Inhaltsverzeichnis
Cover
Titelei
Impressum
Beipackzettel
Die Zukunft greifbar machen
1. Kapitel: In einem Jahr digital
1.1 Ein neues Arbeiten
1.2 I4 ist nicht genug
1.3 »Respice finem« und die digitale Konsequenz
1.4 In einem Jahr digital – echt jetzt?
Teil 1: Wie Digitalisierung Mehrwert schafft – und wie Sie daran verdienen
2. Kapitel: Digitale Luft ist teurer
2.1 Wert und Preis
2.2 Einflussfaktoren
2.3 Produkt
2.4 Services und Dienstleistungen
3. Kapitel: Immaterielle Werte
3.1 Marke
3.2 Design
3.3 Herkunft
3.4 Ruf
3.5 Verhalten
3.6 Erfahrungen
3.7 Bewertungen
3.8 Status
3.9 Assoziationen
3.10 Der Rahmen des Kunden
3.11 Bedeutung
3.12 Erwartung und Motive
3.13 Treue
3.14 Wert und Preis
3.15 Finanzielle Möglichkeiten
3.16 Umfeld
3.17 Weniger ist mehr: Die Kunst des Weglassens
3.18 Wie Wert sich ändert
4. Kapitel: Cloud, Crowd & Co
4.1 Input
4.2 Output
4.3 Robotik
4.4 Cloud
4.5 Daten
4.6 Künstliche Intelligenz
4.7 Vernetzung
4.8 Integration
4.9 Crowd
4.10 Substitution: Die ersetzte Dienstleistung
4.11 Fazit: Maschinen in unserer Welt
Teil 2: Von der Idee bis zum Erfolg – Schritt für Schritt zum digitalen Produkt
5. Kapitel: Disruptiv, innovativ, komplex:
5.1 Veränderungen: Wunsch und Wirklichkeit
5.2 Digitales Chaos?
5.3 Drei Formen: Veränderung für Unternehmen
5.4 Was genau ist Disruption?
5.5 Die Folgen der Innovation
5.6 Der Umgang mit Unwissenheit
6. Kapitel: Fortschritt in unbekanntem Gelände
6.1 Kleine Schritte statt großer Sprünge
6.2 Zielgerichtet spielen
6.3 Experimente: Der Weg ins Unbekannte
6.4 Jetzt wird es beweglich: Agile Entwicklung
7. Kapitel: Das Bzzzt! im Kopf
7.1 Die richtige Frage
7.2 Spreu und Weizen: So erkennen Sie die richtige Idee
7.3 Bohren Sie dicke Bretter!
7.4 Der fehlende Champion
7.5 Ideation und andere Methoden für die Praxis
7.6 Disruption mit Digital AIM: Die Innovations-Matrix
7.7 So verwenden Sie Atikers Innovations-Matrix
8. Kapitel: Greifbare Resultate
8.1 Das Produkt: Was bieten Sie eigentlich an?
8.2 Nutzen: Was hat der Kunde davon?
8.3 Prozesse: Was brauchen Sie, um Wert zu liefern?
8.4 Lieferung: Wie kommt Ihre Leistung zum Kunden?
8.5 Das Geschäftsmodell: Wie verdienen Sie Ihr Geld?
9. Kapitel: Der Wachstums-Booster
9.1 Das Besondere an digitalen Geschäftsmodellen
9.2 Lasst tausend Blumen blühen – so züchten Sie Geschäftsmodelle
9.3 Teile und Herrsche: In vier Zonen zum Gewinn
9.4 Geht draußen spielen: Inkubator oder Inhouse?
10. Kapitel: Menschen, Mittel, Organisation
10.1 Und wer macht es jetzt?
10.2 Die richtigen Menschen finden
10.3 Moving Targets: Warum sich Ziele ändern
10.4 Führung und der CxO: Brauchen Sie einen digitalen Häuptling?
10.5 Digitalisierung ist Veränderung – Veränderung ist Scheiße
Teil 3: Digitale Transformation in der Praxis – Wie Sie Ihr Unternehmen nachhaltig erfolgreich machen
11. Kapitel: Da geht's lang!
11.1 Der Kopf, der Fisch und warum es so schlecht riecht
11.2 Einfach – aber nicht leicht
11.3 Position und Positionierung
11.4 Ziele: Die gewollte Zukunft
11.5 Strategie: Ihr Weg zum Ziel
12. Kapitel: Guck mal, wer da kauft
12.1 Zielgruppen
12.2 Praxis: So definieren Sie Zielgruppen
12.3 Das lebendige Klischee: Personas
12.4 Praxis: So definieren Sie Personas
12.5 Wo tut's denn weh? Brennende Kittel und Reisen mit der AIDA
12.6 Der Kunde, das unbekannte Wesen
13. Kapitel: Heute schon geklickt?
13.1 Willkommen im Dschungel
13.2 Themen und Storys
13.3 Ein Thema, viele Bedeutungen
13.4 Es war einmal: Die Kraft von Geschichten
13.5 Die Touchpoints
13.6 Schon wieder Weihnachten? Der Redaktionsplan
13.7 Digital Total: Rein in die Kanäle!
13.8 Und wohin geht es? Die Trends
13.9 Die großen Fehler im Marketing
14. Kapitel: Von Menschen und Maschinen:
14.1 Toll, Ein Anderer Macht's? 9 Tipps für effiziente Teams
14.2 Elektrik-Trick: Die richtigen Tools
14.3 Ein paar Worte zur Technik
15. Kapitel: Ich freu mich auf die Rechnung
15.1 Abonnement
15.2 Miete
15.3 Sharing und Plattformen
15.4 Flatrate
15.5 Freemium
15.6 Kostenlos
15.7 Brot und Spiele
15.8 Alles as a Service
Genug gelesen. Jetzt geht es los!
Danksagung
Empfohlene Bücher
Grundlagen
Digitalisierung
Tests & Experimente
Geschäftsmodelle und Design Thinking
Marketing
Menschen & Organisation
Romane und Kurzgeschichten
Über den Autor
Stichwortverzeichnis
Wiley End User License Agreement
1. Auflage 2017
Alle Bücher von Wiley-VCH werden sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren, Herausgeber und Verlag in keinem Fall, einschließlich des vorliegenden Werkes, für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler irgendeine Haftung
© 2017 Wiley-VCH Verlag & Co. KGaA, Boschstr. 12, 69469 Weinheim, Germany
Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Die Wiedergabe vonWarenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetrageneWarenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche markiert sind.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
Umschlaggestaltung: bauer-design, Mannheim
Coverfoto: alphaspirit – fotolia.com
Gestaltung: pp030, Heike Praetor, Berlin
Satz: SPi, Chennai
Print ISBN: 978-3-527-50907-2
ePub ISBN: 978-3-527-81123-6
mobi ISBN: 978-3-527-81124-3
Vorab ein paar Hinweise zum Gebrauch dieses Buchs.
Dieses Buch ist ein Handbuch, so praxisnah wie möglich. Sie finden hier keine Wirtschaftsstatistiken und keine politischen Empfehlungen. Es gibt auch keine Sieben Tipps, um wie Steve Jobs zu werden.
Aber Sie finden Ansätze zu fast allem, was Sie über Digitalisierung wissen müssen. Und vor allem die vielen Schritte, die Sie in Ihrem Unternehmen heute machen können, um die Digitalisierung für Ihren Erfolg zu nutzen.
Am Ende jeden Kapitels finden Sie die drei wichtigsten Punkte zum Mitnehmen.
Wer schreibt, der bleibt. Bei einem Buch bedeutet das, dass die Inhalte bis zur nächsten Auflage feststehen. In einem so dynamischen Umfeld wie dem Digitalen veralten Zahlen extrem schnell, insofern sind alle Angaben immer nur eine Momentaufnahme.
Dieses Buch ist selbstverständlich für Frauen und für Männer gedacht, und für alle anderen auch. Im Text wird nur die männliche Form verwendet, aber nur der besseren Lesbarkeit willen.
Am Ende des Buches finden Sie im Literaturverzeichnis eine kommentierte Übersicht aller Bücher, die im Text genannt werden. Nutzen Sie das Verzeichnis als Leseliste, um bestimmte Themen weiter zu vertiefen.
Zu einem guten Buch über die Digitalisierung gehört natürlich eine Website. Sie finden die Bücherliste, Material zum Download, Videos und mehr auf www.InEinemJahr.digital. Ist das eine richtige Domain, .digital? Aber ja! Ist Ihnen das ein wenig unheimlich? Dann verwenden Sie die klassische Variante InEinemJahrDigital.de.
Auch das dickste Buch kann nicht alle Fragen beantworten. Wenn Sie ein Publikum in Schwung bringen wollen, ist ein inspirierender Vortrag genau das Richtige. Für die konkrete Arbeit im eigenen Unternehmen gibt es Strategieworkshops und Beratungsprojekte. Alles was der Autor zum digitalen Erfolg Ihrer Firma beitragen kann, finden Sie auf Atiker.com.
Verbinden Sie sich mit mir auf Facebook, LinkedIn oder Xing, nutzen Sie den Digitalisierungs-Newsletter per E-Mail, den Blog und die Websites.
Ich freue mich, wenn wir in Verbindung bleiben!
Ihr Ömer Atiker
Ein Geleitwort von Hermann Scherer, Bestseller-Autor, Berater und Top-Speaker
Die Digitalisierung ist das Thema unserer Zeit. Nur selten hat sich unsere Welt so schnell so stark verändert, hatten Erfindungen so weitreichende Konsequenzen. Entsprechend viel wird über Digitalisierung, die »digitale Transformation« gesprochen. Kaum eine Konferenz ohne digitale Schwerpunkte, kaum ein Redner, der nicht auch über das Digitale spricht.
Fast alle diese Redner sprechen über die Technik, über ihre Möglichkeiten und Folgen. Dass Kodak die Digitalkamera erfand, aber selbst Opfer der Digitalisierung wurde – das hören wir oft. Aber noch niemand hat mir erzählt, dass es Kodak noch immer gibt. Dass hier noch immer 10 000 Menschen arbeiten und einen Umsatz von fast zwei Milliarden Dollar machen. Nicht schlecht für eine »tote« Firma!
Erfahren habe ich das in einem Vortrag von Ömer Atiker. Wir kennen uns schon viele Jahre und ich kenne wirklich niemanden, der die Zukunft so charmant und anschaulich auf die Bühne bringt wie er. Er hilft uns auf kluge Art, diese komplexe Welt besser zu verstehen.
In seinen Vorträgen geht es lebhaft zu, er spricht mit Begeisterung und zeigt uns eine Menge frischer, spannender neuer Beispiele. Sein enormes Wissen teilt er gerne und wird dabei nie belehrend. Im Gegenteil, er nimmt weder sich noch das Thema allzu ernst und zeigt uns, wo Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander liegen. Er ist unterhaltsam, charmant und witzig – und er schafft es, dass wir uns danach ein ganzes Stück klüger fühlen.
Ich glaube, das liegt an seinem tiefen Interesse an den Menschen. Es geht ihm nämlich nicht um die Technik an sich, sondern darum, was wir daraus machen. Technik ist für ihn nur ein Mittel, aber nicht der Zweck. Auch unsere Unternehmen und die Wirtschaft, die sie verbindet, haben ja einen Zweck: Sie sollen das Leben ihrer Kunden verbessern. Ömer Atiker zeigt uns, wie wir aus den digitalen Möglichkeiten neue Werte und mehr Nutzen für unsere Mitmenschen schaffen.
So etwas lässt sich in einer Stunde auf der Bühne nur anreißen. In diesem Buch finden Sie alles, was nicht in einen Vortrag passt. Schon die Grundlagen, wie Wert entsteht und wie die Digitalisierung das ändert, scheinen andere immer zu vergessen. Dabei ist der Wert doch das, worum es in unserer Wirtschaft und unseren Unternehmen geht – oder zumindest gehen sollte!
Sehr ausgiebig folgt der Weg von der Idee bis zum Geschäftsmodell. Dabei begegnen Sie allen gängigen Methoden, von »Design Thinking« bis »agiler Entwicklung«, die er beschreibt und gleich aus der Praxis heraus bewertet. Und dieses Buch ist randvoll mit buchstäblich Hunderten von guten Ideen und spannenden Beispielen für Ihr eigenes Unternehmen. Daneben steht aber nicht: »Das müssen Sie auch so machen!« Es sind Ideen, Inspirationen aus denen Sie für Ihr Unternehmen schöpfen können.
Trotz dieser Fülle ist dieses Buch erstaunlich leicht zu lesen. Ömer Atiker gelingt es, den Schwung und die Leichtigkeit seiner Vorträge auch über die »Langstrecke« eines ganzen Buches zu halten. Umfassendes, tiefes Wissen auf leichte Art serviert – diese Kunst beherrschen nur wenige. Er ist einer von ihnen.
Ich verspreche Ihnen: Dieses Buch wird Sie weiterbringen. Es ist egal, ob Sie Unternehmer oder Manager sind, ob Sie im Konzern oder im Start-up arbeiten, ob Sie gerade erst starten oder schon reichlich Erfahrung im Digitalen haben. In diesem Buch werden Sie Neues lernen, neue Möglichkeiten entdecken und neue Zusammenhänge erkennen. Es wird Ihren Job einfacher und erfreulicher machen. Und es wird Ihnen helfen, aus Ihrer Firma ein erfolgreiches, wirklich digitales Unternehmen zu machen!
Warum die Digitalisierung weit mehr ist als Industrie 4.0. Und wie sehr sie Ihr Unternehmen verändern wird, vom Einkauf bis zur Buchhaltung.
Eigentlich ist es seltsam. Seit 30 Jahren haben wir PCs, seit 20 Jahren das Internet und Handys. Seit 10 Jahren gibt es Smartphones. Und jetzt reden alle über Digitalisierung? Sind wir denn nicht alle längst digital?
Ja und nein. Das Digitale ist tief in unseren Alltag eingebettet. Wir stehen mit dem Blick aufs Handy auf und gehen mit dem Handy auch wieder ins Bett. Und statt aus dem Fenster schauen wir morgens lieber gleich auf die Wetter-App. Viel digitaler kann es doch nicht werden, oder?
Doch, kann es. Und wird es. Amazon Echo und Google Home sind kleine, unauffällige Geräte, mit denen wir in Zukunft sprechen werden. Wir können ihnen Fragen stellen und bekommen sinnvolle Antworten, sie steuern unsere Wohnung, erledigen Bestellungen und spielen unsere Lieblingsmusik. Unsere Autos werden selbständig und elektrisch fahren, die Roboter verlassen die Fabriken und tauchen in unserem Alltag auf. Neue Technologien werden einerseits noch viel weiter in unser Leben eindringen, gleichzeitig werden sie zunehmend unauffälliger. Ein Computer mit Tastatur, Maus und Bildschirm? Wird uns in wenigen Jahren so altmodisch vorkommen wie ein Telefon mit Drehscheibe.
Dadurch werden wir auch anders arbeiten. Es gibt noch immer viele anstrengende und langweilige körperliche Tätigkeiten, von Bauarbeiten bis zum Lasterfahren, von der Produktion bis zur Kantine. Vieles davon kann und wird in Zukunft durch Maschinen erledigt werden. Was viele noch nicht sehen wollen: In den kommenden 20 Jahren fallen auch viele unserer bequemen Bürojobs weg. Digitale Assistenten werden unsere Reisen und Termine organisieren, Texterkennung und Künstliche Intelligenz erledigen unsere Buchhaltung, Designprogramme werden endlich so klug, dass sie Entwürfe selbsttätig auf Funktionalität und Einhaltung der Richtlinien überprüfen. Selbst Ärzte werden durch Rechner massiv unterstützt, da diese Diagnosen einfach genauer stellen als Menschen. Und juristische Anwendungen werden in der Lage sein, Gesetze zu analysieren und Verträge rechtssicher zu formulieren.
Damit fallen nicht unbedingt die Jobs der Ärzte und Juristen weg, sie werden sich aber radikal verändern. Die Quälerei durch Berge von Literatur, das Wälzen dicker Bücher wird deutlich weniger werden und vermutlich wird das auch niemand sonderlich vermissen. Schon heute kann kein Mensch mehr alle Fachliteratur sichten, geschweige denn verstehen – doch Computer können das. Sie werden uns unglaublich viel von dem organisatorischen Klein-Klein abnehmen, das heute so viel unserer Zeit im Büro in Beschlag nimmt.
Ob das gut ist, muss man sehen. Wir sind vermutlich nicht dazu geschaffen, den ganzen Tag genial zu sein. Es kann zu einer »McDonaldisierung« unserer Jobs kommen: Eine Handvoll kluger Entwickler löst das Problem samt der kompletten Prozesskette und am ausführenden Ende bleiben nur einfache Routinetätigkeiten. Dabei können Maschinen einen Burger mindestens so schnell und sorgfältig zubereiten wie Menschen, mit immer der richtigen Menge Ketchup und genau zwei Scheiben Gurke. Und wussten Sie, dass Maschinen nicht nur einen Burger, sondern auch eine Zeitung zusammenstellen können?
Die Welt ändert sich – und so müssen sich auch unsere Unternehmen ändern. Beispiele neuer Unternehmenstypen gibt es viele. Facebook, das aus einem Studentenverzeichnis zum Weltkonzern wurde, Uber, das die Taxibranche aufrollt oder Airbnb als Übernachtungsplattform ohne eigene Betten. Alles hinreichend bekannt.
Gern ertönt der Ruf, Unternehmen sollen sich ein Vorbild nehmen an Apple und Google. Aber wie realistisch ist das für ein deutsches Unternehmen? Ein schwarzer Rolli für den Chef reicht dafür nicht aus. Wir sitzen nicht im »Valley«, unser direkter Markt ist nur ein Viertel so groß wie der in den USA und so richtig zu Hause im Netz sind wir auch nicht.
Deutschland sieht sich als Industrienation. Das ist unsere größte Stärke und gleichzeitig unser größtes Problem. Unsere Antwort auf Digitalisierung lautet Industrie 4.0: Die intelligente Fertigung in der Smart Factory, dazu über Firmengrenzen hinweg verbundene Lieferketten. Das ist toll und hat Potenzial. Aber noch ist es nicht besonders greifbar. Und alleine stehen wir damit auch nicht. Schon jetzt gibt es in den USA und in Asien enorme Fortschritte in Sachen vernetzter Fertigung. Aber vor allem: Produktion ist nur ein Bruchteil der Wertschöpfung!
Wert entsteht durch das Mehr an Service, durch verbesserten Nutzen, durch Vernetzung und Kooperation. Wert ist das, was beim Kunden ankommt – wie sein Produkt hergestellt wird, ist ihm meist herzlich egal. Kluge Firmen haben das bereits erkannt. Sie bewegen sich weg vom Produkt, hin zum Nutzen für den Kunden. Mercedes-Benz lieferte noch 2016 eine E-Klasse mit einer beeindruckenden 9-Gang-Automatik, aber einem pixeligen Minibildschirm für die Navigation. Da wurde offensichtlich an der Zukunft vorbeientwickelt. Aber von Daimler kommt auch die Mobilitäts-App Moovel, mit der sie verschiedene Verkehrsmittel wie Taxi, CarSharing und den öffentlichen Nahverkehr aus einer App nutzen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung! Denn es geht nicht mehr um Ihr Produkt, sondern darum, wie Sie Ihren Kunden helfen.
Für Hersteller ist das verdammt ungemütlich. Das erfordert ganz neue Fähigkeiten, ein neues Selbstbild, das heißt eine Menge Versuch und Irrtum. So etwas passt gar nicht gut in Organisationen, die auf Optimierung ausgerichtet sind. Nicht umsonst sagt mehr als ein Verantwortlicher »Transformation ist Scheiße«. Das ist politisch unkorrekt, aber verständlich. So viel Neues auf einmal, lauter Trends, von denen die meisten in einem halben Jahr schon wieder passé sind: Wie soll man bei so vielen Bäumen noch den Wald erkennen? Die bisherige Arbeit wird ja auch nicht weniger.
»Bedenke das Ende« trifft es auch in der Digitalisierung ganz gut. Denn die Digitalisierung ist nicht abgeschlossen, bloß weil Sie jetzt einen YouTube-Kanal eingerichtet, eine App gebaut oder einen CDO (Chief Digital Officer) ernannt haben.
Digitalisierung ist kein Projekt! Digitalisierung ist ein Prozess, der Sie die nächsten Jahrzehnte weiter begleiten wird. Sicher wird das Kind immer wieder neue Namen bekommen, aber fest steht, dass sich Ihre Möglichkeiten erweitern werden – und Sie darauf reagieren müssen, um mit am Ball zu bleiben. Nein, Sie müssen nicht jedem Trend hinterherlaufen, nicht jedes Jahr eine digitale Sau durch Ihr Dorf treiben. Aber Sie müssen wissen und verstehen, was da draußen passiert.
Und Sie müssen beurteilen, was das mit Ihnen und vor allem Ihren Kunden zu tun hat. Kein Handy wurde entwickelt, um Taschenlampen überflüssig zu machen. Aber seit wir alle eine kleine Leuchte dabei haben, ist der Bedarf an Taschenlampen drastisch zurückgegangen. Deswegen ist es so wichtig zu schauen, was für Ihre Kunden wichtig ist, nicht nur, was die Konkurrenz macht. Gefahren kommen meist aus unerwarteten Richtungen.
Und Digitalisierung ist nicht auf die IT Abteilung oder das Marketing beschränkt. Im Gegenteil, mehr denn je ist das ein Thema für alle Abteilungen. Die Entwicklung, das Personalwesen, die Buchhaltung – alle sollten schauen, was genau der Kunde von Ihnen bekommt und wie Sie das besser machen. Schließlich wollen Sie es Ihren Kunden so naheliegend, angenehm und einfach wie möglich machen, Ihnen Geld zu geben. Wenn eine Bank ein ordentliches Online-Angebot hat, ist das gut. Wenn der Prozess zur Anmeldung aber jeden potenziellen Kunden mit Bergen von Papier aus der Rechtsabteilung erschlägt, dann ist das nicht nur lästig, sondern richtig schädlich. Wenn Sie ein Taxi nur telefonisch bestellen und die Fahrt nur mit Bargeld bezahlen können, ist das genauso dumm. Es geht darum, den Prozess bis ganz zu Ende zu denken. Wichtig ist nicht, wie digital Sie sind, sondern wie Sie den maximalen Wert für Ihre Kunden schaffen. Digitalisierung ist ein Mittel, nicht der Zweck.
Zugegeben, der Titel ist eine Herausforderung. Und fest steht auch: Sie werden in einem Jahr nicht fertig sein mit der Digitalisierung. Aber wenn Sie jetzt loslegen, ernsthaft beginnen und endlich all das tun, was Ihnen vorschwebt, dann werden Sie Ihr Unternehmen in einem Jahr kaum wiedererkennen.
Damit das gelingt und auch noch Spaß macht, bietet dieses Buch Ihnen, Unternehmern und Managern, Beratern und Interessierten, einen Weg durchs Dickicht der Digitalisierung. Und zwar in drei Teilen:
Dazu gibt es eine Menge Beispiele, Hintergrundinformationen und Erfahrungen aus der Praxis.
Kriegen Sie damit Ihr Unternehmen in einem Jahr digitalisiert? Nun, das hängt davon ab, wie schnell Sie lesen! Nein, Spaß beiseite. Das Lesen dauert ein paar Stunden, der Umbau Ihres Unternehmens wird Monate bis Jahre dauern. Im Grunde ist das ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Sie werden Neues lernen, es anwenden und aus der Anwendung wieder etwas Neues lernen. Unternehmen und Mitarbeiter werden sich immer entwickeln, um in einer sich verändernden Welt zu überleben.
Dieses Buch hilft Ihnen, im ersten Jahr deutlich schneller zu sein. Sie werden weniger Fragen haben und mehr Zeit, die für Ihr Unternehmen wichtigen Antworten zu entwickeln. Sie schaffen schneller Grundlagen, haben schneller den Überblick und konzentrieren sich auf lohnende Projekte und Methoden. Arbeiten, nachdenken und umsetzen: Das müssen Sie noch immer selbst. Es ist Ihr Unternehmen. Kein Kochbuch steht für Sie in der Küche und kocht. Aber dieses Handbuch hilft Ihnen, schneller und sicherer zu starten.
Viel Erfolg!
Facebook schreibt keine Inhalte, eBay hat keine eigenen Produkte, Uber keine Autos und Airbnb kein einziges Hotelzimmer. Wie können diese Unternehmen etwas bieten, für das die Menschen bezahlen?
Die Antwort liegt im Wert: Einer völlig subjektiven Einschätzung des Kunden. Hier im ersten Teil des Buches werden wir sehen, auf wie viele Arten Wert entstehen kann. Denn nur wer das weiß, kann Werte schaffen.
Dazu kommt ein Überblick über die vielen Themen der Digitalisierung. Wo genau entsteht denn Wert im Handy, in Cloud-Lösungen, bei Big Data und Künstlicher Intelligenz? Zehn Bereiche sind es, die unser Leben in den kommenden Jahren prägen werden. Hier werden sie erläutert.
Mit diesen beiden Faktoren, dem Wert und wie er durch die Digitalisierung beeinflusst wird, haben Sie das Handwerkzeug, um im zweiten Teil Produkte und ganze Geschäftsmodelle mit digitalem Mehrwert zu entwickeln.
Was Ihre Produkte wert sind und wann der Kunde gerne dafür zahlt.
Wann haben Sie zuletzt nach den Reifen an Ihrem Auto geschaut? Sind Sie sicher, dass alle noch genügend Luft haben? Okay, Sie werden nachher mal hinschauen und rituell gegen die Reifen treten. Aber wenn Sie sicher sein wollen, müssen Sie morgen an der Tankstelle nachmessen. Lästig, oder?
Auf diese Frage hat die Firma Fobo eine Antwort: Sensoren, die man auf die Ventile schraubt und die Ihnen jederzeit den aktuellen Reifendruck auf Ihr Handy senden. Luft ist umsonst, aber diese digitalen Druckwächter kosten im Set ab 140 Euro für ein Auto. Ist es das wert? Manchen Menschen schon. Ob das Motiv nun der Wunsch nach Kontrolle, ein Gefühl von Sicherheit oder der Reiz des Neuen ist: Das Produkt wird gekauft!
Wann haben Sie ein Produkt auf den Markt gebracht, das etwas anbietet, das im Grunde kostenlos vorhanden ist? Auch Eiswürfel kann man leicht und praktisch umsonst selber machen. Aber wer eine Party schmeißt, braucht viel Eis. Und so wurde der Verkauf von Eiswürfeln, trotz großer Skepsis, zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell.
»Price is what you pay. Value is what you get.«
Warren Buffet
Wofür zahlt der Kunde eigentlich? Unternehmen bieten Produkte oder Dienstleistungen an, aber ein Kunde kauft erst, wenn dieses Angebot einen Wert für ihn hat. Der Preis ist das, was der Kunde tatsächlich zahlt. (Kauft niemand das Produkt, dann gibt es genau genommen gar keinen Preis, höchstens ein Angebot.)
Der Wert besteht zum einen aus dem Nutzen, zum anderen aus dem Image. Beim Verkauf an Konsumenten ist jedem klar, wie wichtig dabei die Marke ist. Im B2B wird sie dagegen noch viel zu oft vergessen, dort wird oft rein über den Nutzen argumentiert.
Die Sache mit dem Wert hat ein paar unbequeme Konsequenzen:
Allein der Kunde bestimmt, was ihm etwas wert ist. Was uns die Produktion kostet, welche Vorteile er davon hat – für ihn zählt, was er tatsächlich wahrnimmt. Glücklicherweise gibt es das Marketing, um den Wert zu verdeutlichen. Aber am Ende entscheidet der Bauch des Kunden.
Das bedeutet für Sie: Wenn Sie keinen für den Kunden erkennbaren Mehrwert schaffen, ist Ihr Angebot wertlos.
Egal wie gut Ihr Angebot ist: Es wird immer mit den Alternativen verglichen.
Das funktioniert in beide Richtungen. Mangelnde Alternativen machen Ihr Angebot unwiderstehlich – wie Wasser für einen Verdurstenden oder das berühmte »Königreich für ein Pferd!« bei Shakespeare. Umgekehrt können Sie banale Güter enorm wertvoll machen, wie abgefülltes Leitungswasser als Tafelwasser (Dasani in England) oder püriertes Dosenobst als Smoothies.
Der Wert muss für den Kunden immer höher sein als sein Schmerz, Ihnen das Geld zu geben. Sonst findet er Ihr Produkt zwar toll, ist aber nicht bereit, es zu kaufen.
Kommt eine attraktive Alternative auf den Markt kann Ihr Angebot urplötzlich wertlos werden. So sind durch kleine kostenlose Chat-Dienste wie WhatsApp den Telekom-Firmen Milliardenumsätze mit SMS und MMS entgangen. Wenn Sie gerade Milliarden in den Kauf der UMTS-Lizenzen gesteckt haben, ist so ein Einbruch Ihrer Gewinne richtig schmerzhaft.
Wenn Ihr Produkt keinen erkennbaren Wert mehr hat, wird es nicht gekauft. Egal ob Kodak, Nokia oder Neckermann – wenn ein Angebot keinen relativen Mehrwert mehr bietet, hat der Anbieter keine Existenzberechtigung am Markt.
Natürlich wünscht sich niemand, dass Tausende von Menschen arbeitslos werden. Doch bevor wir uns überlegen, wie Unternehmen den digitalen Wandel überstehen, müssen wir uns erst einmal klar werden, warum sie überleben sollten. Es gibt einfach keinen nennenswerten Markt mehr für Kettenhemden, Postkutschen und Zelluloidfilme. Und auch nicht für MP3-Player, Handys mit Tasten und kleine Digitalkameras. Selbst Navigationsgeräte und Taschenlampen werden durchs Smartphone in die Nische gedrängt.
Wenn unsere Unternehmen gedeihen sollen, dann darf der Wert, den wir liefern nicht sinken. Klingt einfach, ist es aber oft nicht. Der Wert wird durch äußere Faktoren beeinflusst, wie die Politik, die Umwelt und vor allem unsere Mitbewerber. Und natürlich gibt es die unerwarteten Innovationen, die das Wertegefüge verschieben.
Doch bevor wir uns mit Innovationen beschäftigen, sollten wir uns deutlich machen, wo und wie ein Unternehmen Wert erschafft. Wenn man genau hinsieht, dann spielen über zwei Dutzend Faktoren eine Rolle für den Wert. Wer Digitalisierung ernst nimmt, sollte sich zu jedem dieser Faktoren die Frage stellen, wie er ihn verbessern kann.
Hier die »greifbaren« Faktoren, die harten Fakten, die für den Kunden den Nutzen Ihres Produktes oder Ihrer Dienstleistung bestimmen:
Produkt | Service |
|
|
Die »weichen« Faktoren rund ums Image behandeln wir im folgenden Kapitel.
Kennen Sie den iStone? Das ist ein Stück Granit, geschnitten und poliert in der Form eines iPhones. Der iStone hat nie Probleme mit schlechtem Netz und leerem Akku und nervt uns nicht mit Anrufen. Eine sehr konsequente Form des Digital Detox. Aber was zuallererst auffällt, ist sein schieres Gewicht. Und das gilt für alle Produkte: Der erste Eindruck wird durch Material und Gestaltung bestimmt, durch die Haptik (wie es sich anfasst), das Gewicht, den Geruch, den Klang und so weiter. Einige Beispiele:
Ein Handy aus Stein ist eher unpraktisch. Aber es gibt durchaus schon Designermöbel aus Beton. Bei elektronischen Geräten wirkt Metall (wie Aluminium oder gebürsteter Edelstahl) heute oft wertiger als Kunststoff. Früher war Plastik das Material der Zukunft, heute ist Holz ein Zeichen für nachhaltige Qualität.
Ist ein Computer, Smartphone oder Auto besser, wenn es leichter ist, oder wenn es schwerer ist? In alten Zeiten (den 1990er Jahren) wurden noch Metallteile in PCs verbaut, damit diese schwer waren und damit »stark« wirkten. Auch schwere Autos wirken sicher. Schwer kann haltbar und kraftvoll bedeuten, aber auch ineffizient, langsam und unhandlich. Ähnliches gilt für die Größe eines Produkts. Und wer hätte gedacht, dass Männer bei Elektronik eines Tages sagen würden »meins ist aber kleiner als deins!«?
Bei Autos wird sehr genau darauf geachtet, dass sie »neu« riechen, das macht für den Käufer den Charme des neuen Autos aus. Dabei ist der Geruch eigentlich ein unerwünschter Nebeneffekt, das sind die Ausdünstungen der vielen Kunststoffteile. (Die Oberklasse versucht daher, mit Leder zu punkten – auch das muss man dezent riechen können.) Und es gibt sogar eine Duftkerze mit dem Geruch eines neuen Apple-Computers! Bei Plastik-Spielzeug dagegen ist ein starker Geruch ein schlechtes Zeichen, ein Hinweis auf ungesunde Weichmacher.
Wussten Sie, dass es Menschen gibt, die dafür sorgen, dass der Keks beim Reinbeißen das richtige Geräusch macht? Oder die Autotüren so gestalten, dass sie mit einem sattem »Wumms« zufallen? Motorradfahrer bauen ihre Schalldämpfer aus und genießen den Krach, der andere zur Weißglut bringt. Im Rolls-Royce erwarten wir dagegen das kraftvolle, aber stille Gleiten. Die Geräusche, die unsere Produkte machen, geben uns eine Menge unbewusster Hinweise auf ihre Eigenschaften.
Sie sehen, dass Qualität immer stark personen- und kontextgebunden ist. Was für den einen solide ist, findet der andere unhandlich und nicht elegant. Allerdings ist ein wesentlicher Aspekt der Digitalisierung die Dematerialisierung. Diesen Begriff hat Karl-Heinz Land geprägt und als Titel eines Buches verwendet. Denn wenn alles digital ist, dann haben wir deutlich weniger greifbare Produkte. Wenn unser Handy mit einer App zum Schlüssel für unser Hotelzimmer, für unser Auto wird – dann hat sich die Frage nach Material und Gestaltung dieser Schlüssel komplett erledigt. E-Books können nicht mit schönem Papier punkten, Zeitunglesen auf dem Tablet muss ohne das Rascheln und den Geruch von Druckerschwärze auskommen. Und die schwarze American Express Centurion Kreditkarte kann niemanden beeindrucken, wenn sie als App im Handy steckt.
Denken Sie also bei der Gestaltung Ihrer Produkte daran, was Sie durch die Digitalisierung alles weglassen können!
Was genau ist der zentrale Output eines Produktes und wie schnell / gut / oft kann es diesen liefern? Leistung kann alles Mögliche sein, von den PS beim Auto über die Kühlleistung der Klimaanlage zur Bandbreite des Internetanschlusses.
Auch ein Anwalt, der mehr Streitfälle gewinnt oder eine höhere Expertise in einem Gebiet hat, bietet mehr Leistung. Digitalisierung bietet uns die Möglichkeit, unsere Maschinen schneller, flexibler und effizienter zu steuern. Mit KI und den richtigen Datenbanken hat der Anwalt einen vielfach besseren Überblick über die Rechtslage, er kann wasserdichte Verträge schneller und einfacher erstellen. Leistung ist Ergebnisse pro Zeiteinheit – und Digitalisierung kann enorm helfen, die Zeit effizienter einzusetzen.
Wenn es um Spaß an der Leistung geht, ist Teslas Ludicrous Mode schwer zu schlagen. Diese Hardware-Erweiterung für den Tesla S kostet schlappe zehntausend Dollar und sorgt dafür, dass der Wagen in drei (!) Sekunden von Null auf Hundert beschleunigt. Dann ist zwar die Batterie halb leer, aber nichts auf der Straße hat so viel Power.
Der Verbrauch – an Treibstoff, Rohmaterial, Energie oder Bandbreite – ist meist der Antagonist der Leistung. Schnell oder sparsam ist eine elementare Frage – bis es zu Durchbrüchen kommt, die beides schaffen.
Digitale Produkte können den Verbrauch erheblich senken. Denken Sie an den Eco-Modus im Auto – da sorgt die Elektronik dafür, dass Ihr Bleifuß nicht auf den Verbrauch durchschlägt. Oder intelligente Netzwerke, die Maschinen nur dann laufen lassen, wenn der Strom gerade billig ist. Und das muss nicht »Nachtstrom« sein, sondern wird in Echtzeit aus den Strombörsen abgefragt. Intelligente Steuerung und gezielte Leistungserbringung machen Produkte sparsam.
Was kann Ihr Produkt, Ihre Dienstleistung? Inzwischen gibt es viele Konzepte, in denen eine Lösung mehrere Bereiche bedient. Klassiker ist das Smartphone, das inzwischen Dutzende von Funktionen erfüllt. Es bietet Navigation, E-Mail, Chat und Social Media, man macht damit Bilder, Videos und Audioaufnahmen, es ist Taschenrechner, Restaurantführer, Fahrkartenautomat, Kreditkarte, Schlüssel, Partnerbörse und Spielkasino. Ach ja, telefonieren kann man damit auch.
Digitale Daten können auf vielerlei Arten eingelesen, verarbeitet und ausgegeben werden. Das bietet neue, zuvor nicht erwartete Möglichkeiten – und damit jede Menge Gelegenheit, spielerisch neuen Wert für Ihre Kunden zu schaffen. Lassen Sie sich das nicht entgehen!
Die dunkle Seite der Usability kennen Sie aus der Softwareentwicklung: Das Programm tut, was im Pflichtenheft steht, aber die Bedienung ist derart grauenhaft, dass es niemand nutzen mag. Das Gegenteil, wenn ein Produkt genau tut, was es soll, ist regelrecht berauschend. Wenn die Bedienung einfach, fehlertolerant und elegant ist, ist das ein großer Wert an sich.
Ja, natürlich war hier Apple Vorreiter mit dem iPhone. Aber schon davor schrieb Apple Geschichte, unter anderem mit der genial einfachen Bedienung des iPod Shuffle, einem so winzigen MP3 Player, dass kein Display auf das Gerät passte. Trotzdem konnte man damit seine Sammlung von mehr als 1 000 Liedern zufriedenstellend steuern. Ein so minimalistisches Konzept muss man sich erst einmal trauen – und es entsteht, wenn man wirklich genau hinschaut, was Nutzer brauchen.
Auf andere Art macht TruTops Boost das Leben seiner Anwender leichter. Mit dieser Software konfiguriert der Benutzer die Laserschneidemaschinen von Trumpf. Normalerweise ist das ein längerer Prozess mit vielen Einzelschritten. Aber mit dem Boost-Knopf nimmt ein regelbasierter Automatismus dem Nutzer einen Großteil der Arbeit einfach ab. Die Maschine bleibt dieselbe, aber ihre Anwendung wird erheblich einfacher und schneller.
Intuitive Bedienung gibt es nicht nur bei Software und Produkten, sondern auch bei der Beschilderung am Flughafen, beim Empfang im Krankenhaus und der Freundlichkeit an der Käsetheke. Gerade im Bereich der Dienstleistungen, vom Anwalt bis zur Autowäsche, kann unglaublich viel schiefgehen. Es ist daher eine der erfreulichsten Entwicklungen, dass sich mit Service Design eine neue Lehre darauf besinnt, Dienstleistungen genauso elegant und brauchbar zu entwerfen wie Produkte.
Ein großer Teil unseres Wohlstandes ist entstanden, weil wir große Mengen gleichwertiger Güter sehr effizient produzieren. Doch inzwischen sind wir einen Schritt weiter und freuen uns über Produkte, die wir nach unseren Wünschen gestalten.
Beim Konfigurieren wählen Sie bei der Bestellung aus, welche Optionen Sie möchten. Das kennt man bei Computern und Autos, wo Sie bei Farbe, Form und Ausstattung die passenden Optionen wählen.
Bei der Individualisierung können Sie das fertige Produkt nach Ihren Wünschen anpassen. Meist sind das ästhetische Aspekte, nicht funktionale. Die neue Hülle fürs Handy ist ebenso »individuell« wie der Spoiler fürs Auto. Es gibt Schuhe, Kleidung und Taschen mit eInk, der Technik mit der auch E-Book-Reader wie Kindle oder Tolino arbeiten. Damit spielen Sie Texte und Grafiken übers Handy auf Ihre Kleidung.
Äußerliche Individualisierung erzeugt emotionale Bindung: Das ist jetzt wirklich ganz »mein« Handy«, »mein« Turnschuh, »mein« Auto – bis hin zu »meiner« Plastikkiste mit geprägtem Logo in genau der eigenen Firmenfarbe.
Sie können Produkte auch funktional erweitern, wie Ihr neues Tablet, dem Sie einen extra Akku oder einen 3D-Scanner spendieren. Oder das Produkt ist bereits modular aufgebaut, wie bei Küchenmaschinen und Gartengeräten, da dient ein Motor, ein Griff als Basis für viele Anwendungen. Das spart Platz und Kosten. Und führt gelegentlich zu neuen Ideen. Kennen Sie die Pfeffermühle und den Korkenzieher als Aufsatz für den Ixo Akkuschrauber? Hobbykoch trifft Hobbykeller.
Das gilt mindestens ebenso sehr für Dienstleistungen. Es ist toll, wenn Sie Ihre Versicherungen, Ihre Finanzierung, Ihren Handyvertrag an die jeweilige Situation anpassen können. Zum Beispiel mit der britischen Versicherungs-App Back me up. Für 15 Pfund im Monat bekommen Sie Versicherungsschutz für drei beliebige Gegenstände – Sie müssen sie nur fotografieren. Auch in der Industrie ist es attraktiv, wenn Leistungen auf Maß und flexibel sind, seien es Reinigungsdienste, Fertigungskapazitäten oder die Kapazität in Rechenzentren. Wenn alle Angebote weitgehend gleich sind, ist Individualisierung ein Vorteil: das Versprechen, dass es auch in Zukunft immer passen wird.
Sensoren für Bewegung, Lage, Temperatur, GPS und Kamera sind inzwischen Massenprodukte. Der Baukasten für Vernetzung enthält unter anderem die Technologien aus der Mobiltelefonie (SMS, UMTS, LTE), das WLAN und für kurze Distanzen Bluetooth, NFC und Beacons (BLE), da ist für alle Fälle etwas dabei. Wenn Sie beides kombinieren, haben Sie das Internet of Things (IoT), bei dem nicht Menschen, sondern Geräte und Sensoren miteinander kommunizieren.
Ein Beispiel aus dem eigenen Zuhause: Die Heizung zu steuern ist wichtig und sinnvoll. Bequem ist es, wenn Sie das übers Handy machen können. Und besser noch, wenn Sie dabei auch gleich noch die Lüftung, die Fenster und Rollläden steuern. Wenn Sie diese Regelung mit der Wettervorhersage und dem Kalender (für die Jahreszeit und Sonnenstand) verbinden, kann sich Ihr Zuhause immer besser an die Umgebung anpassen.
Ganz schick wird es, wenn Ihre Systeme noch mehr von Ihnen wissen. Zum Beispiel Ihre Reiseplanung oder einfach in welchem Zimmer Sie sich befinden. Dann passen sich Temperatur und Licht von selbst Ihren Vorlieben an.
Die Industrie 4.0