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Suzana Muzic

Ab morgen spielen wir Königsklasse

So führen Mittelständler ihre Teams zum Erfolg

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WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA

Was ich dem Buch voranstellen möchte

Ein Buch schreiben … für die einen ein großer Traum und Selbstverwirklichung, für die anderen ein Marketinginstrument. Für mich die klare Folge meiner 20 Jahre Berufserfahrung, meiner Laufbahn als Leistungssportlerin im Basketball und aus 46 Jahren persönlicher Identitätsarbeit.

Als Kind kroatischer Gastarbeiter in Deutschland geboren, aufgewachsen und sozialisiert, befand ich mich immer im Spagat zwischen zwei Welten, zwei Kulturen, verschiedenen Wertesystemen, Haltungen und Denkweisen und allem, was sonst noch dazugehört – und habe erst spät den bewussten Umgang damit lernen können.

Beim Basketball habe ich schon sehr früh erlebt, was es heißt, ein Team zu sein, und verstanden, wie abhängig ich persönlich und mein Erfolg von meinem Aufbauspieler war. Es war unabdingbar, dass er mich so, wie ich ticke, sieht und bedient, damit ich den Abschluss machen kann – tendenziell als kleinster Center der Liga. Das hat mein Bild von Team und Teamerfolg entscheidend geprägt.

Als Diplom-Kauffrau mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik habe ich mich 1998 von der gerade aufkommenden, vielversprechenden und boomenden IT-Branche verzaubern lassen. Als IT-Analystin habe ich zwei Jahre in einem Systemhaus zusammen mit Kollegen Software entwickelt: Führungsinformationssysteme für das obere Management. Recht schnell habe ich erkannt, dass es so nicht für mich geht. Als Systemhaus kamen wir erst am Ende der Kette ins Spiel, wenn es um das Umsetzen der technischen Anforderungen ging. Vor uns waren die großen Beratungen jeweils beim Kunden und haben vor allem viel Papier hinterlassen. Und ich sollte Dinge umsetzen und dafür geradestehen, die so für die Nutzer keinen Sinn machten. Schon damals war für mich klar, ich will den gesamten Prozess von A bis Z verantworten, denn nur dann kann ich etwas bewirken, Rede und Antwort stehen sowie passgenaue Lösungen für den Kunden entwickeln.

Das zweite große Aha-Erlebnis folgte viele Jahre später, inzwischen in meiner Rolle als Personalentwicklerin in der Landesbank Rheinland-Pfalz in Mainz. Aus heutiger Zeit ein wirkliches Eldorado an Zeit, Geld und Entwicklungsmöglichkeiten, für die ich besonders dankbar bin. Hier stolperte ich über die Tatsache, dass die Bank seit 20 Jahren Führungskräfte entwickelte. Ein unglaublich personal- und kostenintensiver Prozess von der Auswahl über zweitägige Assessment Center mit sechs bis acht internen Beobachtern bis hin zu einem vierjährigen Entwicklungsprogramm – und das alles mit einem externen Partner. Die Frage, die mich umtrieb, war: Warum merkte man in der Personalführung der Fachbereiche so wenig bis nichts davon? Gut gemeint ist eben nicht unbedingt gut genug für die Praxis – kognitive Erkenntnis passt noch lange nicht zum adäquaten Verhalten.

Und das dritte beeindruckende Erlebnis hatte ich in meiner Zeit als Leiterin der Personalentwicklung und Ausbildung in einem Industrieunternehmen der Branche Automotive-Zulieferer. Die Devise des Personalchefs war »Wir nehmen nur die Besten«. Bloß blieben die nicht. Vom regionalen Elitegymnasium gekommen sind sie nach erfolgreicher Ausbildung bzw. dualem Studium direkt weitergezogen … in die Welt zu den Großen der Automobilbranche. Ein enormer Verlust an investierter Zeit, verpuffter Entwicklung für die Fachbereiche bis hin zu den Kosten, personalpolitisch immer wieder von vorne zu beginnen.

Bei all den Erfahrungen passte für mich etwas nicht: die Umsetzung. Sie »krankte«, und ich fragte mich: Warum denken Menschen, Teams, Organisationen nicht in Zusammenhängen? Was bewirke ich an welcher Stelle, wenn ich an der Stellschraube drehe? Wo erzeuge ich eine Wirkung, wenn ich dieses oder jenes Vorgehen präferiere? Was hat das Unternehmen davon, wenn wir solche Personalpolitik verfolgen? Wieso tun alle das Gleiche, obwohl es gar nicht zu ihnen passt?

All diese Fragestellungen haben mein Weltbild, mein professionelles Verständnis und meine Methodik in der Art, wie ich heute meine Kunden berate und begleite, stark beeinflusst – nämlich mit einem systemischen Blick und einer konstruktivistischen Haltung. Und stets nach den Überzeugungen: Alles ist mit allem verbunden. Also macht es Sinn, erst zu verstehen und dann zu verändern. Es gibt keine Wahrheit; nur deine und meine Sichtweise. Somit ist Zuhören die beste Kompetenz.

Heute bin ich genau da angekommen und wirksam, wo ich hingehöre: im Mittelstand. Warum gerade Mittelstand? Weil Mittelständler besonders sind, weil sie Herz und Seele haben, weil sie in Generationen denken, weil sie ihren Kindern etwas hinterlassen wollen; ein schönes Spielfeld, um zusammen hoch wirksam zu sein. Weil ich in inhabergeführten Familienunternehmen ein Zuhause gefunden habe. Weil ich es liebe, mich in den Produktionshallen, den Werkstätten und Lagern mit den Menschen zu beschäftigen. Und weil ich mit dieser Klientel besonders gut kann – praktisch, pragmatisch, klar und direkt –, denn wie ich sagen sie, was sie denken. Mittelstand ist meine Herzensangelegenheit. Seit vielen Jahren darf ich in die Tiefen mittelständischer Unternehmen eintauchen, erlebe die Unternehmer – Inhaber und Geschäftsführer – und ihre Familien und bin willkommener Gast in ihren Firmen; darf hinterfragen, reflektieren und gestalten. Ihre Werte und Haltungen begeistern mich. Ihre unerschöpfliche Tatkraft und die Verbundenheit mit ihren Mitarbeitern faszinieren mich. Und gleichzeitig ist der Mittelstand eine persönliche Challenge, denn alles, was ich beim Studium der Betriebswirtschaftslehre gelernt habe, stellen meine mittelständischen Kunden oft auf den Kopf: Managementgehabe ist ihnen fremd, strukturell und methodisch sind sie oft dünn aufgestellt, für Personalentwicklung haben sie keine Zeit. Und dabei sind genau diese Unternehmen super erfolgreich und das Rückgrat deutscher Wirtschaft.

Was mich motiviert? Auch das teile ich gerne mit Ihnen: Ich liebe pragmatische, schnell umsetzbare Lösungen und Sparringspartner auf Augenhöhe, mit denen ich diese Lösungen umsetzen kann. Keine Formalismen, keine zähen politischen Spielchen, sondern persönlicher Handschlag und Messen an Ergebnissen. Manchmal fühle ich mich wie ein »Zauberer zwischen den Welten«, übersetze gerne theoretisches Managementwissen, kombiniere dieses mit meinen langjährigen Führungs- und Personalentwicklungserfahrungen und spicke sie mit neuesten psychologischen Erkenntnissen, damit der Mittelstand mit seinen Eigenheiten und Charakteristiken davon profitiert. Und mit wenig Zeit- und Ressourceneinsatz schnelle Ergebnisse erzielt. Ich liebe es, Menschen aus verschiedenen beruflichen und sozialen Kontexten für die persönliche Stärkung zu gewinnen und mit ihnen gemeinsam ihre Systeme weiterzuentwickeln. Schlussendlich ist es mir ein Anliegen, mein Wissen und meine Erfahrungen mit möglichst vielen mittelständischen Unternehmen zu teilen. Je mehr sich bewusst mit diesen Themen auseinandersetzen, desto stabiler werden unternehmerische Erfolgsgeschichten weitergeschrieben.

Ich möchte mit dem Buch bewirken, dass sich der Mittelstand mit Leichtigkeit und Freude diesen Themen widmet. Dass möglichst viele Unternehmer, Personaler und Führungskräfte mit pragmatischen Lösungen die Erfolge ihres Unternehmens stabilisieren, Nachwuchskräfte gewinnen und entwickeln. Meine Checks und Lösungsvorschläge sollen von vielen umgesetzt werden und dazu beitragen, starke Führungsmannschaften zu formen, um noch viele Generationen die Unternehmen weiterzuführen. Ich möchte, dass mittelständische Unternehmen von den Praxisbeispielen profitieren. Und dass sich der Mittelstand seiner ureigenen Stärken besinnt, daraus Wege für die Zukunft entwickelt und den Großen die Stirn bietet – mit eigener Handschrift und cleveren Lösungen.

Erwarten Sie unkonventionelle Lösungen, pragmatische Herangehensweisen, kurze und schnell umsetzbare Tipps und Techniken, leicht verständliche Sprache, viele Beispiele aus der Praxis, ernste Zukunftsthemen mit Leichtigkeit und Humor umgesetzt. Sowie viel Leidenschaft und Herz bei der Sache.

Einleitung

Deutscher Mittelstand: stark und gefordert.

Alle reden vom Mittelstand in Deutschland, vom Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft, und schnell herrscht Einigkeit aus der Erfahrung gespeister Beschreibungen, um wen es sich handelt. Der überwiegende Teil dieser Firmen sind Familienunternehmen. 93 Prozent Industrieunternehmen.

Expertenmeinungen setzen an dieser Stelle klare Messgrößen wie Umsatz oder Mitarbeiterzahl an und kommen zu unterschiedlichen Definitionen. Das aber ist hier gar nicht so entscheidend. Es geht nicht um die klassischen harten Kriterien, die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Es geht um die weichen Facetten des Mittelstands, um die Psycho-Logik des Gelingens. Heiner Kübler und Carl A. Siebel benennen in ihrem Buch Mittelstand ist eine Haltung fünf Säulen für den Erfolg der Meister: Vision, Strategie, Führung, Innovation, Nachfolgeregelung.

Vom traditionellen Handwerksbetrieb über kleinere Familienunternehmen bis zum hochspezialisierten Technologieproduzenten, vom Hidden Champion bis zum Hidden Follower sind alle eingeladen, die sich hier wiedererkennen, die sich durch die aufgestellten Thesen angesprochen fühlen, und vor allem die, die für sich das Potenzial entdecken, auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft den einen oder anderen typischen Erfolgskiller zu identifizieren und aus dem Weg zu räumen.

Hochgelobt, hochgejubelt, finanziell stark. Aber wie ist das Rückgrat deutscher Wirtschaft für die Herausforderungen der Zukunft wirklich gerüstet?! Aus meiner Sicht: (noch) gar nicht!

Es fehlt der Blick nach innen, um aus der Kraft des Bewährten, dessen, was trägt, und mit perspektivischer Weitsicht – eben nicht mehr aus der Hand in den Mund – die Zukunft zu gestalten. Nicht weiter über Fachkräftemangel diskutieren, nicht mehr jammern und klagen, dass sich keine Auszubildenden und passenden Mitarbeiter bewerben, sondern gezielt, aktiv und kreativ eigene Lösungen entwickeln. Aber wie geht das?

Der Markt hat sich gedreht. Früher haben sich potenzielle Mitarbeiter beim Unternehmen beworben – Bewerbertrainings gibt es wie Sand am Meer. Heute präsentiert sich das Unternehmen beim Bewerber und muss punkten, wenn es den gewünschten Kandidaten gewinnen will – und das nicht unbedingt mit einer Gehaltsstruktur der großstädtischen Konzerne. Wie das geht, wissen die meisten Mittelständler nicht, woher auch? Sie springen auf die Zugpferde der Großen, machen digitales Recruiting, schalten teure überregionale Anzeigen bei hippen Jobbörsen und kämpfen um die Besten – wie alle anderen, anstatt sich auf ihre Stärken zu besinnen und den Blick vom passiven »Wir suchen die beste Fachkraft für …« hin zum aktiven »Wir finden den passenden Mitarbeiter für unser Unternehmen« zu wenden.

Das aber bedeutet umdenken, neu lernen und aktiv gestalten.

Die Trends der Zukunft

Alle reden über Entwicklungen, alle sind sich einig über die Umwälzungen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Ausmaßes, alle wissen, was kommen wird – bloß entdecke ich bei den wenigsten Lösungen für die Probleme der Zukunft, insbesondere Lösungen für den Mittelstand.

Unbestritten, dass der digitale Wandel im vollen Gange ist, dass disruptive Technologien ganzen Unternehmen ihre Daseinsberechtigung nehmen (können), dass Globalisierung das erfolgreiche Spiel des stark regional verankerten Mittelstands ins Wanken bringt. Wobei ich manchmal verwundert bin, wie gut Mittelständler global aufgestellt sind, aber den Zulieferer um die Ecke oder den Logistiker auf der anderen Seite der Landesgrenze, die nur ein paar Kilometer entfernt ist, nicht kennen.

In dieser schnellen, digitalen und globalen Welt hängen Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher Erfolg aus meiner Sicht nur noch von einem Faktor ab: von Ihrer Mannschaft! Es ist entscheidend, ob es Ihnen als Unternehmer gelingt, Topmannschaften auf das Spielfeld zu schicken, die Lust haben, unter den herausfordernden Bedingungen ihre Leistung auf den Punkt abzurufen und mit Performance zu punkten.

Moderne Maschinenparks kaufen, Prozesse lean gestalten und die digitale Transformation meistern, das werden alle Unternehmen in den nächsten Jahren angehen müssen und meistern wollen – je nach finanzieller Schlagkraft sicherlich in unterschiedlichem Tempo. Wie bewusst aber erkennen Sie Ihr ganz spezielles unternehmerisches Potenzial, die entscheidenden Erfolgsfaktoren Ihres Unternehmens und drehen den Spieß um – und zeigen den Großen, wie schnell man in der Königsklasse mitspielen kann?

In welcher Liga wollen Sie spielen?

Alle Fußballmannschaften spielen Fußball. Jede Mannschaft hat elf Spieler, einen Sturm, das Mittelfeld, die Abwehr und einen Torwart auf dem Spielfeld. Das Ziel bestimmt der Trainer!

Am Ende des Spiels entscheidet, mit wie vielen Punkten die Mannschaft vom Platz geht: mit null, einem oder drei Punkten.

Ich habe erlebt, wie es ist, wenn der Geschäftsführer nicht das große Ganze – seine komplette Mannschaft – im Blick hat, sondern den Verkauf losschickt und an möglichst hohen Verkaufszahlen misst, den Einkauf motiviert, möglichst niedrige Kosten zu realisieren und die Produktion an exzellenter Qualität bewertet. Ein Spiel, das leider nicht aufgeht, zumindest nicht für alle. Wie sollte es auch? Letztendlich ist beim Fußball nicht entscheidend, ob der Stürmer nicht getroffen oder der Torwart gepatzt hat. Am Ende des Spiels entscheidet, mit wie vielen Punkten die Mannschaft vom Platz geht: mit null, einem oder drei Punkten. Es wird deutlich, welche Relevanz, aber auch, welche Gestaltungsmacht die entsprechende Führungskraft hat.

Ein anderes Mal sollte ich eine Mannschaft für die Champions League fit machen. Der konkrete Auftrag lautete: »Das Team stärken, zwischenmenschliche Unstimmigkeiten beseitigen und die Performance steigern«, so dass die Teammitglieder ihre Dienstleistung, die sie intern angeboten haben, auch extern verkaufen und einen wertsteigernden Beitrag für das Unternehmen erbringen können. Wie sich im Prozess herausstellte, wollte der Geschäftsführer mit einer »siebenköpfigen Mannschaft« ab morgen Champions League spielen. Ich erlaube mir an dieser Stelle das Urteil: eine Trainer-Fehlleistung.

In welcher Liga spielen Sie? Und wo möchten Sie zukünftig spielen? Wie bewusst haben Sie das entschieden? Kennen alle Ihre Entscheidung? Und wie sorgen Sie für den nötigen Unterbau?

Im ersten Teil des Buches lade ich Sie ein, sich zu besinnen und neu auszurichten: die eigenen Wurzeln bewusst zu würdigen, die Identität und die Werte des Unternehmens zu fixieren und das Ziel klar zu fokussieren.

Wie ist Ihre Mannschaft aufgestellt?

Witzigerweise gibt es keine einzige Fußballmannschaft auf der Welt, die mit elf Stürmern oder elf Torwarten auftritt, und auch keinen Trainer, der bei Schiedsrichterpfiff zum Elfmeterpunkt stürmt und den Elfer selbst verwandelt. Im Business erlebe ich das aber oft – unklar, unbewusst, übergriffig. Im Fußball wird je nach Spiel, Gegner und Ziel das Team so auf- bzw. umgestellt, dass die Chancen für den Sieg steigen. So sitzt dann mal ein 40-Millionen-Fußball-Mann an einem Spieltag auf der Ersatzbank – das Ego rebelliert, mannschaftsdienlich ist es allemal. Was zählt, ist der Erfolg des Teams!

Das, was beim Fußball selbstverständlich ist, ist in der Wirtschaft so ungemein schwer. »Das können wir doch nicht machen, das Projekt dem Neuen geben – was sagt denn der langjährige Abteilungsleiter dazu?«, »Die ist zu jung zum Befördern – bei uns muss man sich die Sporen erst verdienen!«, »In den Alten zu investieren, lohnt sich nicht mehr, der hat das bisher immer so gemacht!«. Alles K.o.-Aussagen, mit denen Sie Ihr eigenes Spiel unterlaufen: Demotivation, innere Kündigung, Fluktuation sind die Folge.

Wie sind Sie aufgestellt? Sind alle Flanken besetzt? Und was ist, wenn der Stürmer keinen Lauf hat?

Im zweiten Teil zeige ich Ihnen, wie Ihr Denken das Thema Bedarf, Akquise und Einsatz erschwert. Wie Sie den konkreten Bedarf eruieren, wie Sie clever akquirieren und mit den richtigen Leuten am richtigen Platz den Erfolg sichern.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Tabellenplatz?

Zwei Phänomene beeindrucken mich im Fußball ganz besonders. Das eine Phänomen ist, wenn nach vierzehn Spieltagen der Trainer rausgeschmissen wird, weil nichts läuft, der Abstieg droht und ein neuer Trainer, manchmal auch notgedrungen eine Interimsbesetzung, das Ruder übernimmt. Und schon eine Woche später eine Mannschaft auf dem Spielfeld zu sehen ist, die plötzlich mit Kampfgeist, Geschlossenheit und Mut aufspielt, als ob nie etwas gewesen wäre. Und das zweite ist, wenn zum Beispiel das Spitzenteam der holländischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft – bei der sich alle Fußballexperten dieser Welt einig waren, dass sie auf allen Positionen mit den allerbesten Profis besetzt sind – bereits die ersten drei Vorrundenspiele verliert. Ein zerfahrenes Spiel, Einzelaktionen und Gemecker untereinander waren zu sehen. Und wenn zur gleichen Zeit das eher unbekannte Team aus Schottland leidenschaftlich um jeden Ball kämpft, als ginge es um das nackte Überleben, der Teamspirit von Spiel zu Spiel noch größer wird und die Jungs ein Spiel nach dem anderen gewinnen.

Kennen Sie solche Phänomene auch in Ihrem Unternehmen? Was heißt das für Sie als Führungskraft und Ihr Team? Und wie sorgen Sie dafür, dass die Performance stimmt, wenn es darauf ankommt?

Im dritten Teil geht es um die Magie des Spiels und wie Rollenklärungen, insbesondere in den Unternehmen, in denen sich die ganze Familie tummelt, sowie klare Absprachen und Spielregeln für die passende Leistung sorgen, damit schnelle und wendige Elitetruppen auf dem Markt punkten.

Vom Mittelmaß zur Spitze

Team macht Erfolg!

Ziel meines Buches ist, ein lebensnahes Bild zu zeichnen, einen authentischen Blick in die tägliche Realität von kleinen und mittelständischen Unternehmen zu ermöglichen, wie ich sie zahlreich erleben darf, das Scheinwerferlicht auf ein aus meiner Sicht besonders relevantes Themenfeld der Zukunft zu richten: Team macht Erfolg!

Ich freue mich, dass Sie sich mit mir auf den folgenden Buchseiten auf den Weg machen – in der Hoffnung, dass es mir gelingt, Sie gedanklich aufzumischen und Sie zu motivieren, aus einer anderen Perspektive auf Ihr Unternehmen zu schauen, und in der Zuversicht, dass Sie mit den unterschiedlichen Fitness-Checks in einen Dialog mit Ihren Führungskräften und Mitarbeitern kommen – und Ihre Mannschaft fit-(ter) machen für die Königsklasse.

Dafür wünsche ich Ihnen mutige Gespräche, klare Entscheidungen und eine tatkräftige Umsetzung.

Ihre Suzana Muzic

Teil I
CHAMPIONS LEAGUE ODER NUR 1. LIGA?

Das Erfolgstrio des Mittelstands

Wer kennt sie nicht, die magischen Dreiecke der BWL? Kosten, Zeit, Qualität sind auf Ihrer operativen unternehmerischen Tagesordnung, damit kämpfen Sie tagtäglich, punkten beim Kunden und setzen sich – wenn Sie das bewusst gestalten und sowohl nach innen wie nach außen kommunizieren – vom Wettbewerb ab. Die Flanke Liquidität, Rentabilität und Sicherheit ist stets in trockenen Tüchern – zumal ihr ein ganz besonderes Augenmerk gilt. Gerade Sie als stabiler, gut situierter, finanziell abgesicherter Mittelständler sind stets bemüht, die finanzielle Seite im Blick zu haben.

Bei der Strategieentwicklung, der Königsdisziplin der Unternehmensführung, wird’s schon dünner. Und weil es die nicht immer in der gewünschten Klarheit gibt, werden ad hoc Entscheidungen getroffen, Strukturen eben mal schnell angepasst, Mitarbeiter spontan entlassen, um sie kurze Zeit später wieder einzustellen – manchmal sogar die-gleichen zu besseren Konditionen oder als Externe. Kostentechnisch ist ein solches Vorgehen fragwürdig. Die Unternehmenskultur findet sich auf Hochglanzbroschüren wieder – entwickelt vom exzellenten externen Marketingpartner.

So wie beim Fußball-Krafttraining, Ausdauer, Schusstechnik jeden Tag trainiert und perfektioniert werden, so sind im unternehmerischen Alltag die harten Faktoren eine Selbstverständlichkeit – über die müssen wir nicht mehr reden. Den blinden Fleck bilden jedoch die weichen Faktoren.

Weichenstellungen für die Zukunft

Ich bin überzeugt, dass ganz andere Fragestellungen im schnelllebigen Geschäft über Erfolg oder Misserfolg der Zukunft entscheiden werden. Veränderung ist Fakt. Neues entsteht. Zukunft wird gestaltet. Aber sie ist nie unabhängig von der Vergangenheit. Und sicherlich ist sie nicht die automatische Verlängerung. Zukunft baut auf Vergangenheit auf. Menschen sind von ihr, von ihrer Führung, von ihrer Unternehmenskultur, von ihren Werten geprägt.

Zukunft baut auf Vergangenheit auf. Menschen sind von ihr, von ihrer Führung, von ihrer Unternehmenskultur, von ihren Werten geprägt.

Es ist nicht verwunderlich, dass Söhne und Töchter, die engagiert die Nachfolge antreten, oder auch eingekaufte Geschäftsführer, die voller Elan das Ruder übernehmen ohne Berücksichtigung der vergangenen Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse, erstmal auf die Nase fallen.

Dazu drei Beispiele, wie es eben nicht funktioniert(e):

  • Eine mittelständische Bank, getragen zur Hälfte vom Land, zur anderen Hälfte von den Sparkassen aus diesem Bundesland, eine Geschäftsbank in der Rechtsform eines öffentlich-rechtlichen Kreditinstitutes. Status quo: lethargisch, Beamtenkultur, besitzstandwahrend. Der neue Vorstandsvorsitzende verkündet direkt bei der ersten Mitarbeiterversammlung »Vertrauensarbeitszeit für alle«. Und keiner macht mit. Die Belegschaft ist verunsichert. Die Führung irritiert.
  • Ein mittelständisches Industrieunternehmen, produzierendes Gewerbe, Automobilzulieferer, inhabergeführt in dritter Generation. Status quo: seit 50 Jahren im Familienbesitz, patriarchalisch geführt, stark regional ausgerichtet, wenig funktionale Strukturen, Schutz, Sicherheit und Zugehörigkeit werden großgeschrieben, Tradition und Brauchtum gepflegt, die Mitarbeiter seit Generationen loyal dem Unternehmen verbunden. Der Sohn als Nachfolger fordert Eigenverantwortung und Feedbackkultur ein. Keiner traut dem, keiner macht mit, hintenrum wird getuschelt.
  • Ein mittelständisches Pharmaunternehmen, regional ansässig, produzierendes Gewerbe, stark vertriebsorientiert, geführt durch eine Doppelspitze. Status quo: stark vertriebslastig, Produktion nachrangig, Führung Zuckerbrot und Peitsche. Der neue Interims-Geschäftsführer aus der Schweiz zieht kurzfristig neue Führungslinien ein, ad hoc werden Fachmitarbeiter und Vertriebler zu Führungskräften ernannt; eigenverantwortliche Führung, strategisches Denken und schnelles, agiles Umsetzen werden eingefordert. Die Führungskräfte sind überfordert. Es knistert im System, gewaltig.

Die Kraft und Macht der Vergangenheit wird ignoriert und das Potenzial, das in ihr liegt, nicht clever für die Gestaltung einer erfolgreichen Zukunft genutzt. Es wird weder gesehen noch gewürdigt, was die Menschen bisher geleistet haben, wie die bisherigen Mühen und Erfahrungen der Mitarbeiter auch in schwierigen Zeiten dazu beigetragen haben, dass das Unternehmen eine über Jahrzehnte auf- und ausgebaute Erfolgsgeschichte schreibt.

Erfolgsgarant Wurzeln

Wo kommen wir her? Wer sind unsere Gründer? Was hat das Unternehmen bisher stark und erfolgreich gemacht? Dies gilt es zu würdigen und wertzuschätzen. Sich seiner Wurzeln bewusst sein. Darauf baut jede Veränderung, jede weitere Entwicklung auf. Ich erlebe oft wenig Bewusstsein für die eigenen Wurzeln.

Erfolgsgarant Werte

Wer sind wir? Welche Kernwerte prägen das Denken und Handeln in Ihrem Unternehmen? Wie ist es um unsere Unternehmenskultur bestellt? Wie leben das unsere Führungskräfte vor? Werte identifizieren. Diese gilt es zu integrieren und weiterzuentwickeln. Werte haben und sie wirksam in Szene setzen, sind zwei Paar Schuhe.

Erfolgsgarant Strategie

Welche konkreten strategischen Ziele verfolgen wir? Eine Vision, Strategie und Ziele motivieren Menschen, sich einzusetzen. Es gilt, sich zu fokussieren. Die Richtung zu bestimmen, damit der Weg Leitplanken kriegt, damit jede Entscheidung dem Weg dient, damit Sie den Weg zum Erfolg steuern können. Operatives Treiben schlägt im Alltag immer strategisches Denken.

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Abb. 1.1: Das Erfolgstrio des Mittelstands

Fangen Sie heute damit an!

Auch wenn die Logik auf den ersten Blick eine Chronologie nahelegt, glaube ich nicht, dass man die einzelnen Themen unabhängig voneinander betrachten kann. Alles ist mit allem verbunden. Wo Sie anfangen, bestimmen Sie! Albert Einstein hat mal gesagt »Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.« Bewegen Sie Ihr Unternehmenstrio!