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Vorwort

Schon bei der Entwicklung dieses Buchprojekts stand fest: Dieses Buch ist eine Herausforderung. Eine Herausforderung in zweierlei Hinsicht: Zum einen ist integrale Organisationsentwicklung ein postkonventioneller Prozess. Das bedeutet, es gibt keine 1, 2, 3-Rezepte, alles entwickelt sich, wie es in diesem Moment und in diesem Kontext gerade richtig ist.

Zum anderen war für mich klar: Am Ende eines jeden Kapitels würde ich dieses immer wieder anders schreiben wollen, denn auch das ist ein Prozess – genauso, wie ich mich als Mensch immer weiterentwickle, ändert sich auch für mich stetig die Sicht auf die Dinge.

In der integralen Organisationsentwicklung gibt es kein einfaches Handlungsschema, es gibt einige Denkmodelle, wenige Eckpfeiler und ein paar Prinzipien. Die Reflexion auf verschiedenen Ebenen ist ein wesentlicher Faktor und die Fähigkeit dazu ist stark von der Entwicklungsstufe der Beteiligten abhängig. Das Ergebnis ist ein sich selbst permanent anpassender und reflektierender Prozess, in dem es eher um die Erkundung einer ganz spezifischen Vorgehensweise als um Tools und Methoden geht.

Und genau daher ist ein Buch nicht die ideale Form der Beschäftigung mit diesem Thema, denn diese Art von Prozess muss sich ja auch im Berater vollziehen. Daher bedarf es eigentlich eines erforschenden Dialogs, in dem sich Denkmodelle, Eckpfeiler, Prinzipien und Interventionsideen mit der Individualität und Einzigartigkeit des Beraters verbinden können.

Als Berater sind wir – ebenso wie unsere Kunden und Kundensysteme – ein permanentes Subjekt der Entwicklung und Entfaltung. Und in dieser Bewusstheit in einen Raum einzutauchen, gemeinsam erkundend das hervortreten zu lassen, worum es im Augenblick geht und das dann in Bezug zur eigenen Lebensgeschichte, der einzigartigen Situation beim Kunden und einer Gesamtentwicklung zu setzen – das wäre eine gute Art der Auseinandersetzung mit dem Thema. Und genau das auch als ein »Auf dem Weg sein« zu begreifen.

Viele nützliche Elemente meiner Arbeit habe ich in diesem Buch nicht weiter erwähnt, wie beispielsweise systemische Aufstellungsarbeit in verschiedensten Formen, besondere Arten des Dialogs oder Arbeiten mit dem Körper. Das sind nützliche Elemente, von denen jedes für sich einen intensiven Lernprozess benötigt, damit kein Schaden bei der Anwendung entsteht. Das hätte aber den Rahmen des vorliegenden Buchs gesprengt.

Darüber hinaus bin ich davon überzeugt, dass wir noch so wenig über postkonventionelle Organisationen wissen, dass es noch einen längeren Erkundungsweg braucht, um ganz konkrete Vorstellungen darüber zu entwickeln.

In genau diesem Sinne möchte ich das Buch verstanden wissen:

Dieses Buch soll einen Beitrag leisten zum Erkundungsprozess. Es bietet Anregungen und Hilfestellungen. Es bietet Reibungspotenzial und Material für einen kritischen Diskurs. Es hat keinen Wahrheitsanspruch, sondern soll vielmehr dazu anregen, selber nachzudenken und eigene Gedanken zu entwickeln. Und gerne auch dazu, mit mir in den Austausch zu gehen. Damit wir gemeinsam schauen können, wie individuell und kollektiv Bedingungen für Entwicklung und Entfaltung besser geschaffen werden können.

Aus meiner Sicht ist Organisationsentwicklung ein ganz wesentlicher Hebel für Gesellschaftsentwicklung und leistet letztendlich auch einen Beitrag für eine Welt, in der es mehr Menschen besser geht. Auch wenn man jetzt natürlich lange darüber philosophieren kann, was »besser« bedeutet und was die Kriterien dafür sind, schließlich hängt dieses sehr stark von der eigenen Sichtweise auf das Leben ab.

Es kann sein, dass dieses Buch für manche sehr enttäuschend ist, denn es ist nicht Anspruch dieses Werks, zu erklären, welche Schritte genau zu gehen sind, um zu einer integralen oder postkonventionellen Organisation zu kommen. Dieses halte ich für einen nicht ganz nützlichen Anspruch, denn ich glaube, dass noch keiner sagen kann, was eine integrale Organisation wirklich ist und wie eine solche wirklich aussieht. Worum es hier stattdessen eher geht, ist: Wie können wir Denkmodelle, Prozesse und Rahmen gestalten, in denen Entwicklung und Entfaltung möglich wird? Dabei lassen wir uns einmal überraschen, was dort eigentlich entstehen möchte. Wenn dieses Buch dazu einen Beitrag leistet, dann würde mich das freuen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, beim Irritiert-sein, beim Freuen, beim Verwenden, beim Ärgern über meine Perspektive, beim Sich-daran-Reiben, beim Weiterdenken und beim Weiterentwickeln. Und gerne beim »In-den-erforschenden-Dialog-gehen« mit mir: hvt@heiko-veit.de