cover.eps

Wirtschaftsethik für Dummies

Schummelseite

Title page image

Über die Autoren

Wieland Achenbach hat Volkswirtschaftslehre, Slawistik und Sinologie an der Philipps-Universität in Marburg studiert. Dort hat der Diplom-Volkswirt während seiner Tätigkeit als Programmdirektor und später als Strategieleiter im Management der Frankfurt School of Finance and Management 2003 auch seine Promotion abgeschlossen. 2007 nahm er eine Professur für Personal, Organisation und Strategielehre an der International School of Management in Dortmund an, für die er akademischer Leiter des Standorts Frankfurt war. Seit 2012 lehrt er Personalwirtschaft und Unternehmensführung an der Hochschule Aschaffenburg. Er ist zudem seit rund 15 Jahren Dozent für Strategielehre, Personalmanagement und für Unternehmens- und Bankenethik für Nachwuchskräfte der deutschen Banken und Sparkassen an der Frankfurt School. Zu den Sachgebieten des Autors gehören Arbeitsmarkt- und Sozialpolitikfragen ebenso wie Strategielehre, Wirtschaftsethik und Bildungsmanagement. Neben fachlichen Kompetenzen kann er praktische Führungserfahrung im Management von Hochschulen aufweisen. Er hat zudem für seine Arbeitgeber zahlreiche Studiengänge zur Akkreditierung geführt und wirkt bis heute als Gutachter für eine Kommission bei Akkreditierungen mit. Daneben ist er Aufsichtsrat einer Raiffeisenbank im Rhein-Main-Gebiet.

Veronika Kneip hat Medien-Planung, -Entwicklung und -Beratung an der Universität Siegen studiert und schloss dort als Diplom-Medienwirtin ab. Anschließend promovierte sie im Fach Politikwissenschaft im DFG-Sonderforschungsbereich Medienumbrüche an der Universität Siegen. Seit 2009 ist sie als Programmdirektorin und Lecturer an der Frankfurt School of Finance & Management tätig. Dort unterrichtet sie im Bereich Wirtschaftsethik und publiziert zu Themen wie Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung. Als Programmdirektorin ist sie für die Konzeption und Weiterentwicklung akademischer Programme zuständig.

Einführung

Sie studieren BWL, VWL oder ein verwandtes Fach wie Soziologie, Rechtswissenschaften, Politik oder Geschichte. Dann sind Sie mit der Lektüre dieses Buches über Wirtschafts- und Unternehmensethik gut bedient. Wir, die Autoren, meinen das überhaupt nicht ironisch. Denn der hier vermittelte Stoff ist nicht nur durchaus geeignet, die Wahrscheinlichkeit zu verbessern, dass Sie Ihre nächste Prüfung bestehen. Das Buch zeigt auch an vielen Beispielen und Geschichten Zusammenhänge in unserem täglichen Erleben von Wirtschaft und Wirtschaftsverfassung auf. Beim Überlegen und beim Niederschreiben haben wir selbst gemerkt, wie alltäglich das meiste ist, was hier jetzt zu lesen ist. Darüber, wie unser »wirtschaftliches Dasein« organisiert und geregelt ist, denken wir meist nicht bewusst nach.

Das Leben als Wirtschaftssubjekt läuft irgendwie automatisch und schnell. Konsumenten haben keine Zeit oder Lust, jede Entscheidung zu hinterfragen. Sie wissen auch manchmal gar nicht, welchen Maßstab sie für eine Entscheidung anlegen sollen – etwa bei der Frage, ob eine Autobahn öffentliches Eigentum sein sollte oder ob sie privatisiert werden könnte oder sollte und ob die Nutzung etwas kosten darf oder nicht. Einige Regeln des alltäglichen Tausches von Gütern und Dienstleistung verstehen wir eventuell gar nicht gut, über andere haben wir noch nie nachgedacht. Einige Regeln sind historisch nachvollziehbar, aber nicht logisch. Zum Beispiel gibt es zwar eine Hundesteuer, aber keine Katzensteuer. Hundebesitzer finden das womöglich ungerecht.

Über dieses Buch

Themen, mit denen sich die Wirtschaftsethik beschäftigt, tauchen in vielen volks- und betriebswirtschaftlichen Fächern auf, etwa bei den Fragen, nach welchen Bedingungen getauscht wird, welche Handlungs- und Verfügungsrechte über Ressourcen bestehen oder was eine gerechte Besteuerung ist. In besonderem Maße sind ethische Betrachtungen immer in der Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik dabei, sowohl in der Mikro- als auch der Makroökonomie.

Weil Wirtschafts- und Unternehmensethik kein eigenes Fach in jedem wirtschaftswissenschaftlichen Studium ist, klingt dies zunächst irgendwie fremd und ganz weit weg. Für Studenten, die in diesem Fach geprüft werden, ist es mitunter schwierig, schnell einen Bezug zur eigenen Studienspezialisierung herzustellen. Aber das Wissen um Rahmenbedingungen, Inhalte, Konzepte und praktisches Vorgehen in der Gemengelage aus Möglichkeiten und Grenzen, Kooperation und Konkurrenz sowie dem Staat, der den fairen Tausch auf Märkten kontrolliert und regelt, hilft – auch den Entscheidern in der Wirtschaft. Die Unternehmensleitung kann in Kenntnis der Leitplanken und Haltungen, die die Wirtschafts- und Unternehmensethik vermittelt, besser einschätzen, wie ihre beabsichtigten Handlungen auf andere wirken, welche Ressourcen wie genutzt werden können und wie Märkte bedient werden könnten und sollten.

Kenntnisse der Wirtschaftsethik sind für Betriebswirte wichtig, um geschäftsschädigendes Fehlverhalten zu vermeiden, eine selbstverpflichtende Haltung zu entwickeln und um Chancen der Zukunft nutzen zu können, etwa durch Entwicklung neuer Märkte, Produkte und Verfahren. Die oftmals wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen richtig wahrzunehmen und die in Regeln gefasste Wirtschaftsordnung zu kennen, ist Teil des notwendigen Kompetenzprofils jeder Unternehmensleitung.

Topmanager als Entscheider stehen als Galionsfiguren ihres Unternehmens prominent in der Öffentlichkeit. Alle schauen auf sie und Mitarbeiter erwarten, dass ihre Vorgesetzten gute Vorbilder sind. Unfaires, unerwünschtes Verhalten gegenüber der Öffentlichkeit, den Arbeitnehmern, den Kunden oder Konkurrenten schadet nicht nur kurzfristig. Es gefährdet das gute Ansehen des Unternehmens und damit langfristig auch die Rentabilität und sogar den Bestand eines Unternehmens. Kenntnisse der Wirtschafts- und Unternehmensethik sind deshalb elementarer Bestandteil des wirtschaftlichen Wissens und von strategischer Bedeutung. Ein Geschäftsmodell, das auf unredlichem Verhalten aufbaut, wird früher oder (etwas) später unattraktiv und ist in der heutigen Zeit großer Transparenz und Macht der Kunden und Arbeitnehmer zum Scheitern verurteilt.

Kenntnisse der Wirtschaftsethik und Wirtschaftsverfassung waren früher für Studenten der Volkswirtschaftslehre und verwandter Fächer wie Soziologie oder Politik Bestandteil ihres Studiums. Das ist mit der Hinwendung der Volkswirtschaftslehre zu einem mehr zahlengläubigen »naturwissenschaftlich-mathematischem Verständnis« ein wenig aus der Mode gekommen. Alle aber, die politisch und praktisch in Staat und Gesellschaft tätig sein wollen, können vertiefte Kenntnisse über die Wirkung von wirtschaftsethischen und -politischen Maßnahmen und Regeln gut gebrauchen. Kurzum, wir hoffen deshalb, dass wir den Inhalt und die Bedeutung von Wirtschaftsethik realitätsnah, spannend und nicht belehrend oder moralisierend vermitteln.

Damit das »ohne zu moralisieren« gelingt und weil es gar nicht so leicht ist, völlig neutral und wertfrei über Wirtschafts- und Unternehmensethik zu schreiben, seien hier ein paar Vorbemerkungen erlaubt, die als Vorschläge für Vereinbarungen mit Ihnen als Leser wirken könnten:

Bitte erwarten Sie nicht, dass wir die Wahrheit präsentieren. Wir kennen die Wahrheit auch nicht. Wir präsentieren Konzepte und unterschiedliche Sichtweisen. Manchmal haben wir eine Meinung. In den Geistes- und Sozialwissenschaften gibt es wenig Wahrheit und viel Meinung. Egal wie gut begründet eine Meinung ist und wie viele Follower sie womöglich in einem Blog findet, sie bleibt trotzdem subjektiv oder intersubjektiv. Das heißt, einer oder eine Gruppe von Menschen hält etwas für wahr und vertritt diese Meinung mehr oder minder vehement. Es kann sein, dass das, wovon Menschen überzeugt sind, wahr ist, es kann aber auch nicht sein. Die einen sagen es so, die anderen so und es ist auch nicht immer gleich alles ungerecht, nur weil einer behauptet, es sei ungerecht. Denn vieles, was passiert oder wovon wir denken, dass es zukünftig so sein müsse, ist zeitabhängig zu bewerten. Zwischen Menschen können keine naturwissenschaftlichen Wahrheiten wie das Gesetz der Schwerkraft oder des Magnetismus als gegebene sichere Erkenntnis oder als Beweis einer unumstößlichen Realität herhalten. Vieles bleibt im mehr oder minder gut begründbaren Meinen, Fühlen und auch Glauben stecken. Wir referieren deshalb in der Regel bloß Pro und Contra von Argumentationen.

Aber um es zuzugeben, Sie werden es ohnehin gleich lesen: Manchmal vertreten die Autoren eine eigene Meinung. Die müssen Sie jedoch nicht teilen. Vielleicht denken Sie wegen anderen von uns nicht präsentierten oder in ihrer Bedeutung geringer geschätzten Argumenten ganz anders über ein Thema. Das ist für uns völlig in Ordnung und hoffentlich auch für Sie. Bitte bilden Sie sich zu den Themen in diesem Buch eine eigene Meinung!

Weil etwas wie die Wirtschaftsethik nicht gut als eine unangreifbare verallgemeinerbare Wahrheit gelten kann, sollte man sich bescheiden auf das Referieren konzentrieren. Alle, die sich mit dem Thema Wirtschaftsethik befassen, sollten aber nicht in Versuchung geraten, die Beschäftigung damit deshalb als komplett unwissenschaftlich oder unbedeutend für die Praxis zu abzustempeln. Gerade Wirtschaftswissenschaftler sind manchmal geneigt, alles weit von sich zu weisen, was man nicht präzise zählen, messen und wiegen kann. Sie verspotten mitunter das Verfolgen etwa von sozialen Zielen als unwichtig, als vermeidbare Kosten oder »Sozialklimbim« und fordern gern »nicht emotional zu sein«. Was sich nicht in einem Konzept umsetzen lässt, gilt als schwierig bis irrelevant. Bevorzugt werden Algorithmen, Checklisten und technische Lösungen. Für nicht wenige Entscheidungen gibt es jedoch in der Realität keine Rezeptbücher, in denen man nachschlagen könnte, wenn man sich unsicher ist, was man tun sollte.

Unserer Ansicht nach ist das Thema Wirtschafts- und Unternehmensethik von großer Bedeutung für die Praxis. Die meisten Krisen der letzten Jahrzehnte sind nicht entstanden, weil irgendein Zusammenhang falsch berechnet wurde, sondern weil sich Akteure bewusst oder unbewusst falsch oder unehrlich verhalten haben. Über Zahlen, Pläne, Dinge und Vorgänge, die man zweifelsfrei und eindeutig messen kann, können Politiker oder die Leiter von Unternehmen in der Regel auch einfacher entscheiden als darüber, welche Haltung maßgeblich ist oder auf der Basis welcher Werte entschieden werden soll.

Um ein Beispiel zu nennen, empfahl eine deutsche Großbank kurz nach der Finanzkrise in ihrer Mitarbeiterzeitung ihren Mitarbeitern, die manchmal eben auch moralisch schwierige Entscheidung treffen müssen, zukünftig auf eine bestimmte Art vorzugehen. Das las sich wie eine Verhaltensanleitung, um drohende Schäden aus moralisch zweifelhaften Entscheidungen zu vermeiden. Denn, so schrieb die Bank vorweg, kein Geschäft sei es wert, für einen kurzfristigen Vorteil langfristig den guten Ruf zu riskieren. Erst einmal sei zu prüfen, ob etwas erlaubt ist. Wenn es zwar erlaubt, aber immer noch unklar sei, ob man die Entscheidung befürwortet oder besser ablehnt, soll der Mitarbeiter im Anschluss für sich einen »Bauchtest« (Wenn Dein Bauch nein sagt, lass es), danach einen »Mamatest« (Was würde Mama sagen?) und wenn das alles nichts hilft, noch einen »Öffentlichkeitstest« (Stell Dir vor, es wird im Fernsehen bekannt, wie Du entscheidest, willst Du das?) sozusagen als Spiegeltest zu machen. Nur wenn der Mitarbeiter bei keinem dieser Tests ein Störgefühl habe, solle er eine Entscheidung befürworten. Bauch, Mama und was andere denken könnten, sind erwiesenermaßen ganz gut geeignete Entscheidungshilfen, das Richtige zu tun, aber mit Wissenschaft, präzisem Messen oder Entscheiden nach Zahlenlage hat es wenig zu tun. Erfahrung, Einstellung und Haltung des Entscheiders bestimmen wohl eher, wohin die Reise geht.

Wir erheben nicht den Anspruch, das Thema komplett abzudecken. Erwarten Sie nicht, dass in diesem Buch alles zu jedem Sachgebiet oder Vorfall umfassend dargestellt wird, um es wie in der Wissenschaft üblich danach vollständig bis in die letzte Ecke auszuleuchten. Das wäre einfach zu viel und so viel wollen Sie bestimmt gar nicht lesen. Wir versuchen für die Wirtschaftsethik typische Sichtweisen, Diskussionen und Entwicklungen anhand von dazu passenden Beispielen nachzuzeichnen, sodass es Ihnen nach der Lektüre hoffentlich leichter fällt, andere Vorfälle oder Entwicklungen einzuschätzen und sich eine Meinung zu bilden.

Eine weitere Gefahr lauert für uns in dem möglichen Vorwurf, dass wir Sie mit dem Inhalt des Buches frustrieren, weil wir so oft über Probleme und über Zustände schreiben, die nicht in Ordnung sind. Die Beschreibung von Armut, Umweltverschmutzung, Macht, Betrug, Unglück, Unfähigkeit und Ungerechtigkeit nehmen breiten Raum ein. So kann man bei der Lektüre und den Beispielen schnell den Eindruck gewinnen, fast alles sei schlecht und das Ende der Welt nahe. Eine pessimistische, vorsichtige und zunächst ablehnende Haltung einzunehmen, ist einfacher als eine optimistische. Pessimismus stiftet eher die von uns geschätzte Sicherheit als – und Sie merken es gleich an der Wortwahl – »übertriebener« Optimismus. Optimisten gelten eher als naiv, Pessimisten als ernstzunehmende Mahner. Vorsicht hilft zu überleben. Die Medien haben zu allen Zeiten diese uns ureigene Haltung unterstützt, lieber erst mal vorsichtig zu sein.

Schauen Sie im Fernsehen eine Nachrichtensendung an. Messen Sie, wie lange über Positives berichtet wird im Verhältnis zu den Negativschlagzeilen. Die Medien sind voll von Katastrophen, Gemeinheiten, Verbrechen und Absonderlichkeiten, über die wir uns zu Recht empören. Aber wie die Historikerin Barbara Tuchmann in ihrem Buch Der ferne Spiegel über das wirklich finstere 14. Jahrhundert schrieb: »Das Normale macht keine Schlagzeilen«. Auffällig und schaurig muss es sein und es wird medial überhöht. Die Realität ist aber in einigen Fällen zumindest nicht so schlimm beziehungsweise nicht ausnahmslos so hoffnungslos, wie sie dargestellt wird.

Auch wir suchen uns zur Illustration die auffälligen Ereignisse und Probleme heraus. Deshalb ist aber nicht alles schlecht. Sie wüssten uns glücklich und auch für Sie wäre die Lektüre leichter, wenn Sie mit uns davon ausgehen könnten, dass 90 Prozent von allem, was in der Wirtschaft auf dieser Welt passiert, grundsätzlich in Ordnung ist. Wenn man sich nicht darauf einlässt, hat man es schwer und ist komplett umzingelt vom eigenen schlechten Gewissen und Zorn auf die Mächtigen. Die Dinge, die nicht in Ordnung sind, kann man benennen und in der Folge einer notwendigen gesellschaftlichen Diskussion – das ist Wirtschaftsethik! – ändern.

Schließlich möchten wir darauf hinweisen, dass es zwar vieles gibt, was diskussionswürdig ist, und auch Einiges, was nicht gut läuft und völlig zu Recht in Frage gestellt wird. Als Optimisten neigen wir aber dazu, zu behaupten, dass wir gerade in spannenden Zeiten leben, in denen sich ankündigt, dass sich mehr Zustände schneller als früher ändern können. In der heute noch dominierenden »alten« Welt der Betrachtung von Wirtschaftsethik ist häufig zu hören, dass moralisch gutes Verhalten nur den Gewinn schmälere. Wenn man ein Geschäft nicht mache, mache es ein anderer. Und wenn man als Manager den Auftrag habe, den Gewinn eines Unternehmens möglichst groß zu halten, könne die Einhaltung ethischer Standards schnell in Konflikt mit dem unternehmerischen Ziel geraten. Insbesondere dann, wenn man aus dem Gefühl einer Selbstverpflichtung heraus mehr Verantwortung für sein Handeln nehmen soll, als man – gesetzlich betrachtet – muss. Also ist es durchaus rational, meistens im Rahmen der Gesetze, manchmal außerhalb zu tricksen und Löcher in der Gesetzgebung zu nutzen. Regeln und Vertrauen können im Namen des möglichen Gewinns und der Überzeugung, dass alles, was nicht verboten ist, erlaubt ist, taktisch gebrochen werden. Das ist ein allgemein akzeptiertes Katz-und-Maus-Spiel. So entsteht eine Wirtschaft, in der ein Wettlauf zwischen den unternehmerischen günstigen Gelegenheiten und geeigneteren staatlichen Regeln zur Vermeidung von Ungerechtigkeiten und Schäden stattfindet.

Die »neue« Welt, von der wir hoffen, dass sie sich mehr und mehr auch durchsetzen möge, sieht dagegen ethisches Verhalten in der Wirtschaft als einen Vorteil im Wettbewerb. Tue Gutes und rede darüber. Mache es so zum Teil des Unternehmensimages und der Marke. Mit nachhaltigeren, faireren Wirtschaftsweisen, Produkten und Dienstleistungen kann man sich positiv von Wettbewerbern abheben und die Bedürfnisse einer neuen Generation von Kunden, die es vermehrt grüner und nachhaltiger wünschen, besser bedienen. Die Zukunft verspricht den Unternehmen, die in der neuen Welt ankommen: Nachhaltigkeit sichert das Überleben und bringt gutes Geld.

Konventionen in diesem Buch

Die Kapitel in diesem Buch sind so geschrieben, dass Sie sie unabhängig voneinander lesen können. Das gilt auch und gerade für die fünf Teile des Buches. Trotzdem lässt sich, nicht nur wegen der Verweise auf andere Kapitel, die gesamte »Story« im Verlauf der fünf Teile zu erkennen. Wir starten mit Ausführungen zur Individualethik, beschreiben danach mit der Wirtschaftsverfassung und -ethik das Zusammenleben in Staaten und nehmen dabei die Unternehmen und Konsumenten in Betrachtungen zur Unternehmensethik dazu. Schließlich werden am Ende Kapitel platziert, wie das Zusammenspiel von Individuum, Unternehmen und Gesellschaft organisiert werden sollte.

Symbole, wie bei … für Dummies-Büchern üblich, helfen Ihnen, sich schnell zurechtzufinden, etwa wenn Sie sich beim Start in ein Kapitel erst mal einen Überblick verschaffen wollen. Zum Auffinden wichtiger Begriffe und Inhalte dient zudem das Stichwortverzeichnis. Zur besseren Orientierung ist der Text oftmals mit Häkchen gegliedert, etwa wenn Aufzählungen folgen oder verschiedene Argumente einander in der Diskussion gegenübergestellt werden. Die Schlagwörter, die der Häkchentext zeigt, werden dann im folgenden Text in der Regel kursiv hervorgehoben, damit Sie sie schnell wiederfinden.

Da Wirtschaftsethik als Querschnitt durch die Sozial- und Geisteswissenschaften fachübergreifend ist und der Inhalt die Frage eines guten Zusammenlebens in einem Land und weltweit thematisiert, sind die Bezüge zur Praxis zahlreich. Wir verwenden deshalb viele Beispiele, die mit dem Symbol »Beispiel« oder mit einem grau hinterlegten Kasten kenntlich gemacht sind. Das hilft Ihnen, den Stoff leichter zu verstehen.

Was Sie nicht lesen müssen

Sie könnten jedoch, um schneller durch das Buch zu kommen, auch auf die Lektüre der Inhalte und Beispiele in den grau hinterlegten Kästen verzichten. Beispiele und Kästen präsentieren zusätzliche Inhalte und Bezüge zur Praxis. Ebenso können Sie jeden Teil und jedes Kapitel dieses Buch für sich lesen. Wenn Sie kurz vor der Prüfung stehen, sagen wir mal am Vorabend der Prüfung, können Sie den Prozess noch weiter verkürzen, indem Sie ganz am Anfang nur die Schummelseiten lesen und am Ende noch schnell im Kapitel 15 zehn wichtige Tipps und Erkenntnisse zur Wirtschaftsethik überfliegen.

Törichte Annahmen über den Leser

Möglicherweise reichen die Schummelseiten und das Kapitel 15 aus dem Top-Ten-Teil allein nicht aus, um eine Klausur zu bestehen, die Lektüre ist mit Sicherheit jedoch ein ganz guter Einstieg in das Thema Wirtschaftsethik. Für eine bessere Note in der Prüfung empfehlen wir eine eingehende und intensivere Lektüre von Wirtschaftsethik für Dummies.

Einige weitere Argumente für die Lektüre sind:

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Wirtschaftsethik für Dummies ist in fünf Teile eingeteilt. Hier ein kurzer Überblick über das, was Sie in den einzelnen Kapiteln finden.

Teil I: Mensch, Gesellschaft und das Verhältnis von Ethik und Wirtschaft

Im ersten Teil des Buches zeigen wir auf, wer sich alles mit Wirtschaftsethik auseinandersetzt und warum. Dazu beginnen wir mit der Natur des Menschen und mit der Individualethik als Lehre vom tugendhaften Leben. Der nächste Abschnitt widmet sich der Organisation des Zusammenlebens von Menschen. Wirtschaftsethik ist im Grunde genommen die Frage, wie Tausch fair organisiert werden kann. Gerecht soll es in einer Gemeinschaft von Menschen zugehen. Welche Rechte haben Menschen und welche Regeln werden als gerecht empfunden? Alle Menschen, so die Annahme und Übereinkunft, haben ein Recht auf ein glückliches und selbstbestimmtes Leben in Wohlstand und Freiheit. Wir stellen deshalb als Nächstes die Quellen von Wohlstand und Wohlergehen dar. Märkte stiften als Tauschverfahren großen Wohlstand, verursachen aber nicht selten eine als ungerecht empfundene Ungleichverteilung der Gewinne. Als Wege zu mehr Gerechtigkeit diskutieren wir deshalb die unterschiedlichen Gesellschaftskonzeptionen des Kapitalismus und des Sozialismus. Das abschließende Kapitel dieses Teil weitet die Perspektive von einer Gesellschaft auf alle Länder dieser Welt. Wir beschreiben mit Blick auf Fragen des gerechten Tausches Licht und Schatten der Globalisierung.

Teil II: Wohlstand für alle – individuelle Freiheit und Sozialbindung

Der zweite Teil von Wirtschaftsethik für Dummies beschäftigt sich mit der Frage, ob man nicht beides gleichzeitig haben kann – großen Fortschritt und Wohlstand aus einer marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaft und ein Regelsystem, das den Wohlstand gerechter verteilt und soziale Sicherheit als Menschenrecht verwirklicht. Wir beschreiben mit der deutschen Idee der sozialen Marktwirtschaft den mittlerweile oft kopierten Versuch der Versöhnung von Markt und sozialer Gerechtigkeit. Dazu stellen wir die Prinzipien, Rechte, Regeln, Wirtschaftspolitik und Institutionen vor, die in einer sozialen Marktwirtschaft gelten und wirken sollen, um dem Anspruch von Wohlstand für alle gerecht werden zu können. Danach beschreiben wir, wie der Staat als Sachwalter der Interessen seiner Bürger Wohlstand und soziale Sicherheit erhalten und fördern möchte. Der Staat betreibt Wirtschaftspolitik, um den fairen Wettbewerb zu erhalten und zu fördern und um soziale Sicherheit seiner Bürger zu garantieren. Besondere Aufmerksamkeit wird auch auf Eigentumsrechte und Sozialbindung gelegt. Um Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben und allen eine Teilhabe am Wohlstand zu ermöglichen, tritt der Staat zudem als Anbieter von Gütern und Dienstleistungen auf und tut Gutes für seine Bürger.

Teil III: Anspruch und Wirklichkeit der (sozialen) Marktwirtschaft

Der dritte Teil prüft, ob der Anspruch, den die Idee der sozialen Marktwirtschaft erhebt –Wohlstand für alle herzustellen – erfüllt wird. Zunächst beschreiben wir die Notwendigkeit von wirtschaftsethischen Diskussionen und Prüfungen der Eignung von Regeln, wenn Märkte in ihrer Funktionsfähigkeit versagen, Fortschritt und Wohlstand durch fairen Tausch zu produzieren. Wir beschäftigen uns mit den Ursachen von solchem Marktversagen. Der Staat ist aufgefordert zu handeln und tut das mit regulierenden Gesetzen und Eingriffen in Märkte. Wir zeigen, dass aber auch der Staat nicht allwissend ist und versagen kann, wenn es ihm nicht gelingt, geeignetere Regeln zu finden und anzuwenden. Schließlich richtet sich der Blick auf die nach Ansicht vieler größte Fehlentwicklung in der sozialen Marktwirtschaft: der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. Vorgestellt werden Maßnahmen und Diskussionen, wie eine bessere Verteilungsgerechtigkeit hergestellt werden kann. In diesem Teil hat Steuergerechtigkeit durch Gestaltung von Steuern große instrumentelle Bedeutung und nimmt viel Raum ein. Besteuerung und Steuergerechtigkeit sind Dauerthemen eifriger Diskussionen und nehmen in der Frage eines fairen Umgangs miteinander eine zentrale Stellung in allen Gesellschaften ein. Ein weiterer Fokus wird am Ende auf die Frage der Chancengleichheit durch Bildungsgerechtigkeit geworfen.

Teil IV: Unternehmensverantwortung als freiwillige Selbstverpflichtung

In diesem Teil geht es um die »neue Welt« der Wirtschaftsethik. Wir beschäftigen uns zunächst mit den Konzepten, die für diese »neue Welt« prägend sind: Corporate Social Responsibility, Corporate Citizenship und Corporate Sustainability. Anschließend untersuchen wir, wie Wirtschaftsethik als freiwillige Selbstverpflichtung organisatorisch in Unternehmen verankert werden kann. Wir schauen auf die Etablierung von Ethikkodizes und Ethikabteilungen innerhalb von Unternehmen sowie auf übergreifende Standards – etwa von Seiten der Vereinten Nationen oder der OECD –, die Unternehmen als Richtschnur dienen können. Nicht zuletzt geht es um die Reichweite und die damit verbundenen Grenzen einer unternehmerischen Verantwortung. In einem weiteren Kapitel dieses Teiles thematisieren wir Ethik als »Geschäftsmodell«. Hier geht es darum, wie Unternehmen die Umsetzung wirtschaftsethischer Standards als strategische Ressource nutzen können, indem sie beispielsweise ihre Prozesse umweltverträglicher gestalten, neue Produkte entwickeln oder Reputationsvorteile aufbauen. Abschließend beschäftigen wir uns mit verschiedenen Anspruchsgruppen von Unternehmen: ethischen sowie politischen Konsumenten, Kundenvertretern, Aktionären und Nichtregierungsorganisationen. All diese Anspruchsgruppen tragen auf unterschiedliche Weise dazu bei, dass Unternehmen wirtschaftsethische Standards in ihren Strukturen verankern.

Teil V: Der Top-Ten-Teil

Kein … für Dummies-Buch ohne Top-Ten-Teil: Wir raffen zentrale Themen des Buches als zehn wichtige Ratschläge zusammen. Das ist das, was Sie unserer Meinung nach in Ihrer Praxis zum Thema Wirtschaftsethik vor Augen haben sollten, sowohl als Student vor einer Prüfung als auch als spätere Führungskraft in Wirtschaft und Politik. Die Brücke zur Praxis schlagen wir dann noch einmal mit zehn Fallstudien. Die Fälle sollen als weitere reale Beispiele das Gelesene illustrieren und zeigen, wie die Erkenntnisse angewendet werden können.

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Die … für Dummies-Bücher unterscheiden sich von anderen Büchern dadurch, dass sie Symbole benutzen, die etwas hervorheben. Folgende Symbole verwenden wir:

Wie es weitergeht

Je nachdem, welchen fachlichen Schwerpunkt Sie für eine etwaige Prüfung in Ihrem Studium zunächst abdecken und gebrauchen könnten, wählen Sie vielleicht eine bestimmte Reihenfolge der Lektüre der einzelnen Teile. Jeder Teil von Wirtschaftsethik für Dummies kann für sich betrachtet und gelesen werden. Sie können aber auch das Buch von vorne nach hinten lesen.

Egal wie Sie es angehen wollen, wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre, mannigfache Erkenntnis und viel Erfolg bei der Anwendung des Erlernten.

Teil I

Mensch, Gesellschaft und das Verhältnis von Ethik und Wirtschaft

image