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Erben und vererben für Dummies

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Über den Autor

Einführung

Wenn Sie dieses Buch in der Hand halten, haben Sie geerbt, wollen wissen, ob Sie vielleicht etwas geerbt haben oder wie viel Sie geerbt haben und was Sie jetzt als Erbe veranlassen müssen. Vielleicht wurden Sie aber auch bei einem Todesfall nicht bedacht und wollen wissen, welche Rechte Sie haben, oder Sie überlegen, eine Erbschaft wegen einer möglichen Überschuldung auszuschlagen.

Es kann aber auch sein, dass Sie allein oder mit Ihrem Ehe- oder Lebenspartner beziehungsweise Ihrer Familie überlegen, was mit Ihrem Vermögen nach Ihrem Tod geschehen soll. Für die Zukunft wollen Sie vorsorgen. Sie wollen den Verbleib des Familienvermögens selbst gestalten und mit einem Testament oder einer anderen Verfügung Ihre Erbfolge und die Aufteilung des Erbes regeln. Vielleicht wollen Sie aber auch schon »mit warmer Hand« etwas weitergeben, solange Sie noch leben. Dann gehören Sie zu den Menschen, die rechtzeitig Vorsorge treffen, und von denen es viel zu wenige gibt. Insbesondere junge Menschen denken selten an einen möglichen frühen Tod und die Folgen für die Familie oder den Partner.

Oft geht es auch um sehr viel Geld. Jeder fünfte Nachlass hat in Deutschland heute schon einen Wert von über 100.000 Euro, im Durchschnitt sind es aber aufgrund der ungleichen Verteilung über 300.000 Euro pro Erbfall. Nach Schätzungen wird der insgesamt vererbte Vermögenswert in Deutschland auf etwa 400 Milliarden Euro steigen. Nur in etwas über einem Fünftel der Erbfälle liegt ein Testament vor. Und oft wird auf das ererbte Vermögen auch Erbschaftsteuer bezahlt, derzeit jährlich rund sechs Milliarden Euro mit steigender Tendenz. Viele Gründe also, individuelle und optimierte Regelungen im Voraus zu treffen.

Keiner befasst sich gerne mit dem Thema Tod. Deshalb weiß auch fast niemand wirklich, was bei einem Todesfall eines nahen Angehörigen auf ihn zukommt. Gut, wenn der Verstorbene vorgesorgt hat. Aber das ist nicht immer der Fall. Es ist deshalb gut, dass man die Bestimmungen des Erbrechts kennt, aber auch die Dinge, die man bei Ämtern oder zur Beerdigung regeln und bedenken muss. Und wer selbst Vorsorge treffen will, muss sich orientieren, was das Gesetz vorschreibt und was man selbst gestalten kann. Nicht zu schweigen vom Fiskus, der auch im Todesfall seinen »Zehnten« in Form der Erbschaftsteuer abverlangt.

Erben und vererben für Dummies kann den Rat eines Rechtsanwalts, Notars oder Steuerberaters nicht ersetzen. Immer kommt es auf die individuelle Situation an. Und gerade im Erbrecht müssen die von Ihnen getroffenen Regelungen genau gefasst sein, denn wenn der Todesfall eingetreten ist, kann man den Verfasser eines Testaments nicht mehr fragen, was genau seine Wünsche waren. Wer aber die wichtigsten Grundlagen kennt, kann den Rechtsoder Steuerberater gezielter und vielleicht auch kritischer fragen – und vielleicht hat er auch schon eine Idee für die Gestaltung.

Über dieses Buch

Egal ob Sie gerade einen Todesfall in Ihrem Umfeld hatten oder Ihre Erbfolge selbst gestalten und regeln wollen: Dieses Buch hilft Ihnen – untergliedert auch nach den verschiedenen Lebensumständen – weiter. Geschrieben wurde es von einem Rechtsanwalt, der sich auf das Erbrecht und das damit zusammenhängende Steuerrecht spezialisiert hat und der viele Jahre in der Wirtschaft, in Verbänden und in Stiftungen gewirkt und praktische Erfahrungen gesammelt hat. Daher kennt er auch die Sprache der Menschen, die nicht Rechtswissenschaften studiert haben, aber trotzdem verstehen wollen, was ihre Rechte und gegebenenfalls ihre Pflichten sind und welche eigenen Gestaltungsmöglichkeiten sie haben.

Das Recht ist nicht immer eindeutig. Oft gibt es unterschiedliche Meinungen zu einem Sachverhalt und manchmal auch unterschiedliche Gerichtsentscheidungen. Erben und vererben für Dummies versucht, nur die herrschende und wichtige Meinung wiederzugeben. Manchmal ist es notwendig, darauf hinzuweisen, dass es auch andere Ansichten und Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Dies wird dann besonders gekennzeichnet. Die Justiz in Deutschland liegt im Zuständigkeitsbereich der Länder. Daraus resultieren unterschiedliche Handhabungen, insbesondere im Hinblick auf Notariate und Nachlassgerichte, auf die ebenfalls hingewiesen wird.

Was mir beim Verfassen dieses Buches auch ganz wichtig war: Sowohl bei einem Todesfall als auch bei der Gestaltung des eigenen Testaments geht es immer auch um familiäre oder freundschaftliche Verbindungen und um viele Emotionen. Es herrscht oftmals zunächst unendliche Trauer über den Verlust eines Menschen. Und trotzdem muss man handeln. Es gibt bei Erbschaften manchmal »Gewinner«, aber auch »Verlierer«. Bisher enge Familienverbünde brechen oft über Erbstreitigkeiten auseinander. Deshalb sollte man das System des Erbrechts verstehen und auch die Gestaltungsfreiheit des Erblassers. Man muss aber auch mit den Emotionen umgehen, die aufkommen, wenn »Ungerechtigkeiten« empfunden werden oder »Unverständnis« über den Erblasser oder das Verhalten der Miterben herrscht.

Nicht ohne Grund lautet die Frage des Erbrechtsanwalts, wenn ihm sein Mandant »Wir verstehen uns gut in der Familie« erzählt: »Glaube ich Ihnen gern, aber haben Sie schon einmal gemeinsam geerbt?«

Ein im Erbrecht tätiger Rechtsanwalt ist also oft mit Situationen konfrontiert, in denen die Menschen nicht immer rational handeln. Erbrechtsfälle sind oft sehr emotional – ob gerechtfertigt oder nicht. Deshalb habe ich versucht, auch die persönlichen, familiären und psychologischen Aspekte zu berücksichtigen. Manchen Streit kann man aber auch durch klare Gestaltung und gute Kommunikation im Vorfeld vermeiden.

Was dieses Buch nicht ist

Dieses Buch ist kein juristischer Ratgeber. Ich gebe Ihnen einen leicht verständlichen Überblick über viele Situationen beim Erben und Vererben. Sie erhalten auch viele Muster und Formulierungen, aber Erben und vererben für Dummies ist kein Formularbuch und kann nur Anregungen geben. Wenn Sie beispielsweise letztwillige Verfügungen wie Testamente und Erbverträge rechtssicher gestalten wollen, müssen Sie einen Rechtsberater oder Notar aufsuchen. Allein schon die rasanten Änderungen in unserer Gesetzgebung und in der Rechtsprechung sind Anlass, sich immer über den neuesten Stand zu informieren.

Konventionen in diesem Buch

Sie müssen Erben und vererben für Dummies nicht von vorn bis hinten durchlesen, um zu verstehen, wie Sie ein Testament gestalten sollten, sich im Erbfall verhalten müssen oder dem Nachlassgericht oder dem Finanzamt gegenübertreten sollten. Sie können an jeder Stelle in diesem Buch einsteigen, ohne ein bestimmtes Vorwissen zu haben. Wie alle … für Dummies-Bücher ist auch Erben und vererben für Dummies modular aufgebaut. Sie können über das Inhaltsverzeichnis oder das Stichwortverzeichnis die für Sie wichtigen Begriffe heraussuchen und direkt in das Thema eintauchen. Wer das Erben, das vorweggenommene Schenken und das Erbrecht und auch noch die Erbschaft- und Schenkungsteuer wirklich umfassend verstehen und lernen will, kann natürlich das Buch auch von vorn bis hinten durchlesen.

Um besonders wichtige Aspekte hervorzuheben, Sie vor möglichen Fallstricken zu bewahren oder Ihnen Beispiele zum besseren Verständnis zu geben, besteht Erben und vererben für Dummies nicht nur aus fortlaufendem Text, sondern es gibt auch mit Symbolen versehene Stellen, Listen und hervorgehobene Kästen.

Besonders wichtige Informationen sind für Sie so markiert:

Wichtige Internetseiten, die Ihnen bei der eigenen Recherche weiterhelfen können oder auf denen Sie wichtige Vorschriften oder Adressen finden, sind in dieser Schrift gesetzt.

Was Sie nicht lesen müssen

Kein Autor rät seinen Lesern gerne, dass sie Teile seines Buches nicht lesen müssen. Erben und vererben für Dummies ist allerdings bewusst modular aufgebaut. Kapitel, die Ihrer derzeitigen Situation nicht entsprechen, können Sie überschlagen, ohne etwas zu verpassen. Wenn andere Inhalte für das Verständnis des Themas notwendig sind, erhalten Sie einen Querverweis. Insbesondere Teil III orientiert sich an unterschiedlichen Lebenslagen, die natürlich schon eine Auswahl vorgeben, wenn Sie zum Beispiel nicht alleinstehend sind oder in keiner nichtehelichen Lebensgemeinschaft leben. Unterschiedlich ist auch die Situation, ob Sie in einem Erbfall konkrete Anleitung und Hilfe benötigen oder ob Sie Ihr Testament in aller Ruhe regeln können und wollen.

Törichte Annahmen über den Leser

Natürlich machen Autoren und der Verlag sich vor dem Veröffentlichen eines Buches immer darüber Gedanken, wer denn die Leser überhaupt sind und was sie von einem solchen Buch erwarten.

Um es deutlich zu sagen, Sie beschäftigen sich wahrscheinlich in irgendeiner Weise derzeit mit der Regelung eines Nachlasses. Entweder Sie haben in Ihrem engeren oder auch weiteren Umfeld einen Menschen verloren. Sie sind deshalb Erbe geworden oder kümmern sich zumindest um den Nachlass oder die Beerdigung. Manchmal wird jemand auch Erbe, ohne den Erblasser überhaupt oder zumindest nicht gut gekannt zu haben.

Die andere Situation ist, dass Sie nicht »nach mir die Sintflut« sagen, sondern sich Gedanken darüber machen, wer Sie beerben soll und in welchem Umfang. Sie gehören damit zu einem leider viel zu kleinen Kreis von Menschen. Oft werden keine Regelungen des Verstorbenen vorgefunden. Insbesondere ist das dann der Fall, wenn Menschen noch jung sind und nicht darüber nachdenken, dass ihnen etwas zustoßen könnte. Dann gilt das Gesetz und das passt wirklich oft nicht auf die Situation der Familie mit der eintretenden gesetzlichen Erbfolge, vielleicht mit noch sehr kleinen Kindern als Erben.

Wahrscheinlich haben Sie auch nicht Rechtswissenschaften studiert und wollen auch keine juristische Fachliteratur lesen. Denn Juristen versehen ihre Sprache und Argumentation oft mit Begriffen, die für Laien kompliziert klingen. Manchmal ist das notwendig, denn das Leben ist sehr komplex geworden und dem ist das Recht auch gefolgt. Umso besser, wenn man einen Spezialisten hat, der die Themen einfach und unkompliziert darstellt und die Alltagsfragen auf das Notwendige beschränkt und nicht jeder juristischen Verästelung nachgeht. Sie müssen auch nicht jede Ausnahme von der Ausnahme kennen, sondern wollen einen verständlichen Überblick über das Erbrecht und die damit in der Praxis zusammenhängenden Fragen.

Sie suchen auch kein Buch, das Ihnen in einer schwierigen Situation den Weg zum Rechtsanwalt, Notar oder Steuerberater erspart. Oft liegt der Teufel im Detail und kann in einem Ratgeber nicht geklärt werden. Ein konkreter Rat kann immer nur in einem konkreten Fall gegeben werden. Und für konkreten Rat haftet der Berater dann auch, wenn er einen Fehler gemacht haben sollte.

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Dieses Buch ist in sechs Teile gegliedert. In jedem Teil wird ein bestimmtes Thema angesprochen, manchmal grundlegender Art, wie in Teil I, aber auch bezogen auf bestimmte Lebenssituationen oder Notwendigkeiten zum Handeln. Was immer Sie über das Erben wissen wollen, es steht in diesem Buch. Sie können jedes relevante Thema über das Inhaltsverzeichnis oder das Stichwortverzeichnis finden. Hier eine kurze Übersicht über die einzelnen Teile.

Teil I: Die Bestimmungen des Erbrechts verstehen

Das deutsche Erbrecht ist vor allem im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt. Es ist Grundlage, wenn vom Erblasser nichts geregelt ist, und auch für alle Regelungen, die ein Erblasser treffen kann. Sie erfahren alles über

Teil II: Erbschaft und Finanzamt

Auch der Todesfall ist ein Anlass für den Fiskus, eine Steuer zu erheben. In einem für Schenkungen und Erbschaften annähernd gleichlautenden Gesetz sind die Bestimmungen festgehalten, die den Anfall und die Höhe der Steuer bestimmen, im Einzelnen

  • Voraussetzungen und Höhe der Erbschaft- und Schenkungsteuer,
  • Freibeträge.

Teil III: Richtig vererben in allen Lebenslagen

In diesem Teil geht es um die Gestaltungsmöglichkeiten für ein Testament, die jeder Mensch hat. Hier gehe ich vor allem auf unterschiedliche Lebenssituationen ein. Das bedeutet auch, dass bei Veränderung der Lebenssituation auch andere Empfehlungen gelten und gegebenenfalls bestehende Verfügungen geändert werden sollten. Im Einzelnen handelt es sich um

  • Regelungen für Alleinstehende,
  • Regelungen für Ehepaare und junge Familien,
  • Regelungen für nichteheliche Lebensgemeinschaften,
  • Regelungen für ältere Menschen,
  • Regelungen bei Trennung und Scheidung.

Teil IV: Vererben und schenken mit »warmer Hand«

Nachfolgeplanung bedeutet nicht nur eine Regelung für den Fall des Todes. In vielen Fällen ist es sinnvoll, Familienangehörigen oder anderen einem wichtige Menschen das Vermögen oder Teile davon schon vor dem Tode zukommen zu lassen. Und das nicht nur aus steuerlichen Gründen. Mit »warmer Hand« kann Folgendes erfolgen:

  • Schenkungen als Zuwendung unter Lebenden
  • Vorweggenommene Erbfolge
  • Schenkungen zurückfordern

Teil V: Der Todesfall ist eingetreten

In diesem Teil geht es um die Soforthilfe, wenn ein Todesfall eingetreten ist und man selbst in der Verantwortung steht, zu handeln oder sich seine Rechte als Erbe zu sichern beziehungsweise gegebenenfalls ein Erbe auszuschlagen. Im Einzelnen wird Folgendes behandelt:

  • Sofortmaßnahmen für Angehörige
  • der Erbschein und andere Formalitäten
  • Haftung für Schulden und Ausschlagung der Erbschaft

Teil VI: Der Top-Ten-Teil

Dieser Teil enthält wichtige praxisnahe und anschauliche Tipps, die Sie beim Thema »Vererben« und »Erben« berücksichtigen sollten. Jeweils in Zehnerpäckchen gebündelt finden Sie

  • zehn Punkte, die unbedingt geregelt werden müssen,
  • zehn Tipps, wie man Steuern vermeiden kann,
  • die zehn wichtigsten Schritte im Todesfall.

Wie es weitergeht

Wollen Sie sich über das Erben und Vererben und alle damit zusammenhängenden Themen und Fragen ein Bild machen, lesen Sie am besten das gesamte Buch. Was Sie wirklich nicht interessiert, können Sie getrost überblättern. Mustervorlagen zum Download finden Sie unter www.fuer-dummies.de und dem Stichwort Erben und vererben für Dummies.

Teil I

Das Erbrecht verstehen

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