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Bentonithandbuch

Ringspaltschmierung für den Rohrvortrieb

Steffen Praetorius

Britta Schößer

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Für Angela, Lucia und Luana
S.P.

Für Holger, Leo und Ole
B.S.

Danksagung

Der intensive fachliche Austausch über Herausforderungen in der Vortriebspraxis und über Erkenntnisse der Wissenschaft hat Eingang in das vorliegende Bentonithandbuch gefunden und lässt neue (Forschungs-)Ideen wachsen. Für wertvolle Beiträge danken wir den Mitarbeitern der Abteilung After Sales der BU Utility Tunnelling der Herrenknecht AG sowie dem erfahrenen und engagierten Fachpersonal auf den Rohrvortriebsbaustellen. Für vertiefte Diskussionen sprechen wir Frau Dipl.-Ing. Geotechnik/Bergbau Christel Flittner, Herrn Dipl.-Ing. Tiefbohrtechnik Oliver Knopf, Frau Irmhild Lauter, Herrn Ulrich Schröder, Herrn Hermann Spengler und Herrn Dipl.-Geol. Björn Zenner unseren Dank aus.

Einen besonderen Beitrag hat Herr Dipl.-Geol. Matthias Botzenhardt durch seine fachliche Unterstützung bei der Erarbeitung der Thematik zu den Additiven geleistet. Die Erstellung der Zeichnungen und Texte wurden durch Herrn Dipl.-Ing. Nick Biermann, Frau Melanie Ruff, Herrn Roman Duda und Herrn Tobias Bucher unterstützt.

Wir danken aufrichtig Herrn Prof. Dr.-Ing. Markus Thewes und Herrn Dr.-Ing. Marc Peters sowie den Kollegen der Forschungs- und Entwicklungsabteilung BU Utility Tunnelling der Herrenknecht AG und am Lehrstuhl für Tunnelbau, Leitungsbau und Baubetrieb der Ruhr-Universität Bochum für die wohlwollende Unterstützung und die angenehme Atmosphäre. Dem Verlag Ernst & Sohn und insbesondere Herrn Dr. Helmut Richter, Frau Esther Schleidweiler und Herrn Dr. Michael Bär gebührt unser Dank für die Unterstützung bei der Umsetzung und Gestaltung dieses Buchs.

Anregungen und Hinweisen werden gern entgegengenommen.

Steffen Praetorius und Britta Schößer

Vorwort

Der Rohrvortrieb ist ein unverzichtbares Bauverfahren für den Bau unterirdischer Leitungen. Die konsequente Verbesserung der Maschinentechnik in den letzten Jahrzehnten hat dazu geführt, dass Vortriebsprojekte in nahezu jeder Geologie und Hydrogeologie mit anspruchsvoller Trassierung realisiert werden. Der Erfolg eines Rohrvortriebs wird vom reibungslosen Zusammenspiel der Vortriebstechnik und der verfahrenstechnischen Abläufe getragen. Potenzielle Risiken zu minimieren und er-reichbare Vortriebslängen zu erhöhen, sind Teil der Herausforderungen, die sich bei Rohrvortriebsprojekten täglich stellen.

Die Entwicklung der Vortriebskraft über die Vortriebslänge – und insbesondere die Mantelreibung entlang des Rohrstrangs – ist ein zentraler Punkt bei der Durchführung von Rohrvortrieben. Mithilfe hoher Ausführungsstandards können erhöhte Pressenkräften und daraus resultierende Vortriebsverzögerungen oder Vortriebsstillstände vermieden werden. Ein wesentliches Element zur Begrenzung der Mantelreibung ist eine funktionierende Ringspaltschmierung, bei der das Schmiermittel und die Schmiertechnik auf die Randbedingungen des Vortriebs und insbesondere auf den Baugrund abgestimmt sind. Beide Komponenten – Schmiermittel und Schmiertechnik – hängen von wichtigen Details ab und erfordern ein gutes Grundlagenverständnis der Ausführungsbeteiligten.

Das Schmiermittel besteht meist aus einer Bentonitsuspension, deren rheologische Parameter Fließgrenze und Viskosität an die bestehenden geologischen Randbedingungen der Vortriebsmaßnahme angepasst werden müssen. Es ist fachgerecht herzustellen und die rheologischen Parameter sind normgerecht zu messen. Mithilfe der Schmiertechnik wird das Schmiermittel in ausreichender Menge kontinuierlich in den Ringspalt eingebracht. Vorab sind die Verbrauchsmengen des Schmiermittels über den Vortriebsverlauf zu bestimmen, zeitgerecht herzustellen und in ausreichenden Volumina vorzuhalten. Diese Zahlen hängen direkt von der Größe der Vortriebsmaschine und der Vortriebsrohre sowie von den bodenmechanischen Parametern Kornverteilung, Lagerungsdichte und Durchlässigkeit ab. Beim Einsatz eines automatischen Bentonitschmiersystems sind die Anzahl der Injektionsstutzen im Rohrquerschnitt einer Schmierstation ebenso festzulegen wie der Abstand der Schmierstationen und deren Schmierintervalle in Vortriebsmaschine und Rohrstrang.

Die präzise Abstimmung der einzelnen Aspekte aufeinander ermöglicht es, den Ringspalt um den Rohrstrang aufrecht zu erhalten, den Reibungsbeiwert zwischen Vortriebsrohr und Boden deutlich herab zu setzen und zusammenfassend die Mantelreibung im Vortriebsverlauf beherrschbar zu halten.

Das vorliegende Bentonithandbuch behandelt umfassend die relevanten Komponenten der Ringspaltschmierung. Es kann als Planungshilfe und als Leitfaden für den Baustelleinsatz gute Dienste leisten. Darin können jedoch nicht alle Problemstellungen der Praxis des Rohrvortriebs erschöpfend behandelt werden. Eigenverantwortliches Handeln gut ausgebildeter Ingenieure muss auch bei Anwendung dieses Buchs die Grundlage einer guten und erfolgreichen Ausführungspraxis bleiben.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Markus Thewes

Liste der verwendeten Symbole

I. Griechische Symbole
γ Wichte
γStahlbeton Wichte von Stahlbeton
γSuspension Wichte der Suspension
γTeilchen Wichte von Feststoffteilchen
η (dynamische) Viskosität
η differenzielle Viskosität
ηs scheinbare Viskosität
ηp plastische Viskosität
λ Rohrreibungszahl
μ Reibungsbeiwert
ρ Dichte
ρf Dichte der Suspension
ρs Dichte von Feststoffteilchen
ρSuspension Dichte der Suspension
ρTeilchen Dichte von Feststoffteilchen
σc Gesteinsfestigkeit
τ Scher- oder Schubspannung
τB Bingham’sche Fließgrenze
τF Fließgrenze
φ innerer Reibungswinkel (Scherfestigkeit)
φ Winkel des Scherwiderstands (Drucksondierung); dränierter Reibungswinkel (Scherfestigkeit)
φu undränierter Reibungswinkel (Scherfestigkeit)
χ Anpassungsparameter nach Slichter (Gl. 6.13)
II. Lateinische Symbole
a halbe Kluftöffnungsweite
A Anpassungsparameter nach von Soos (Gl. 6.17)
ARohrstrang Mantelfläche des Rohrstrangs
B Anpassungsparameter nach von Soos (Gl. 6.17)
c Formbeiwert nach Kozeny (Gl. 6.14)
c dränierte Kohäsion (Scherfestigkeit)
cTeilchen
cu undränierte Kohäsion (Scherfestigkeit)
cw Widerstandskoeffizient
C Proportionalitätsfaktor nach Hazen (Gl. 6.15); Anpassungsparameter nach von Soos (Gl. 6.17)
CKlufthohlraum Kluftvolumen in Festgesteinen
CMantel Zuschlagsfaktor zur Mantelfläche für Verpressung in den Untergrund
CPorenvolumen Porenvolumen in Lockergesteinen
d Kluftabstand
d10 Korndurchmesser entsprechend 10 Massen-% Siebdurchgang
d60 Korndurchmesser entsprechend 60 Massen-% Siebdurchgang
d50 Korndurchmesser entsprechend 50 Massen-% Siebdurchgang
ds Durchmesser von Feststoffteilchen
d Teilchen Durchmesser eines Bodenteilchens
dw wirksamer Korndurchmesser
D Lagerungsdichte; Geschwindigkeitsgefälle
e Porenzahl; Kluftöffnungsweite
emax maximal mögliche Porenzahl
emin minimal mögliche Porenzahl
f Filtratwasserabgabe
fs lokale Mantelreibung (Drucksondierung)
F Fläche; Kraft
FA Auftriebskraft
FAuftrieb Auftriebskraft der Vortriebsrohrs
FBohrloch Mantelfläche des Ausbruchsquerschnitts
FG Gewichtskraft
FGewicht Gewichtskraft der Vortriebsrohrs
FGewicht Einbauten Gewichtskraft der Einbauten (Kabel, Leitungen etc.) im Vortriebsrohr
FR,spez spezifische Mantelreibung
FVorpress Vorpresskraft des Rohrstrangs
FW Widerstand gegen das Einsinken eines Bodenteilchens in die Suspension
g Erdbeschleunigung
h Druckhöhenunterschied
IA Aktivitätszahl
IC Konsistenzzahl
ID bezogene Lagerungsdichte
IP Plastizitätszahl
J hydraulischer Gradient, Gefälle
Ja Kennzahl für die Beschaffenheit der Kluftflächen
Jn Kennzahl für Kluftscharen
Jr Kennzahl für Kluftrauigkeit
Jw Abminderungsfaktor für Gebirgswasser
kf Durchlässigkeit, Durchlässigkeitsbeiwert
kk Kluftdurchlässigkeit (Gl. 6.18)
ks Sandrauheitshöhe
kT Gebirgsdurchlässigkeit mit einer Trennflächenschar
K Koeffizient
l Länge, Strecke
lÜberschnitt Überschnitt
LVergleich Länge einer Vergleichsstrecke
mD Trockenmasse der Körner mit Durchmessern größer als 0,4 mm
mT Trockenmasse der Körner mit Durchmessern kleiner als 0,002 mm
MBallastierung Zur Ballastierung des Vortriebsrohrs benötigte Masse
n Porenraum (= Porenanteil, Porosität)
ne nutzbare Porosität
nmax maximal möglicher Porenraum
nmin minimal möglicher Porenraum
N0 Anpassungsrammung: Zahl der Schläge für die ersten 15 cm Eindringtiefe (Rammsondierung)
N10 Zahl der Schläge für 10 cm Eindringtiefe (Rammsondierung)
N30 Gesamtzahl der Schläge für 30 cm Eindringtiefe nach der Anpassungsrammung (Rammsondierung)
p Druck
qc Spitzendruck (Drucksondierung)
Q Q-Wert (Maß für die Gebirgsqualität); Durchflussmenge eines Fluids
QMaschine Pumprate an der Vortriebsmaschine
QRohrstrang Pumprate im Rohrstrang
Re Reynoldszahl
s Eindringtiefe (der Suspension in den umgebenden Baugrund)
t Zeit; Temperatur
t10 Gelstärke nach 10 min
t10″ Gelstärke nach 10 s
tM Marsh-Zeit
tM1500 Marsh-Zeit bis zum Auslaufen von 1500 ml Suspension
w Wassergehalt
wL Wassergehalt eines Lockergesteins am Übergang von der flüssigen zur breiigen Konsistenz (Fließgrenze)
wP Wassergehalt eines Lockergesteins am Übergang von der steifen zur halbfesten Konsistenz (Ausrollgrenze)
wS Wassergehalt eines Lockergesteins am Übergang von der halbfesten zur festen Konsistenz (Schrumpfgrenze)
U Ungleichförmigkeitsgrad
v Strömungsgeschwindigkeit
vf Filtergeschwindigkeit
vVortrieb Vortriebsgeschwindigkeit
V (Gesamt-) Volumen
VH Hohlraumvolumen
VMaschine Erstverpressvolumen
VMehrverpressung Mehrverpressvolumen
VRingspalt Ringspaltvolumen
VRohrstrang Nachverpressvolumen
Vt Feststoffvolumen
ws Sinkgeschwindigkeit