Einleitung

Hallo, liebe zukünftige Hörspielmacherin und lieber Hörspielmacher!

Hast du schon mal »Die drei ???« gehört? Oder, als du kleiner warst, »Benjamin Blümchen« und »Der kleine Drache Kokosnuss«? Oder später den ganzen Stapel CDs von »Harry Potter« oder »Der Herr der Ringe«? Und warst du genauso fasziniert und überwältigt wie ich? Bist du auch in fremde Welten eingetaucht und hast mit deinen Helden mitgefiebert?

Und dann die Geräusche: schwere Schritte, eine knarrende Tür, ein rätselhaftes Rumpeln im Raum nebenan – schön schaurig! Oder eher lustig, wie in einem Comic: Jemand purzelt holterdiepolter die Treppe herunter oder bekommt mit einem Klatschen die Torte ins Gesicht.

Hast du dir auch deine ganz eigenen Bilder dazu gemacht? So eine Art Kino im Kopf?

Und hast du dir dann gedacht: So etwas will ich auch mal selber machen! Ich will mir eine spannende, komische, traurige, packende Geschichte ausdenken. Ich will sie aufschreiben, Charaktere erfinden, tolle Dialoge schreiben. Ich will Geräusche und Musik dazu selber machen. Dann alles mit Mikrofonen aufnehmen und schließlich ein eigenes Hörspiel daraus basteln. Du hältst genau das richtige Buch in den Händen!

Über dieses Buch

In diesem Buch erkläre ich dir, was du alles zu tun hast, wenn du ein Hörspiel produzieren willst: eine Story ausdenken, das Skript schreiben, die Aufnahmen machen, schneiden, mischen, Klang-Effekte einsetzen. Und am Ende alles zusammenbauen.

Ich stelle dir ausführlich die Audio-Software Audacity vor und gebe dir viele praktische Tipps, wie du mit ihr deine Hörspielfantasien wahr werden lässt.

Audacity ist eine kostenlose Audio-Software, die du dir ganz einfach aus dem Internet herunterladen kannst. Sie läuft sowohl unter macOS (dem Apple-Betriebssystem) als auch unter Windows (dem Microsoft-Betriebssystem).

Die Versionen unterscheiden sich nur in einigen Kleinigkeiten voneinander. Meistens sind das die Beschriftungen der Menüpunkte. Es ist ziemlich egal, mit welchem Betriebssystem und welcher Version du arbeitest. Ich selber arbeite schon immer mit dem Apple-Betriebssystem macOS und benutze es auch für dieses Buch. Wenn es Stellen geben sollte, an denen sich die Versionen stark unterscheiden, sage ich dir Bescheid.

Im Kapitel »Podcast« erzähle ich dir, wie du einen eigenen Podcast haben kannst, auf dem du deine Hörspiele im Internet präsentierst. Und natürlich kannst du auf so einem Podcast auch andere Audiobeiträge veröffentlichen, die du mithilfe dieses Buchs produzierst.

Mit »audio« wird übrigens alles bezeichnet, was mit dem Ton und dem Hören zu tun hat. Das Wort kommt von dem lateinischen »audire«, das »hören« bedeutet.

Im Gegensatz zu früher, als ich angefangen habe, eigene kleine Hörspiele für mich zu produzieren, brauchst du heutzutage nur ganz wenig Equipment. Du brauchst keine Tonbänder, Kassetten, keine unerschwinglich teuren Mikrofone und schon gar kein Tonstudio. Und für den Anfang hast du das Wichtigste wahrscheinlich sowieso schon zur Hand: einen einfachen Laptop und einen Internetzugang, um dir die Software Audacity herunterzuladen, die wir in diesem Buch benutzen werden.

Wenn du richtig tief ins Hörspielmachen einsteigen willst, gebe ich dir im Buch auch noch Tipps, mit welchem Equipment und mit welchen Tricks du immer professioneller arbeiten kannst.

Wie du dieses Buch benutzen kannst

Du kannst dieses Buch als Gebrauchsanleitung benutzen und in jedem Kapitel die einzelnen Arbeitsschritte in deinem eigenen Tempo einfach nachmachen.

Wenn du aber zum Beispiel eine eigene Geschichte schon längst fertig in der Schublade hast, die du gerne vertonen willst, kannst du das Kapitel 1, »Story und Skript«, auch einfach überspringen und in Kapitel 2 einsteigen. Oder du überfliegst Kapitel 1, um deine eigene Geschichte noch einmal zu überprüfen und zu verändern und vielleicht hörspieltauglicher zu machen.

Genauso kannst du das Kapitel »Das brauchst du« überspringen, wenn du schon das nötige Equipment beisammen hast und vielleicht sogar schon ein-mal Audioaufnahmen gemacht hast.

Du kannst also praktisch auch quer in das Buch einsteigen: Du musst dir nicht alles durchlesen, sondern kannst gleich zum gewünschten Kapitel gehen. Auch innerhalb der Kapitel kannst du vorblättern. Wenn du zum Beispiel die Software schon längst auf deinem Rechner hast, schaust du dir einfach meine Tipps zu den Räumlichkeiten an. Oder wenn es dir nur um bestimmte Bearbeitungsmöglichkeiten mit bestimmten Effekten in Audacity geht, blätterst du einfach zu den Kapiteln »Postproduktion«.

Die Kapitel zum Aufnehmen und zur Postproduktion habe ich unterteilt, weil sie sehr lang und sehr ausführlich sind. Sie sind so ein bisschen übersichtlicher.

Du kannst auch einfach immer mal wieder ein bisschen im Buch herumblättern, um auf neue Ideen zu kommen, die du dann umsetzt. So mache ich das oft mit anderen Büchern, ich lasse mich dadurch inspirieren. Und manchmal sind bestimmte Informationen für mich erst beim dritten oder vierten Mal lesen interessant, wenn ich inzwischen andere Sachen gelernt habe, und diese Informationen dann gut gebrauchen kann.

Das Buch ist schließlich auch noch ein gutes Nachschlagewerk und ein kleines Lexikon. Das Inhaltsverzeichnis und die Wörterliste »Zum Wiederfinden« helfen dir, schnell die benötigten Informationen zu finden. Auf der Homepage des Verlags http://www.wiley-vch.de/ISBN9783527717040 findest du außerdem noch eine Liste »Wichtige Wörter«, in der ich dir alle Fachbegriffe erkläre, die ich im Buch benutze.

Wenn ich in diesem Buch »mit dir spreche« oder über andere Menschen rede, benutze ich immer die männliche Form, also Hörspielmacher, Sprecher, deine Freunde und so weiter. Das habe ich aus Gründen der Übersichtlichkeit und der Lesbarkeit so gemacht. Aber ich meine damit immer auch dich als Hörspielmacherin, dich als Sprecherin, deine Freundinnen und so weiter. Ich hoffe, du ärgerst dich darüber nicht.

Über die Symbole, die ich in diesem Buch verwende

An vielen Stellen im Buch tauchen kleine Symbole auf, sie bedeuten Folgendes:

Bei der Zielscheibe findest du wertvolle Hinweise, die dir die Arbeit erleichtern.

Beim Warndreieck ist deine erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Ich weise dich damit zum Beispiel auf typische Fehler bei der Arbeit hin.

Mit dem Elefanten erinnere ich dich an Stellen im Buch, in denen ich bestimmte Dinge schon mal erwähnt habe. Da lohnt sich das Zurückblättern.

Beim Roboter findest du Hintergrundwissen, meistens technische Erklärungen für den Spezialisten in dir.

Und außerdem noch …

Bei der Produktion deiner Hörspiele kannst du ganz alleine arbeiten. Aber natürlich macht es auch sehr viel Spaß, mit anderen Menschen im Team zu arbeiten.

Oft kommen einem erst in der Gruppe die besten Einfälle. Ihr könnt zusammen Ideen ausspinnen, euch gegenseitig anstacheln, Kritik äußern, Mut machen.

Ihr könnt euch die Arbeit aufteilen und euch auch immer wieder abwechseln. Teilweise könnt ihr sogar gleichzeitig arbeiten – es gibt genug zu tun: schreiben, sprechen, Sprecher aufnehmen, Außenaufnahmen machen, Geräusche und Musik suchen oder selber machen, schneiden, mischen und immer wieder mit frischen Ohren hören, hören, hören!

In einigen Situationen kann es auch sehr hilfreich sein, einen extra Tontechniker zu haben, der sich ausschließlich um die Aufnahmequalität kümmert.

Und nicht zuletzt machen viele verschiedene Sprecher ein Hörspiel oft erst so richtig hörenswert!

Höre dir auch immer wieder deine Lieblingshörspiele an, um von den Profis zu lernen, wie sie ihre Hörspiele machen. Höre dir die Hörspiele unter ver-schiedenen Gesichtspunkten an: Wie lang sind sie? Gibt es einen Erzähler, und wie viele Sprecher gibt es? Wie setzen die Hörspiele die Geräusche und die Musik ein? Wie fangen die Szenen an und wie hören sie auf?

Probiere immer wieder selber aus. Ich bin oft erst durch das Rumspielen mit der Software oder dem Equipment auf neue Ideen gekommen und habe manchmal dann erst gemerkt, welche Ideen alle in mir stecken.

Du wirst merken, dass deine Ohren »immer größer werden«, dass du immer mehr spannende Details hörst, die du früher gar nicht wahrgenommen hast. Und das nicht nur im Hörspiel – irgendwann wirst du bestimmt mit viel spitzeren Ohren durch die Gegend gehen und Dinge hören, von denen die anderen Menschen gar keine Ahnung haben!

Schließlich kannst du dieses Buch auch gerne deinen Lehrern empfehlen und sie anregen, auch mal ein Hörspiel im Schulunterricht oder in einer AG zu produzieren.

In einem Extra-Kapitel auf der Homepage des Verlags mache ich dir noch ein paar weitere Vorschläge, was du mit Audacity machen kannst: Hörbücher, Audioguides, Slideshows, Geräuschcollagen, Musik und einiges mehr. Sogar für die eine oder andere Hausaufgabe in der Schule könntest du die Software einsetzen. Du findest das Kapitel hier: http://www.wiley-vch.de/ISBN9783527717040. Auch auf meiner Homepage kannst du ein bisschen rumklicken, wenn du neue Ideen brauchst und dich ein bisschen inspirieren lassen willst. Du kannst dir auch einfach das eine oder andere Hörspiel anhören, das ich im Laufe der Jahre mit Kindern und Jugendlichen produziert habe: www.hoerspielemitjungenmenschen.de.

Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß in deinem neuen Leben als stolzer Hörspielmacher!