließlich beschreiben wir, wie sich die Erleuchtung im Leben von vier zeitgenössischen buddhistischen Meistern zeigt.

Teil V: Der Top‐Ten‐Teil

Wenn Sie Informationen gerne in mundgerechten, leicht verdaulichen Portionen serviert bekommen, sind Sie in diesem Teil genau richtig. Wir behandeln zehn verbreitete Missverständnisse über den Buddhismus (und versuchen, sie aufzuklären), zeigen zehn Methoden, um buddhistische Erkenntnisse im Alltag anzuwenden, und liefern Ihnen dann noch zehn Kurzbiografien älterer und jüngerer buddhistischer Meister.

Teil VI: Anhänge

Schließlich geben wir Ihnen in den Anhängen einige Informationen, die Ihnen helfen sollen, den Buddhismus besser zu verstehen und einzuschätzen. Sie finden dort ein Glossar mit vielen der gebräuchlichsten buddhistischen Begriffe sowie eine Liste mit Quellen, die Sie heranziehen können, wenn Sie mehr über die verschiedenen Aspekte des Buddhismus erfahren wollen, die Sie in diesem Buch kennenlernen.

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Um Ihre Aufmerksamkeit auf bestimmte Informationen zu lenken, die wir für besonders wichtig oder interessant halten, verwenden wir in dem Text die folgenden Symbole:

  • Dieses Symbol kennzeichnet Vorschläge, wie Sie den jeweils behandelten Aspekt des Buddhismus besser verstehen können.

  • Dieses Symbol kennzeichnet Informationen, die zu wiederholen sich lohnt. Wir verwenden dieses Symbol, um einen Gedanken herauszuheben, der an anderer Stelle in dem Buch ausgedrückt wurde, oder um einfach auf etwas besonders Wichtiges hinzuweisen, das Sie sich unserer Meinung einprägen sollten.

  • Lassen Sie sich durch dieses Symbol nicht unnötig erschrecken. Wir wollen damit Ihre Aufmerksamkeit auf Punkte lenken, bei denen es leicht zu Missverständnissen kommen kann, damit Sie diese vermeiden.

  • Dieses Symbol kennzeichnet Zitate von berühmten buddhistischen Meistern der Vergangenheit – einschließlich Buddha selbst –, die den jeweiligen Aspekt des Buddhismus erhellen.

  • Dieses Symbol weist Sie darauf hin, dass wir eine traditionelle buddhistische Geschichte nacherzählen oder ein eher persönliches Ereignis schildern.

Wie es weitergeht

Sie können dieses Buch auf verschiedene Arten nutzen. Das Inhaltsverzeichnis und der Index sind so ausführlich, dass Sie spezielle Themen direkt finden und aufschlagen können. Oder weil jedes Kapitel des Buches ziemlich eigenständig ist, können Sie an beliebiger Stelle anfangen zu lesen und nach Gusto von Kapitel zu Kapitel springen. Unsere Querverweise zeigen Ihnen, wo Sie zusätzliche Informationen über ausgewählte Themen finden können.

Sie können dieses Buch natürlich auch auf herkömmliche Art von Anfang bis Ende durchlesen. Schließlich können Sie auch wie einige Leute das Buch am Ende öffnen und sich mit vielen Umwegen nach vorne durcharbeiten. Doch welche Form Sie auch wählen mögen − wir hoffen, dass das Material für Sie angenehm ist und Sie bereichert.

Teil I

Einführung in den Buddhismus

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In diesem Teil …

Hier erfahren Sie, was Buddhismus tatsächlich bedeutet und ob er eine Religion oder eine Philosophie oder etwas anderes ist.

Wir führen Sie in die buddhistische Auffassung des Geistes und seiner Bedeutung ein und nennen Ihnen die Schätze in Ihrem Inneren, die zu entdecken der Buddhismus Ihnen helfen will.