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Der Autor

Mike Cronin studierte an der University of Kent und in Oxford Geschichte. Die letzten 15 Jahre lehrte er Geschichte an der Universität. Er hat viel über die Geschichte Irlands und über die Geschichte des Sports publiziert. Zu seinen Publikationen zählen eine über Sport und Nationalismus in Irland, eine in Zusammenarbeit mit mehreren Autoren entstandene Geschichte der Feiern zum St. Patrick’s Day und eine Überblicksdarstellung zur irischen Geschichte. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Leiter des Centre for Irish Programmes am Boston College in Dublin. Er forscht gerade über große öffentliche Spektakel und Feste im Irland des 20. Jahrhunderts.

Danksagung

Über die Jahre habe ich viele Studenten unterrichtet, die die irische Geschichte nicht kannten und auch sonst wenig über Irland wussten. Das war eine herausfordernde und faszinierende Aufgabe, denn ich war dadurch gezwungen, mein Unterrichtskonzept vollständig zu überdenken. Vieles in diesem Buch, auch die Art und Weise, wie die verschiedenen Epochen der irischen Geschichte erklärt werden, resultiert aus den Herausforderungen, vor die mich meine Studenten immer wieder gestellt haben. Ihnen allen gilt mein Dank für ihre Geduld und ihr Interesse.

Außerdem möchte ich zwei wichtigen Leuten bei Wiley meine Anerkennung zollen: Alison Yates, die als Erste die Idee zu diesem Buch an mich herantrug und Rachael Chilvers, die lang und hart dafür gearbeitet hat, dass alles richtig gemacht wurde. Auch die Mühen meiner Lektoren Tracy Barr, Martin Key und Neil Fleming seien hiermit gewürdigt. Sie alle machten wichtige Anmerkungen, die zur Verbesserung des Textes beigetragen haben.

Meine Kollegen im Centre for Irish Programmes am Boston College waren wie immer eine Fundgrube für nützliche Informationen und ein Quell der Unterstützung. Und außerdem erlaubte Thea Gillien in Dublin es gnädigerweise, dass die Dummies ihr bei ihrer Arbeit im Büro immer wieder in die Quere kamen. Für seine (wiederholte) Hilfe mit der irischen Sprache und ganz allgemein für seine Lebensfreude will ich Brian Ó Conchubhair danken. Wie immer lebte Julie Anderson mit einem Buch in unserem Leben, und sie war immer mit Kommentaren, Hilfe und Aufmunterungen zur Stelle. Alles, was mit diesem Buch nicht stimmt, ist meine Schuld, und all die wunderbaren Menschen, die ich oben genannt habe, sind unschuldig!

Die Überarbeiterin der 2. Auflage

Petra Dubilski, geboren und aufgewachsen in Berlin, mit längeren Zwischenstationen in Baden und Schwaben, studierte an der Uni Freiburg und der FU Berlin alles mögliche, was die Welt und den Menschen erklären könnte, mit Abschluss in Soziologie. Sie arbeitete mehrere Jahre als Redakteurin in einer überregionalen Tageszeitung, machte sich anschließend selbständig und schrieb Reisebücher. Heute lebt sie als freie Autorin und Übersetzerin in Irland, wo sie sich seither mit Realitäten auseinandersetzt, die sie seit 20 Jahren auf der grünen Insel noch immer verblüffen – und faszinieren.

Einführung

Als ich zum ersten Mal wegen meiner Forschungen nach Irland kam, war ich über die Reaktionen der Menschen, mit denen ich sprach, sehr erstaunt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Leute, denen ich mein Vorhaben erklärte, freundlich nicken und dann die Flucht ergreifen würden, um dem frisch gestrichenen Gartenzaun beim Trocknen zuzusehen. Ich dachte nämlich, das sei für die Iren interessanter als über irische Geschichte zu reden. Stattdessen fand ich ein Land vor, in dem die Menschen sich leidenschaftlich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen und gerne angeregt und ausdauernd darüber reden. Jeder hatte seine eigene Geschichte. Die konnte sich um ein Familienmitglied drehen, das in ein bedeutendes Ereignis verwickelt war oder es erlebt hatte. Oder es ging um die Geschichte der Gegend und um die Ereignisse, die sich hier abgespielt hatten. Und das waren großartige Geschichten. Da gab es keine langweiligen Fakten, die ohne Humor oder persönliche Anteilnahme vorgetragen wurden, sondern es waren Erzählungen, die die Ereignisse der Vergangenheit zum Leben erweckten.

Ich habe sehr schnell gemerkt, dass in Irland – anders als in jedem anderen Land, das ich je besucht habe – Geschichte lebendig ist, sie scheint jedem zu gehören, und jeder hat seine eigene Version der Geschichte. Es ist schon so, dass nicht jede dieser Versionen korrekt war, und wenn man allen Geschichten, die ich gehört habe, Glauben schenken würde, dann wäre an Ostern 1916 im Hauptpostamt in Dublin (siehe Kapitel 21) so viel Betrieb gewesen wie nirgends sonst auf der Welt, denn jeder Ire scheint einen Großvater, einen Onkel, eine Tante, einen Cousin oder eine Cousine zu haben, die dort waren. In gewisser Weise kommt es bei diesen Erzählungen gar nicht darauf an, dass sie richtig sind. Sie zeigen, dass jeder an der Geschichte seines Landes beteiligt sein will. Nicht jeder kann im Mittelpunkt stehen, aber wir können die Geschichte etwas verbiegen und auf diese Weise sicherstellen, dass zumindest unsere Verwandten eine Statistenrolle hatten. In Irland ist Geschichte überall. Sie ist in den Köpfen der Menschen, in der Architektur und in der Landschaft, sie ist im Fernsehen, und in Bars im ganzen Land ist sie immer wieder der Grund für Krawalle. In einigen Teilen Irlands ist Geschichte zur Touristenattraktion gemacht worden, in Nordirland werden auf dem politischen Parkett immer noch historische Konflikte ausgefochten, und auf der ganzen Insel wird jeden Tag Geschichte geschrieben.

Über dieses Buch

Bevor Sie dieses Buch gekauft haben, standen Sie im Buchladen oder Sie haben im Internet gesucht, und dabei wird Ihnen eines aufgefallen sein: Da draußen gibt es unglaublich viele Bücher über die Geschichte Irlands. Also, was unterscheidet dieses hier von all den anderen? Nun, im Gegensatz zu den anderen Büchern geht dieses Buch nicht davon aus, dass Sie schon etwas über Irland und die Iren wissen. Die meisten anderen Bücher sind so dicht gefüllt mit Text, dass sie nebenher nicht sonderlich viel Spaß oder Ablenkung bieten. Zudem beschäftigen sich viele der Bücher da draußen mit ganz bestimmten Epochen der irischen Geschichte – Irland im 19. Jahrhundert, Irland vor, während oder nach der Großen Hungersnot, Irland seit gestern oder auch Irland vor Anbeginn der Zeit. Es geht hier nicht darum, Kritik an diesen Büchern zu üben – die meisten sind sehr gut –, sie bieten aber nur einen beschränkten Blick auf die irische Geschichte. Hier wird dagegen die gesamte irische Geschichte in einem großen unterhaltsamen Rundumschlag geboten. Es geht bei den ersten Menschen, die nach Irland kamen, los und führt bis in die Gegenwart. Die Reise ist lang, aber unterwegs gibt es viel zu sehen, und Sie werden vielen interessanten Iren begegnen.

Eine große Frage, mit der wir uns gleich zu Beginn beschäftigen müssen, ist die Definition dessen, um was es in diesem Buch letztlich geht. Was bedeutet »Irland« eigentlich? Nun, in diesem Buch wird Irland aus ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Einmal ist das hier einfach ein Buch über die Geschichte der Insel Irland – der gesamten Insel von Malin Head im Norden bis nach Mizen Head im Süden. Genau wie alle anderen Länder auch ist Irland aber keine einsame Insel. (Natürlich ist Irland eine richtige Insel, aber Sie wissen schon, was ich meine. Die Geschichte Irlands ist keine Geschichte, die sich in vollkommener Abgeschiedenheit abgespielt hat). Deshalb geht es in diesem Buch nicht nur um die Geschichte Irlands, sondern auch um die ausländischen Mächte und Staaten, die die irische Geschichte geprägt haben: England und Großbritannien, Amerika, Frankreich und so weiter. Wir werden auch einen Blick auf den Einfluss Irlands auf den Rest der Welt werfen, und darauf, wie die zwei Teile Irlands (die Republik Irland und Nordirland) im 20. Jahrhundert miteinander zurechtgekommen sind.

Die großen Themen der Geschichte sind natürlich umstritten. Man plagt sich damit, ob die Geschichte, so wie sie erzählt wird, wahr ist oder nicht. Und ob die ganze Sache nicht irgendwie verzerrt und voller Vorurteile dargestellt wird. Nun, meine Antwort auf diese Fragen ist ganz einfach. Zuerst zur Wahrheit … Ich habe hier versucht, die Geschichte vorurteilsfrei so zu erzählen, wie sie passiert ist. Denken Sie daran, viele Aspekte der irischen Geschichte sind sehr umstritten, und sowohl die nationalistischen als auch die unionistischen Kreise haben ihre ganz eigene Sicht auf die Vergangenheit. In der irischen Geschichte gibt es aber auch einige interessante Dinge, die genau genommen nicht wahr sind, die aber zu einem Teil der Folklore und der Geheimnisse geworden sind, die die irische Geschichte umgeben. Wir können diese Überlieferungen nicht einfach ignorieren, also sind sie hier mit einer gesonderten Erklärung aufgeführt. Und nun zu der Frage nach den Vorurteilen – das ist wirklich schwierig. Wir alle haben unsere ganz eigenen Ansichten und Meinungen: Ich bin sicher, Sie haben auch Ihre Meinung. Bilden Sie sich Ihre Meinung, während Sie dieses Buch lesen, und wenn Sie anderer Meinung sind – großartig! Geschichte besteht aus Streit und Auseinandersetzungen, unsere Meinungsverschiedenheiten fügen sich also in eine lange und ehrwürdige Tradition ein.

Konventionen in diesem Buch

Dieses Buch ist so zusammengestellt, dass es Sie unterhält und informiert (das war zumindest die Idee). Sie werden viele Details und ein ganzes Heer an Symbolen finden, die nebenbei verschiedene Kleinigkeiten und Einzelheiten erklären.

Sie werden auf viele Kästen stoßen, in denen interessante Informationen untergebracht sind, die aber für das große Ganze nicht sonderlich wichtig sind. Sie können die Kästen komplett überspringen, für später aufheben oder gleich mitlesen. Die Kästen sind da, damit Sie die Freuden der irischen Geschichte in ihrer Gesamtheit besser verstehen. Das Gleiche gilt für das, was neben dem Symbol für das technische Zeug steht. Das ist zu Ihrer Information da und bietet weiterreichende Details. Das alles braucht man aber nicht, um das Thema zu erfassen. Auch dieses Symbol können Sie überspringen. Das sind schließlich keine Hausaufgaben, und keiner wird es je herausfinden.

Törichte Annahmen über den Leser

Ganz offensichtlich kenne ich Sie nicht (also, erst mal Hallo und schön, Sie kennenzulernen), dennoch musste ich einige Annahmen über die Leute machen, die dieses Buch lesen. Deshalb nehme ich an, dass Sie ein toller Mensch sind und dass:

  • Sie sich für Irland interessieren, weil Sie dort mal Urlaub machen wollen, oder weil Sie in den Nachrichten etwas über Irland gesehen haben und jetzt mehr wissen wollen, oder weil vielleicht sogar irisches Blut in Ihren Adern fließt.
  • Sie vielleicht schon das ein oder andere über die Geschichte Irlands wissen, es aber sehr verwirrend für Sie ist herauszufinden, wer wer ist und was was ist.
  • Sie vielleicht etwas über die Geschichte Irlands in der Schule gelernt haben, dass die Erinnerung daran aber etwas trübe geworden ist.
  • Sie von anderen Leuten etwas über Irland gehört haben und jetzt mehr wissen wollen.
  • Sie vielleicht auch einfach nur eine gute Geschichte erkennen, wenn Sie sie sehen.

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Dieses Buch ist so aufgebaut, dass man es vom Anfang bis zum Ende durchlesen kann. Wenn Sie mögen, können Sie aber auch von Themengebiet zu Themengebiet hüpfen, ganz wie es Ihnen in den Sinn kommt. Damit man sich im Buch – und in der irischen Geschichte – leichter zurechtfindet, ist es in sieben Teile gegliedert. Jeder Teil hat mehrere Kapitel, in denen es um eine bestimmte Epoche der irischen Geschichte geht. Die sieben Teile, aus denen das Buch besteht und was in ihnen steht, sind hier aufgeführt.

Teil I: Heilige und Könige: Die frühen Jahre Irlands

In der irischen Geschichte gibt es keinen Christoph Kolumbus und keinen James Cook. Irland hat keinen Entdecker, eines Tages tauchte die Insel einfach unter den Gletschern der letzten Eiszeit auf. Eine ganze Zeit lang lag Irland unbemerkt und ungeliebt einfach so im Atlantik. Aber eines Tages fingen Leute aus Schottland an, dort Urlaub zu machen, und die fanden es in Irland so toll, dass sie beschlossen zu bleiben. Die ersten Siedler gehörten einem ziemlich einfachen Volk an, sie jagten und sammelten ein wenig. Wirklich interessant wird es mit dem Beginn der Jungsteinzeit, damals fingen die Menschen an, große Grabbauten zu errichten. Und später wird es noch interessanter, dann kamen nämlich die ersten Kelten. Dann fingen einige an, den starken Mann zu markieren, sie wurden zu Königen verschiedener kleiner Landesteile, und so entstand nach und nach ein Herrschaftssystem. Diese Epoche endet mit der Ankunft des berühmtesten Iren überhaupt, St. Patrick. Er ist nicht nur der, dessen Leben und Werk auf der ganzen Welt mit grünem Bier gefeiert wird, er brachte auch das Christentum nach Irland, und er hat die Schlangen vertrieben (heißt es zumindest).

Teil II: Die Nordmänner kommen! Das 12. und 13. Jahrhundert

In dieser Zeit gewöhnten sich die Iren an Invasionen. Ob es die Landschaft war, die Schönheit (oder der Reichtum) der Klöster oder das Wetter, Irland erschien einer ganzen Reihe von Völkern so attraktiv, dass sie die Insel besuchen oder gleich ganz übernehmen wollten. Als Erstes kamen die Wikinger. Ursprünglich waren sie ganz zufrieden damit, ein wenig zu plündern und zu brandschatzen, irgendwann beschlossen sie aber, sich niederzulassen – sie gründeten sogar ein kleines Dorf namens Dublin. Die irischen Könige scheinen ziemlich machtlos gewesen zu sein, jedenfalls hatten sie den Wikingern nicht viel entgegenzusetzen und versanken für ein paar Jahrzehnte in der Bedeutungslosigkeit. Schließlich kriegten sie aber doch noch die Kurve und überzeugten die Wikinger, wieder heimzufahren. Das Problem war aber, dass inzwischen die Normannen in die irische Politik involviert waren, und die fielen jetzt auch in Irland ein. Das war der Beginn einer Jahrhunderte dauernden Wechselbeziehung zwischen den Iren und den Völkern jenseits der Irischen See.

Teil III: Invasion der englischen Könige: Das 14. und 15. Jahrhundert

Nachdem die Normannen den Weg geebnet hatten, waren auch die Engländer auf den Geschmack gekommen und wollten Irland nicht mehr verlassen. Das ständige Problem der Engländer waren aber die Iren, dieses lästige Volk. Sie wollten die Herrschaft eines englischen Königs einfach nicht still und leise über sich ergehen lassen. Sie schmiedeten ständig Komplotte und verursachten alle möglichen Probleme. Außerdem freundeten sie sich mit allen möglichen Völkern an, mit den Schotten und Franzosen zum Beispiel, die die Engländer gar nicht leiden konnten. Während dieser zwei Jahrhunderte war Irland ein ziemlich unruhiger Flecken Erde, und aufeinanderfolgende englische Könige hatten ihre liebe Not damit, irgendetwas dagegen zu tun. Mehrere Male schickten sie massenhaft Truppen nach Irland, weil sie die Iren so unterdrücken wollten. Manchmal steckten sie aber auch ihren Kopf in den Sand und versuchten das Problem zu ignorieren. Sie versuchten auch, die Iren mithilfe von Gesetzen zu kontrollieren, die die Iren englischer machen sollten. Das Problem war, dass viele der Engländer, die sich in Irland niedergelassen hatten, sich dort so wohlfühlten, dass sie anfingen Irisch zu sprechen, irische Mädchen zu heiraten und so zu werden wie die Einheimischen.

Teil IV: Religionskriege und Familienfehden: Das 16. und 17. Jahrhundert

Genau wie die Invasionen wurde die Religion zu einem der großen Themen der irischen Geschichte. Seit der Zeit von St. Patrick war alles ganz einfach gewesen. Trotz ihrer Differenzen akzeptierten sowohl England als auch Irland, dass der Papst ein echt wichtiger Typ war, und in Dingen, die etwas mit Gott zu tun hatten, nahmen sie alle Befehle aus Rom entgegen. Im 16. Jahrhundert ging jedoch alles schief. Heinrich VIII. beschloss, dass er eine andere Frau brauchte, und versuchte, sich scheiden zu lassen. Der Papst machte das nicht mit, also zog Heinrich beleidigt ab und gründete seine eigene Kirche. Damit war England protestantisch. In Irland wurde der Religionswechsel gar nicht gut aufgenommen, man widersetzte sich der neuen Konfession und zog es vor, seine Priester zu behalten und die Verbindung zu Rom aufrechtzuerhalten. England versuchte, das zu ändern, deshalb schickte man protestantische Siedler nach Irland. So entstanden aber nur zwei separate Gemeinwesen, die ein tiefes Misstrauen füreinander empfanden. Am Ende lief alles auf einen Krieg zwischen dem protestantischen König Wilhelm III. und dem katholischen König Jakob II. hinaus. Wilhelm gewann die Schlacht am Boyne, und so war die letzte Hoffnung auf einen Katholiken auf dem englischen Thron dahin.

Teil V: Katholiken und Protestanten: Das 18. und 19. Jahrhundert

Während des 18. und 19. Jahrhunderts bemühten sich Irland und Großbritannien irgendwie voranzukommen. Die Briten waren ein wenig paranoid. Sie sahen in Irland ein ständiges Ärgernis, für sie war die Insel ein rückständiger Ort, an dem immer noch der Katholizismus herrschte. Das bereitete den Briten einige Qualen, waren sie doch gerade damit beschäftigt, ein Weltreich zu errichten und einige nervige europäische Feinde wie die Franzosen loszuwerden. Das eigentliche Problem war, dass die Iren, die zumindest einen gewissen Grad der Unabhängigkeit erreichen wollten, die Franzosen ermutigten, ihnen 1798 bei einem Aufstand zur Seite zu stehen. In dieser Zeit erlebten die Forderungen nach irgendeiner Form von Freiheit für Irland einen großen Aufschwung. Unter Führung von Daniel O’Connell beschränkten sich diese Forderungen auf Religionsfreiheit. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sie jedoch zu politischen Forderungen nach nationaler Eigenständigkeit. In dieser Zeit hatten die Iren auch unter der Großen Hungersnot von 1846 bis 1851 zu leiden. Ihr fielen Tausende von Menschen zum Opfer, und sie führte dazu, dass eine Million Menschen ihr Heil in der Auswanderung suchte. Das war der Beginn der großen irischen Diaspora, und die Iren sollten, egal wo sie landeten, großen Einfluss gewinnen.

Teil VI: Zweigeteilt: Das Leben seit den 1880er Jahren

Am Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Iren der britischen Herrschaft Leid und wollten etwas dagegen tun. Die erste große Bewegung war kultureller Natur, hier lernte das irische Volk seine eigene Kultur wertzuschätzen. Diese sogenannte Irische Renaissance regte die Menschen dazu an Irisch zu sprechen, irische Theaterstücke und Romane zu lesen und irische Spiele zu spielen. Für die Iren sollte es kein Kricket mehr geben. Der Erfolg dieser Irischen Renaissance spiegelte sich in der Politik wider, und der Ruf nach Home Rule (politische Unabhängigkeit von Großbritannien) wurde lauter. Es sah für die Iren ziemlich gut aus, bis sich die Deutschen nach vorne drängelten und den Ersten Weltkrieg lostraten. Dieser Krieg spaltete die irische Politik und führte zum Aufstieg von Sinn Féin und der IRA. Sie führten einen Krieg gegen die Briten, der 1922 zu einer teilweisen Unabhängigkeit führte. Die Teilung Irlands (in Nordirland als Teil von Großbritannien und die Republik Irland als unabhängiger Staat) wollte aber irgendwie nie passen, und in den 1960er Jahren flog das Ganze in die Luft. Die Unruhen in Nordirland dauerten über drei Jahrzehnte, sie waren ausgesprochen brutal und blutig. Heute sieht es zum Glück so aus, als hätten die Iren dieses blutige Kapitel ihrer Geschichte hinter sich gelassen. Viele Teile Irlands sind inzwischen sehr wohlhabend geworden, und die Insel liegt voll im Trend.

Teil VII: Der Top-Ten-Teil

Der Teil des Buches ist dazu gedacht, Ihnen ein paar Informationen zu liefern, darunter sind sicher einige Dinge, mit denen Sie Freunde, Familienangehörige und auch Fremde gewaltig beeindrucken können. Hier erfährt man, welches die wichtigsten Wendepunkte der irischen Geschichte waren, und dann ist da noch eine Liste mit zehn Iren, die eigentlich bekannter sein müssten. Denken Sie daran, das sind meine persönlichen Listen, Sie können sie also ohne Hemmungen ergänzen.

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Ganz offensichtlich geht es in diesem Buch um ziemlich viel Geschichte, und Sie erhalten hier ziemlich viele Informationen. Geschichte besteht aber aus mehr als Fakten und Zahlen und berühmten Leuten, das werden Sie merken, wenn Sie dieses Buch lesen. Sie werden in diesem Buch immer wieder auf Symbole stoßen. Dort finden Sie zusätzliche Informationen, dort werden Streitpunkte geklärt, und dort geht es darum, welchen Einfluss die Vergangenheit auf die Gegenwart hat.

hatimgDie Iren haben reichlich großartige Geschichten über ihre Vergangenheit zu erzählen, der Grat zwischen Fakten und Fiktionen ist jedoch meist schmal. Wenn dieses Symbol auftaucht wird überprüft, ob eine irische Überlieferung der Wahrheit entspricht oder nicht, ob ein Ereignis wirklich passiert ist oder nicht.

replyimgWas in der Vergangenheit passiert ist, hat Auswirkungen auf die Gegenwart. Bei diesem Symbol geht es darum, welche Auswirkungen historische Ereignisse auf das Leben der heutigen Iren haben.

replyimgEs gibt da eine ganz bestimmte Sache, die Historiker lieber mögen als Geschichte, und das ist ein ordentlicher Schlagabtausch. Irische Historiker waren schon immer besonders anfällig für Meinungsverschiedenheiten untereinander. Und bei diesem Symbol geht es um verschiedene Interpretationen der irischen Geschichte, die schon in den Ring geworfen worden sind.

distributionspecific.epsDieses Symbol macht auf bestimmte wichtige Punkte aufmerksam, die man kennen sollte, um zu verstehen, was als Nächstes passiert.

distributionspecific.epsHier geht es um technisches Zeug, das Sie überspringen können. Es ist dazu da, Ihr Verständnis einiger komplizierterer Sachverhalte zu vertiefen. Hier erhalten Sie zusätzliche Informationen darüber.

Wie es weitergeht

In einem alten irischen Witz geht es um einen Touristen, der sich verirrt hat und einen Einheimischen nach dem Weg fragt. Der Einheimische kratzt sich am Kopf, denkt kurz nach und sagt dann: »Also, wenn ich dorthin wollte, würde ich nicht von hier aufbrechen.« Diese Aussage ist ein ganz guter Führer durch dieses Buch. Die eine richtige Methode dieses Buch zu lesen gibt es nicht, die eine richtige Stelle, an der Sie anfangen müssen, gibt es auch nicht. Sie können den klassischen Weg gehen und am Anfang beginnen und am Ende aufhören, alternativ können Sie zuerst in das Kapitel eintauchen, das Sie am meisten interessiert. Wenn Sie etwas über die Große Hungersnot wissen möchten, fangen Sie mit Kapitel 18 an, interessieren Sie sich besonders für St. Patrick, ist Kapitel 4 das Kapitel der Wahl. Alle Teile und alle Kapitel sind so geschrieben, dass sie unabhängig voneinander gelesen werden können. Wo auch immer Sie anfangen, viel Spaß dabei, genießen Sie Irland und seine Geschichte.

Teil I

Heilige und Könige: Die frühen Jahre Irlands

IN DIESEM TEIL …

Erfahren Sie alles über die Anfänge Irlands, die ersten Menschen, die Siedlungen bauten und Leben auf die Insel brachten.

Stelle ich Ihnen die keltischen Stämme vor und erläutere, wie sie auf die Insel kamen und sie veränderten.

Begegnen Sie einem der berühmtesten Iren aller Zeiten: dem heiligen Patrick, der das Christentum nach Irland brachte.