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Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelseite

Impressum

Kapitel 1. Mein Weg der Veränderung

Kapitel 2. Bewusstsein für ein neues Zeitalter

2.1 Trau Dich!

Transformation gefällig? − Ein Ozean von Möglichkeiten

Dem inneren Schweinehund zum Trotz

Dirigenten des Lebens − „My Life in Music“

2.2 Höchste Zeit, zu strahlen

Spiegel aus dem Land der 1001 Überraschungen

Im Innen wie im Außen − Alleine ganz viel bewegen

Der persönliche Lebens-Film − Horrormovie oder Herzensbrecher?

Wenn die Reichsten ihren Ferrari gegen Sigmund Freud eintauschen

Vom Erfolg zu Boden gedrückt

Der Fall der Sonnenkönige − Licht für die Welt

Kapitel 3. Strahlkraft entfalten

3.1 Sterne, die verglühen, strahlen am stärksten

Alles so nah und doch so fern

Weckruf – Das Leben antwortet immer

FASCINADE − Ein universaler Code, um Welt(en) zu transformieren

3.2 Fokus & Klarheit − Gebündelte Strahlen entfachen Feuer

Persönliche Transformation – Vom Papiertiger zum Menschenflüsterer

Genies im falschen Film – Wundersame Wandlung durch Urvertrauen

Mission Control – Mit der Kraft des Herzens

Wie viel ist es dir wert? – Geschäfte um jeden Preis?

Leadership als Berufung – Menschen einfach nur mögen

3.3 Authentische Präsenz – Echte Nähe schafft (Selbst) Vertrauen

Die Crux mit der Wahrnehmung – Eisberg in Sicht? Volle Kraft voraus

Auch stille Wasser erzeugen Wellen

Zwischen den Zeilen liest es sich schwer

Gewaltfreies Zuhören

Die Macht der Intuition

Noch besser als Google

3.4 Strahlende Beziehungen – Wer zusammen fliegt, gewinnt an Auftrieb

Neues Denken – Eine Küche in Brooklyn als globale Machtzentrale

Ideale Partner – Offen für das Unscheinbare

Pyramiden niederreißen und Vertrauenskreise bauen

Und wenn's trotzdem so richtig kracht

Transformation von Widerspenstigen – Beidrehen und volle Breitseite anbieten

3.5 Commitment & Initiative: Wer sich bewegt und durchhält, der wird strahlen

Allen Widerständen zum Trotz − Im Tal der Tränen

Wie kann man mögen, was man nicht liebt?

Raus aus der Komfortzone − Der Ball, der zum Strahlen bringt

Weg vom Perfektionismus – Mit dem Kopf durch die Wand

3.6 Anerkennung & Wertschätzung: Wonach sich alle sehnen und wie sie es kriegen

Mit Soft Power zur wahren Macht

Zu Tränen gerührt − Training für den Herzmuskel

Überfälle aus dem Nichts zeigen große Wirkung

Lektionen aus dem Land des Job-Hopping

Wenn Kritik mitten ins Herz trifft − Nicht nur Eisbären brauchen ein dickes Fell!!!

3.7 Durchschlagskraft in Reinkultur

SMART zu sein genügt nicht: Wie David Goliath bewegt

Sinn der Irrfahrt – Die Zielerfüllung hat ihren eigenen Zeitplan

Wenn nicht das, dann etwas viel Besseres

Ein gefühlvolles Bild produziert mehr als 1000 Worte

3.8 Empowerment − Der Turbo für die globale Transformation

Bahn frei – Im 100-Meter-Sprint gegen die Angst

Von weißen Haaren und dicken Bäuchen – Mythen & falsche Glaubenssätze

Lernen von den besten Coaches der Welt

Begegnung mit Superman

Besser leben, wo Frauen das Sagen haben

Mutig voranschreiten – Veränderung leicht gemacht

Globale Intelligenz: Der gemeinsame globale Nenner, der vieles ändert

Hotel Oberoi − Mit der Kraft des Herzens zum Weltmarktführer

Das goldene Ticket einlösen – Morgen könnte schon Dein letzter Tag sein

Kapitel 4. Dank

Über den Autor

Literatur

Wiley End User License Agreement

Title Page

Kapitel 1

Mein Weg der Veränderung

Seit beinahe 30 Jahren bot und bietet mir das Leben immer wieder außerordentliche Situationen, die mich herausgefordert haben, die Antworten auf zwei entscheidende Fragen zu suchen: Wie kann ich gelassen mit radikalen Veränderungen in meinem Leben umgehen, und wie kann ich Dinge bei mir selbst oder anderen verändern?

So zum Beispiel im Jahre 2012, als ich 18 Monate nach meiner Entscheidung, mein erstes Unternehmen zu gründen, den persönlichen und finanziellen Bankrott erfuhr. Oder 2005, als ich die Herausforderung akzeptierte, in Indien ein Unternehmen aus der Krise zu holen, und monatelang in einem mir völlig unbekannten Kulturkreis gegen innere und äußere Widersacher zu kämpfen hatte. Während dieser Zeit fragte ich mich immer wieder, wie kann ich „die anderen“ ändern, sodass sie kooperieren und mit vereinten Kräften auf unser gemeinsames Ziel hinarbeiten. Oder im Sommer 2007, als ich mit dem Bus durch Guyiang, China, fuhr und mich der Anblick toter Fische in den Flüssen und die dicken Rauchschwaden stinkender Kohlekraftwerke zutiefst erschütterten und ich mich wieder einmal fragte, was können und müssen wir verändern, um unseren Nachfahren eine in jeder Hinsicht gesunde und strahlende Welt zu hinterlassen?

So unterschiedlich und einzigartig wir Menschen auch sein mögen, wir alle haben eines gemeinsam: Wir sind ständig diversen Veränderungen ausgesetzt, die es gekonnt zu meistern gilt. Wir alle wollen irgendetwas verändern, in unserem Leben, in unserem Unternehmen oder in der Gesellschaft als Gesamtheit. Anreize, etwas zu verändern, gibt es genügend. Gemäß einer Umfrage des Karriereportals Monster leben weniger als 8 Prozent aller Mitarbeiter in Deutschland ihre Berufung. Die meisten schleppen sich morgens lustlos zur Arbeit und arbeiten des Geldes und nicht des Spaßes wegen. Mehr als 30 Prozent aller Mitarbeiter haben das Vertrauen in ihre Chefs verloren. 70 Prozent aller Joint Ventures scheitern nach einem Jahr. Nach repräsentativen Umfragen des Gallup Institutes oder der USC Marshall School of Business wissen wir, dass fast 50 Prozent aller Mitarbeiter ihr Unternehmen verlassen, weil sie sich nicht wertgeschätzt fühlen, und beinahe 90 Prozent sagen aus, dass sie für ihre Arbeit keine Anerkennung erhalten. Menschen wie auch Unternehmen sind ausgebrannt; gleichzeitig spiegelt der Planet diesen Zustand wider und stößt an seine Grenzen, da die natürlichen Rohstoffe sich dem Ende zuneigen.

Unser Bewusstsein dafür, unsere Motivation, unser Verhalten, unsere Geschäftsmodelle oder unsere Glaubenssätze zu transformieren, um die Welt auch für die nachkommenden Generationen nachhaltiger zu gestalten, wächst. Trotzdem verharren die meisten Menschen wie gelähmt in ihrer Komfortzone und agieren nicht, obwohl sie tief in ihrem Inneren spüren, dass sie etwas verändern sollten. Unsere Gewohnheiten, falschen Glaubenssätze und die Angst, Neuland zu betreten, hindern uns oft daran, diese dringend notwendigen Veränderungen anzustoßen. Dabei gehört es zu den entscheidenden Fähigkeiten in unserem Zeitalter, nicht nur gekonnt mit Veränderungen umzugehen, sondern diesen in vielen Unternehmen und der Gesellschaft als Ganzes zwingend notwendigen Wandel aktiv mitzugestalten. Die Frage dabei ist: Wie schaffen wir das?

Nachdem ich in den letzten Jahrzehnten auf der ganzen Welt mit Firmengründern, Chefs von Großkonzernen, Regierungsvertretern, Pionieren, Visionären und spirituellen Führern zusammengearbeitet, aber auch viele persönliche Krisen und Rückschläge durchlebt habe, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass der Schlüssel für diese entscheidenden Fähigkeiten zur Veränderung ausschließlich im Weg zu uns selbst liegt. Wenn wir den Mut haben, uns die richtigen Fragen wie etwa „Warum mache ich das, was ich jetzt gerade mache?“ zu stellen, sowie unser eigenes Verhalten zu reflektieren und offen für Neues aus verschiedenen Welten zu sein − wie zum Beispiel der Quantenmechanik oder der spirituellen Intelligenz −, dann fangen wir wieder an, unser Leben und unsere Geschäfte mit Sinn, Wahrhaftigkeit und „Eins“ mit den universellen Gesetzen zu führen.

Selber bin ich jahrelang der großen Karriere nachgejagt, habe mich mit anderen verglichen. Ich habe aus der Angst heraus, nicht anerkannt zu werden, obrigkeitsbewusst das gemacht, was andere in den diversen Hierarchien von mir verlangten. Vorauseilender Gehorsam und Selbstverleugnung waren meine ständigen Begleiter. Sehr lange habe ich nach den entscheidenden Antworten immer nur im Außen gesucht. Das Ganze hat mich und auch mein Umfeld enorme Energie gekostet. Einige harte Lektionen in meinem Leben haben mir die Augen geöffnet und gezeigt, dass die Lösungen für alle großen Probleme immer in uns selbst liegen. Es geht niemals um „die anderen“. Es geht um uns. Und den Wandel unseres Bewusstseins. Wir müssen nur den Mut haben, hinzusehen, um unseren authentischen Kern wiederzufinden und diesen dann in nächster Konsequenz auch zu leben. Daraus entsteht eine enorme Strahlkraft, die durch Wertschätzung für andere, innere Ruhe, Frieden und Glaubwürdigkeit gekennzeichnet ist. Wenn wir genau das ausstrahlen, dann vertrauen uns andere Menschen zutiefst. Dann sind wir in der Lage, in unseren Unternehmen und in der Welt das zu ändern, was notwendig ist, ganz einfach aus dem Gefühl heraus, jetzt endlich das Richtige zu tun.

Dieser Weg mag für einige Menschen Neuland bedeuten, und er erfordert Mut. Doch wenn wir diesen Weg gehen, können wir dabei nichts verlieren; auch wenn wir vielleicht oft Angst haben, bloßgestellt zu werden oder die ohnehin „falsche“ Anerkennung anderer zu verlieren.

Das Fantastische dabei ist, dass wir durch den Weg zu uns selbst diese spezielle, persönliche, innere, leuchtende Strahlkraft entwickeln, die uns nicht nur die Energie für den gekonnten Umgang mit Veränderungen, sondern auch für die Gestaltung des Wandels mitgibt, und uns gleichzeitig unbeschreiblich erfolgreich macht. In jüngster Zeit hat auch die Wissenschaft anerkannt, dass alles Energie ist. Menschen, die strahlen, lassen ihre Energie ungehindert fließen und tragen diese in erfolgreiche Unternehmen hinein. Und wer möchte nicht am Ende seines Lebens zufrieden zurückblicken und realisieren, dass er mit seinen einzigartigen Gaben, Werten und seiner enormen Lebensenergie andere bereichert hat, und dass es sich gerade deshalb gelohnt hat, diesen nicht ganz leichten Weg zu gehen. Das macht das Leben lebenswert. Das macht unsere Unternehmen zu einem Ort, an dem mit geballter Kraft Großartiges im Einklang mit anderen erschaffen wird. Dort, wo Menschen ihre volle Energie zum Ausdruck bringen können und dürfen, wird auch das Geld als Ausdruck der Energiebilanz als Konsequenz in Fülle fließen.

Gerade Unternehmer, Firmengründer oder Chefs wirken täglich als Vorbilder für ihre Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und die Öffentlichkeit. Dadurch halten sie enorme Macht in ihren Händen, diese Welt zu beeinflussen. Sie haben also nicht nur die Position, sondern auch die Verantwortung und sogar das Privileg, in diesem goldenen Zeitalter die Erfolgsgeschichte neu zu schreiben. Eine Erfolgsgeschichte, die durch dieses Mehr an Energie von Menschen, die ihrer Arbeit mit echter, innerer Freude nachgehen, ein enormes, vorbildliches Innovationspotenzial freisetzt. Eine Erfolgsgeschichte, die durch mehr Frieden und Nachhaltigkeit, sprich Wertschätzung für Natur und Mensch geprägt ist.

Meine Vision ist es, dass alle Menschen mit riesiger Freude im Herzen an ihre Arbeit gehen. Dass ihnen die Unternehmen, also die Chefs, die Freiheit und das Vertrauen schenken, ihre Begeisterung für eine Sache zu leben. Dass sie erkennen und spüren, dass in diesem Jahrhundert finanzieller Erfolg nur möglich ist, wenn wir für die Menschen, die Natur und die Welt als Ganzes Sorge tragen. Wenn wir also Wertschätzung und das Miteinander zu einem der höchsten Ziele unseres Schaffens und Wirkens machen. Es ist auch meine Vision, dass Menschen in 20 Jahren ganz selbstverständlich sagen: „Aber, es ist doch ganz klar, dass Zusammenarbeit, Frieden, Respekt das einzig logische Wirken und höchste Gut sind, das wir kennen. Was sonst?“ Wie lange waren die Menschen von dem Irrglauben besetzt, dass die Erde eine Scheibe sei. Als dann eindeutig bewiesen war, dass sie eine Kugel ist, wollte sich niemand mehr erinnern, dass man hunderte von Jahren an etwas anderes geglaubt hatte. Deshalb ist es genau jetzt an der Zeit, unser Verhalten, unsere Gewohnheiten und Glaubenssätze zu hinterfragen. Es bleibt uns nicht mehr sehr viel Zeit, um einige der dringlichsten Herausforderungen dieses Planeten zu bewältigen. Jeder, der jetzt lebt, hat dabei das einzigartige Privileg, Geschichte zu schreiben.

Ich habe dieses Buch geschrieben, um Menschen und Unternehmen mit meinen Gedanken und Erfahrungen zu ermutigen, als leuchtendes Vorbild ihr Strahlen in die Welt hinauszutragen. Um andere mit ihrer gewaltigen Energie mitzureißen und Großes zu bewegen. Mit einer einzigen Vision: mehr Nachhaltigkeit, Frieden auf der Erde und tiefste Zufriedenheit in den Herzen der Menschen.

Wir haben die Chance, jetzt ein kraftvolles, sichtbares Zeichen zu setzen. Da jeder für sein eigenes Strahlen selber verantwortlich ist, hat auch jeder die einzigartige Chance, einen ganz großen Beitrag zu leisten, um als leuchtendes Vorbild Welten zu bewegen.

Andreas Dudas

Hinweis im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung, wie zum Beispiel Teilnehmer(innen), verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Kapitel 2

Bewusstsein für ein neues Zeitalter

2.1 Trau Dich!

Transformation gefällig? − Ein Ozean von Möglichkeiten

Wenn wir Veränderungen, so hart und radikal sie auch sein mögen, als Chance nutzen, dann fangen wir an, diese als Macher aktiv mitzugestalten, und sehen uns nicht als hilflose Opfer, welche im Fluss der Veränderungen ertrinken.

Das Leben ist Veränderung. Veränderungen kommen aus dem Nichts, schlagen manchmal wie der Blitz aus heiterem Himmel ein. Meist dann, wenn wir es am wenigsten erwarten, und wenn wir schön bequem und sicher in unserer Komfortzone sitzen.

Ein wunderbarer Frühlingstag im April. Die Sonne Sloweniens brennt mir ins Gesicht. Ich sitze in einem Straßencafé in Ljubljana. Vor mir das emsige Treiben von Touristen und Geschäftsleuten. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. Schon als Kind hatte ich den Traum, in möglichst exotischen Ländern zu arbeiten und mit anderen Menschen Großes zu bewegen. Jetzt habe ich es geschafft. Meine Arbeit in einer der weltweit führenden Energieberatungsgesellschaften hatte mich bereits in über 40 Länder und auf vier Kontinente geführt. Ich durfte in den entlegensten Winkeln der Erde Wasserkraftwerke bauen, Konflikte lösen und Menschen aus fremden Kulturen begegnen. Wow, was für ein genialer Job, denke ich mir. In diesem Moment bin ich für mein Leben in allen Facetten zutiefst dankbar. Genau jetzt reißt mich ein Klingelton aus meiner sonnigen Idylle. Mein Chef sucht mich. Mit harschem Ton befiehlt er mir, sofort in die Schweiz zurückzufliegen. Einen Grund dafür nennt er nicht. Auch nach Insistieren meinerseits lässt er mich nicht wissen, warum ich spätestens um sechs Uhr abends bei einer außerordentlichen Sitzung der Geschäftsleitung erscheinen soll. Einige Stunden später lande ich in Zürich. Beim Verlassen des Terminals auf dem Weg zum Parkhaus höre ich die Nachricht eines Mitarbeiters ab. Ich traue meinen Ohren nicht, als ich das unglaubliche Gerücht höre. Kurz vor sechs Uhr erreiche ich das Headoffice des Unternehmens. Als ich das Sitzungszimmer betrete, warten bereits meine Kollegen vor einem Berg von Papier. Es herrscht Totenstille. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung begrüßt mich kurz, legt mir ebenfalls einen beachtlichen Stapel Papier vor die Nase und sagt: „Wir werden morgen früh unsere Firma verkaufen. Du hast 15 Minuten Zeit, um deinen neuen Arbeitsvertrag durchzulesen.“ Peng!

Fassungslos blicke ich meinen Chef an. Sein eiskalter Blick sagt mir: „Besser du unterschreibst, sonst werde ich unangenehm.“ Obwohl ich zur Geschäftsleitung gehöre, hatte mich niemand vorgewarnt. Wirre Gedanken schießen mir durch den Kopf. Ich fühle mich betrogen und hintergangen. Meine Subpersönlichkeiten machen sich in allen nur erdenklichen Facetten bemerkbar. Zuerst die Wut darüber, dass ich nicht schon vor Jahren gekündigt hatte, als meine Werte mit denjenigen der Firma bereits ständig kollidierten. Dann die Angst, meine Position und alles, was ich mir über die Jahre aufgebaut hatte, zu verlieren. Und zuletzt das liebe Sicherheitsdenken, das mir ängstlich befiehlt, den Vertrag zu unterschreiben. Obwohl ich im Leben schon viele einschneidende Veränderungen erfahren habe, durchlaufe ich einmal mehr die typischen Muster eines Veränderungsprozesses. Zuerst der Schock und das verzweifelte Festhalten am Status quo. Dann die kurze Euphorie, mit den Veränderungen neue Chancen packen zu können. Und dann der innere Widerstand gegen diese unausweichliche Veränderung. Das letzte Aufbäumen gegen etwas, das nicht mehr zu ändern ist. Doch in Momenten der radikalen Veränderung schüttet das Getöse der Subpersönlichkeiten unseren wichtigsten Verbündeten, das Herz, oft zu. Der Ruf des Urvertrauens ergibt sich oft der Angst. Eine innere Stimme flüstert zwar: „Alles, was da kommt, ist gut, wie es ist. Hier ergibt sich die Chance für die Veränderung, die du im Grunde schon lange wolltest. Allerdings, wenn du jetzt unterschreibst, geht alles weiter wie bisher. Willst du das wirklich?“ Ich will definitiv nicht, dass alles im gewohnten Trott weitergeht. Aber meine Angst und vermeintliche Vernunft siegen. Ich ignoriere meine innere Stimme. Kommentarlos unterschreibe ich den Vertrag und verpflichte mich für weitere zwei Jahre. Es ist ein klarer und eindeutiger Betrug an meinem Herzen. Ich weiß es in diesem Moment noch nicht, aber ich werde dafür einen hohen Preis bezahlen. In den nächsten Jahren erwartet mich eine berufliche Berg- und Talfahrt. Offener Widerstand, Lethargie, Wut, Frustration, Depression, Ängste und Zweifel als Wechselbad der Gefühle. Der Spaß an der Arbeit total verschwunden, Konflikte mit Vorgesetzten am laufenden Band. Ich leide, doch traue ich mich noch immer nicht aus der Komfortzone. Erst als mein Leidensdruck unerträglich wird, wage ich den Befreiungsschlag und verlasse das Unternehmen. Ich nehme allen Mut zusammen und werde selbstständig. Erst heute realisiere ich, dass ich diese Jahre des Leidens noch erleben musste, ja, sie sogar brauchte, um zu der Person zu werden, die für diese Veränderung bereit war. Nicht etwa, weil ich in der Selbstständigkeit sofort meine große Erfüllung oder den lange ersehnten Erfolg gefunden hätte − denn die ersten drei Jahre waren von einem finanziellen Bankrott begleitet −, sondern weil ich endlich bereit war, mein eigenes Ding zu machen. Genau deshalb sind Veränderungen verbunden mit innerem Leiden positiv, ja, sogar notwendig, denn sie haben nur ein einziges Ziel: uns auf den Weg des Selbst-Bewusstseins zu führen, uns zu zeigen, wohin wir gehören und welchen Weg wir gehen müssen, um unser wahres Potenzial entfalten zu können.

Veränderungen sind nicht nur eine Möglichkeit, durch den Wechsel unserer Arbeitsstelle schneller Karriere zu machen oder mehr Geld zu verdienen, oder um uns endlich in die Karibik abzusetzen. Veränderungen sind die große Chance, zu dem zu werden, was wir werden müssen. Lebewesen, die ein sinnerfülltes Leben führen und alle unsere Talente und unsere ganz spezifische Einzigartigkeit in den Dienst der anderen stellen. Denn nur das bringt die wahre Erfüllung. Das Leben ist nichts anderes als ein ständiger Fluss von Erfahrungen, die es uns ermöglichen, zu unserem echten Kern zurückzufinden. Veränderungen ermöglichen es uns, eine oft lebenslange Reise im reißenden Fluss des Lebens zu beschreiten. Veränderungen sind ein ständiger Spiegel, der uns nichts anderes sagen will als: „Verändere dich, um dich selbst zu finden! Dann lebst du das Leben in vollen Zügen.“ Das gilt für Menschen wie auch für Unternehmen. Trau dich!

Nehmen wir zum Beispiel Monika. Als Personalchefin in einem Großkonzern besetzt sie eine Schlüsselposition. Doch schon seit längerer Zeit streitet sie sich mit ihren Vorgesetzten um die Personalpolitik. Der permanente innere Ruf, sich endlich zu verändern und ihrer Berufung als Lebensberaterin zu folgen, steigert ihre Unzufriedenheit. Doch sie verharrt geduldig in ihrer Komfortzone und hofft auf bessere Zeiten. Doch auch in diesem Fall hat das Leben keine andere Wahl, als ihr einen mehr als klaren Wink zu geben. Als sie eines Tages ihre fristlose Kündigung erhält − mit der fadenscheinigen Begründung, sie habe Spesenbelege ohne Zweitunterschrift freigegeben −, fällt sie aus allen Wolken. Gleichzeitig fühlt sie sich befreit und setzt dadurch enorme Energie frei. Nach wenigen Monaten hat sie ihre eigene Coaching Praxis eröffnet und beginnt, wieder zu strahlen. Diese meist von außen aufgezwungenen Veränderungen haben nämlich nur ein Ziel: uns mit der uns schon innewohnenden Strahlkraft neu zu verbinden!

In einem anderen Fall steht ein mittelständisches Unternehmen vor dem Aus. Nach Jahren des unbegrenzten Wachstums stagnieren die Verkaufszahlen. Auf der verzweifelten Suche nach neuen Absatzmärkten lanciert das Unternehmen eine Flut sinnloser Produkte und eröffnet neue Standorte. Der rasante Anstieg der Komplexität lässt die Kosten in die Höhe schnellen. Nach wenigen Jahren steht das Unternehmen vor dem Bankrott. Die Führung realisiert erst jetzt, dass der enorme Leidensdruck der Aufruf zur radikalen Veränderung war und gleichzeitig eine Chance bedeutet, zu der ursprünglichen Authentizität, sprich Strahlkraft, die das Unternehmen einst so groß gemacht hatte, zurückzufinden. Die Führungsriege bringt den Mut auf, sogar vormals profitable Segmente zu schließen und sich bedingungslos auf das Kerngeschäft zu fokussieren, das mit den ursprünglichen Werten übereinstimmt. Diese radikale Veränderung bringt Mitarbeiter, Kunden und das Unternehmen wieder zurück zu einem gesunden Strahlen. Auch hier hat sich die Strahlkraft erfolgreich ihren Weg aus dem Chaos gebahnt.

In all diesen beruflichen Jahren habe ich eines ganz sicher gelernt: Wenn wir es schaffen, mit zunehmendem Selbst-Bewusstsein Veränderungen als Chance zu sehen, finden wir unsere Mitte wieder. Wir handeln in Harmonie mit einer universellen Intelligenz, die uns zeigt, wie wir im Einklang mit Mensch und Natur ein erfülltes Leben führen und gleichzeitig unser maximales Potenzial freisetzen können. Das gilt für Menschen wie für Unternehmen. Sei es die Euro- oder Flüchtlingskrise, der politische Umbruch in vielen Staaten oder der die Wirtschaft lähmende Einfluss des Terrorismus. Wir haben immer zwei Möglichkeiten, mit radikalen und immer schneller werdenden Veränderungen umzugehen: Entweder zeigen wir mit dem Finger auf andere, geben externen Faktoren die Schuld an allem, kämpfen gegen statt für etwas, treten in den Widerstand und werden allmählich vom Strom der Veränderungen hilflos mitgerissen. Bis der Leidensdruck zum endgültigen Kollaps führt, und wir ertrinken. Oder aber wir gehen in die Selbstreflexion und nehmen die Veränderungen als Spiegel unseres eigenen Verhaltens an, um dann Veränderungen als Chance zu packen und Lösungen für eine neue Balance und nachhaltigen Erfolg zu finden. Dann werden wir aktive Macher und Gestalter von Veränderungen und sehen uns nicht als hilflose Opfer. Raus aus der Komfortzone und hinein in ein unbeschreiblich fantastisches Leben mit vielen Veränderungen in einem Meer von Möglichkeiten. Trau dich!

Dem inneren Schweinehund zum Trotz

Auch wenn es sich in der Komfortzone angenehm anfühlt, findet die echte Entwicklung zu unserem wahren Potenzial erst statt, wenn wir dem inneren Schweinehund Adieu sagen.

Mitte zwanzig finde ich meine große Leidenschaft: Bergsteigen. Sobald ich Schnee, Eis und Fels sehe, schießt Adrenalin durch meinen Körper. Die Faszination für die Kraft der Natur treibt mich auf viele Gipfel und Vulkane rund um den Globus. Ich entwickle das Ritual, jedes Jahr an meinem Geburtstag auf einem Viertausender zu stehen. Ich fasse im Sommer 2004 den höchsten Gipfel der Schweiz ins Auge. Zugegeben, es ist eher ein vom Ego als vom Herzen getriebener Entschluss. Wochen vor dem Aufstieg kommt mein Schweinehund voll in Fahrt: steiler Aufstieg zur Hütte, überfüllte Schlafsäle, schlechtes Essen, Gerangel der Seilschaften, zu viele Menschen am Berg. Ich frage mich immer öfter, warum tue ich mir das an? Irgendwie scheine ich in meiner alten Bequemlichkeit festgefahren. Ich will mich scheinbar nicht verändern. Wenn es um Veränderungen geht, versuchen die inneren Dämonen, uns mit aller Kraft zurückzuhalten, indem sie zahlreiche Gründe finden, Dinge nicht zu tun. Trotzdem will ich unbedingt auf den Berg und mein Ritual durchziehen. So steige ich an einem heißen Sommertag frühmorgens zur Domhütte auf. Immer wieder schaue ich prüfend nach unten, in der Hoffnung, ich sei der Einzige, der diesen Aufstieg wagt. Nach drei Stunden die erste Rast. Mein Blick schweift hinunter ins Tal, auf der Suche nach weiteren Bergsteigern. Niemand in Sicht. Erleichtert steige ich weiter auf.

Doch wer seine Aufmerksamkeit und Energie immer auf das richtet, was er nicht haben möchte, und dies möglichst kräftig visualisiert, beschleunigt die Manifestation und erntet seine Bilder mit voller Wucht in der Realität. Genau das passiert mir jetzt. Auf dem letzten Abschnitt meines Aufstiegs eröffnet sich mir das Bild, das ich unbedingt vermeiden wollte: Karawanen von weiteren Seilschaften haben sich vom Tal her auf den Weg gemacht. Was ich mit meinen Gedanken visualisiert habe, tritt prompt ein und übertrifft meine wildesten Befürchtungen. In der Hütte, die normalerweise Platz für ca. 100 Menschen bietet, tummeln sich über 250 Bergsteiger. Gegessen wird in mehreren Schichten, geschlafen in jeder noch verfügbaren Ecke der Hütte. Am nächsten Morgen stehen die ersten bereits um zwei Uhr auf, in der Hoffnung, dem Gedränge in den heiklen Kletterpassagen aus dem Weg zu gehen. Nachdem ich meine Ausrüstung aus einem Gewirr von Seilen, Steigeisen und Pickeln befreit habe, mache ich mich auf den Weg. Bei jedem Schritt denke ich ans Umkehren. Mein Bergführer redet mir Mut zu und versucht, mich aufzumuntern. Es hilft nichts. Obwohl ich körperlich topfit bin, raubt mir meine negative Einstellung alle Energie. Statt mich auf den Aufstieg in atemberaubender Kulisse über die schwierige Eis-Route zu konzentrieren, habe ich nur den Blick für das Negative. Kein Wunder, dass mich nach der Hälfte des Aufstieges meine Kräfte verlassen. Mein negatives Denken hat es geschafft, mich zum Aufgeben zu bewegen. Mein Bergführer verspricht mir, dass sich alle Strapazen lohnen würden. Doch ich träume nur noch von einem heißen Bad und einer tollen Mahlzeit im Hotel. Wie in Trance folge ich dem Bergführer. Dann endlich ist der Gipfel in Sicht. Doch Gianni blickt zurück und gibt mir zu verstehen, dass noch drei weitere Vorgipfel zu erklimmen seien. Wutentbrannt ramme ich den Pickel in den hart gefrorenen Schnee. Ich weigere mich, weiterzugehen, doch sehe ich ein, dass ein sicherer und müheloser Abstieg nur über den Gipfel führt. Also habe ich keine andere Wahl, als mich meinen inneren Widerständen hinzugeben, einfach nur loszulassen. Nach weiteren Stunden mühsamster Strapazen erreichen wir endlich das Gipfelkreuz. Ich lasse mich erschöpft in den Schnee fallen und genieße eine atemberaubende Kulisse. Im selben Moment beginne ich, wie ein Schlosshund zu heulen.

Die wenigen Seilschaften, die es an diesem Tag geschafft haben, blicken mich erstaunt an. Doch mir ist das egal. In diesem Moment bin ich eins mit dem Leben, voll im Hier und Jetzt. Trotz Erschöpfung verspüre ich eine immense Kraft. Eine Kraft des Mitgefühls, der Wertschätzung und der Dankbarkeit für alles, was ich habe. Eine Kraft der Liebe für mich und alle anderen. Eine Kraft, die plötzlich alles möglich zu machen scheint. Ich spüre die wahre Strahlkraft! Ich fühle mich nicht mehr als Opfer äußerer Umstände, sondern als echter Schöpfer meiner Wirklichkeit. Traurig, aber wahr: Erst eine brisante Grenzsituation hat das Bewusstsein für mein inneres Strahlen möglich gemacht.

Immer, wenn es um große Veränderungen in unserem Leben geht, brauchen wir eine solche Kraft, die Liebe, Mitgefühl, Dankbarkeit und eine immense innere Ruhe auslöst. Genau das sind die Schlüssel für jede erfolgreiche Transformation, denn sie helfen uns, gelassen zu werden, Widerstandskraft aufzubauen und dem Fluss der Veränderung zu vertrauen. Das nenne ich Strahlkraft. Nicht etwa das Erreichen großartiger Ziele − in meinem Fall kamen diese nicht mal von ganzem Herzen − oder die körperliche Erschöpfung, sondern das Erleben einer Grenzsituation kann eine solche Kraft mobilisieren. Viele erleben solche Grenzerfahrungen auch bei einer Krankheit, beim Verlust eines geliebten Menschen oder der Arbeitsstelle. In solchen Momenten identifiziert sich das Ego dann nicht mehr mit banalen Äußerlichkeiten oder mit dem ständigen Vergleich mit anderen. Die Identifikation mit „Ich bin dies oder das“ fällt weg. Wir lassen langsam los. Das Ego löst sich aus der Gefangenschaft vom Vergleich mit anderen und aus der Angst. In diesem Moment ist es einfach nur noch das „ich bin“. Die Qual, die Angst oder die Wut wandeln sich in einen tiefen inneren Frieden. Und das ändert einfach alles. Wir erfahren diesen Frieden auch, wenn wir unsere Berufung, die Liebe für eine Sache oder für Menschen leben, wenn wir anderen helfen, oder wenn wir plötzlich alles verlieren. Sehr oft sehen wir das Freisetzen dieser Kräfte bei Menschen, die inmitten schwierigster Zeiten plötzlich das Bewusstsein für ihr Strahlen erlangen.

Es ist ganz einfach: In dem Moment, in dem wir erkennen, wie unser Ego wirklich funktioniert, öffnen sich bereits die Tore zu dieser gewaltigen Kraft, die alles ändert. Den einzigen Preis, den wir dafür bezahlen müssen, ist, die Komfortzone oder den inneren Schweinehund zu bezwingen. Am einfachsten gelingt es uns, wenn wir uns bewusst werden, wofür und warum wir überhaupt auf diesem Planeten sind und wie wenig Zeit uns wirklich bleibt, dieses Leben zu leben; oder aber wenn wir alte und kranke Menschen besuchen, die uns bewusst machen, wie vergänglich das Leben ist. Mit der Entfaltung unserer Strahlkraft sehen wir Veränderungen nicht aus der Sicht des Opfers als Bedrohung, sondern als Chance, den Wandel mitzugestalten.

Dirigenten des Lebens − „My Life in Music“

Die Strahlkraft wurde uns allen in die Wiege gelegt. Sie mobilisiert nicht nur eine Kraft, die uns widerstandsfähig macht, sondern sie macht uns zum kreativen Macher des Wandels.

Ob Sie nun ein Projekt aus der Krise holen müssen, in Ihrem Leben etwas Wesentliches ändern wollen oder mit radikalen Veränderungen erfolgreich umgehen möchten, Veränderungsprozesse zeigen immer ähnliche Muster:

In der Veränderung kämpfen wir also immer mit einer Mischung aus Ängsten, Zweifeln, Kritik und massiven Widerständen. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Enthusiasmus wechselt sich mit Frustration ab. Was wir brauchen, ist viel Energie, innere Ruhe, einen festen Boden unter den Füßen und Widerstandskraft. Greg Braden, einer der Pioniere auf dem Gebiet des Bewusstseinswandels, spricht von Resilienz, die er wie folgt definiert: „Eine Lebens- und Seins-Weise, die uns die Fähigkeit verleiht, uns zu verändern und an neue Gegebenheiten anzupassenund das ist der Schlüssel zur Transformation.“ Nach mehr als 25 Jahren Arbeit in großen Transformationsprojekten gehe ich sogar noch einen Schritt weiter. Es geht nicht nur darum, uns anzupassen oder widerstandsfähiger zu werden, sondern den Mut zu entwickeln, unsere Einzigartigkeit, unser Original, voll zu leben, um nicht als Opfer im Strom von ständigen Veränderungen unterzugehen, sondern zum echten Macher des Wandels zu werden. Reaktiver Widerstand wird so zu aktivem Gestalten. Deshalb spreche ich von Strahlkraft, die kreativ und aktiv gestaltet, und nicht von Resilienz, die uns nur hilft, erfolgreich auf Veränderungen zu reagieren. Denn eine gelungene Reaktion auf eine Veränderung heißt noch lange nicht, dass wir sie selbst auch erfolgreich umsetzen.

Der gemeinsame Nenner von Menschen und Unternehmen, die nicht nur gekonnt mit Veränderungen umgehen, sondern den Wandel gestalten, heißt Strahlkraft, die im Herzen spürbar ist. Sie ist wirksam, weil sie von innen kommt und damit echt ist. Wir finden sie überall. Diese Menschen können jung sein oder alt, Frau oder Mann, Handwerker, Wissenschaftler, Koch- oder Tonkünstler, Händler oder Topmanager. Sie alle eint ihre Strahlkraft!

Strahlkraft heißt deshalb:

Das Entfalten des menschlichen Potenzials in seiner vollen Größe, was uns die Kraft verleiht, gelassen mit Veränderungen umzugehen, und uns zu aktiven Gestaltern des zukünftigen Wandels macht. Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur globalen Transformation.

Mit der Strahlkraft gelingt es, zuerst sich selbst und dann auch andere im Herzen zu berühren. Menschen und Unternehmen, die das schaffen, begeistern für ihre Ideen, entfachen in uns die Leidenschaft für ihr Werk, ihr Handeln und ihre Überzeugung. Sie mobilisieren die entscheidende Kraft, die alles ändern kann, die Vertrauen schafft und Begeisterung erzeugt.

Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie bereits viele Menschen mit einer außergewöhnlichen Strahlkraft, die uns immer wieder vor Augen führen, von welcher Kraft wir hier sprechen. Erst kürzlich wurde ich Zeuge von einem besonders eindrücklichen Beispiel. Es war in einer eiskalten Nacht im März. Wie viele Menschen versuche ich in dieser Nacht, möglichst schnell der klirrenden Kälte zu entkommen, und dränge mich durch die engen Pforten des Hallenstadiums in Zürich. Ich begebe mich schnell zu meinem Sitzplatz, um in die fantastische Energie der Zuschauermenge einzutauchen. Gespannt erwarte ich den Auftritt eines großartigen Künstlers.

Ein 87-jähriger Mann, knappe 170 cm groß, schreitet stolz und mit erhobenem Haupt auf die Bühne, dreht sich um, verneigt sich dankbar zuerst vor uns und dann demütig vor seinem 200-köpfigen Orchester. Dann beginnt er mit seiner Musik die Herzen von mehr als 10 000 Menschen zu erobern. Auf einer großen Leinwand erstrahlt das Motto: „My life in music“ (Mein Leben in Musik). 87 Jahre jung, begeisternd und immer noch in Topform − dank eines lachenden Herzens. Ennio Morricone, der Komponist, der die wunderbare Musik zu zahlreichen Filmen, wie etwa Spiel mir das Lied vom Tod, komponiert hat. Das, was er geschafft hat, seinen Beruf zu einer wahren Tätigkeit in Liebe und zum leidenschaftlichen Hobby zu machen, können wir alle vollbringen. Obwohl ich mich wahnsinnig auf dieses Konzert gefreut hatte, ist es nicht die Musik, die mich an diesem Abend fasziniert, sondern die Inspiration oder, soll ich eher sagen, der Weckruf, wie wir alle mit unserer Echtheit eine enorme Strahlkraft entfalten und die Herzen anderer bewegen können.

Menschen und Unternehmen mit Strahlkraft zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:

Wenn Sie bereit sind, den Blick nach innen zu wenden, um Ihre Strahlkraft zu entfalten, dann können Sie sogar in einem Umfeld mit Kritikern, Nörglern oder Opponenten strahlen. Sind Sie sich immer bewusst, dass Sie die Lösung für alle Ihre Probleme bereits in sich tragen. Das Einzige, was Sie machen müssen, ist, einige Prinzipien zu verfolgen, welche schon so alt sind wie die Menschheit. Wer wirklich und echt strahlen will, muss bereit sein, den Preis dafür zu bezahlen. Den Preis, über den eigenen Schatten zu springen, auf die innere Stimme zu hören, die eigenen Ängste verstehen zu lernen, ja diese sogar zu lieben, und das Ego so gut wie nur möglich in den Hintergrund zu verbannen. Erfolgreiche Veränderungen fangen immer im Innen und nie im Außen an. Denn Sie können nur sich selbst, das heißt Ihr Verhalten, Ihre Einstellung und nie andere verändern.

Sind Sie bereit, Veränderungen als DIE Chance in Ihrem Leben zu akzeptieren und auch den Preis dafür zu bezahlen? Überlegen Sie, wann Sie das letzte Mal von einer radikalen Veränderung überrascht wurden. Aber im Nachhinein dann vielleicht doch den Wandel als Erlösung wahrgenommen haben? Notieren Sie sich, welchen Nutzen Ihnen so ein radikaler Wandel gebracht hat. Es braucht nur wenig, um einen großen Schritt zu machen und zum Dirigenten Ihres Lebens und Wandels zu werden. Sind Sie bereit für diesen Weg?


Aufforderung zum Strahlen
Wie weit haben Sie Ihr Potenzial bereits erweckt, Ihre gesamte Persönlichkeit zum Strahlen gebracht? Haben Sie die dafür meist notwendigen Veränderungen erkannt und sich an die Umsetzung gemacht? Oder verharren Sie noch in alten Ängsten und sind nicht in Bewegung gekommen?

2.2 Höchste Zeit, zu strahlen

Wer sich nicht wandelt, wird in Zukunft von einer tosenden Welle an Veränderungen mitgerissen werden. Wir können weiterhin in unserer Komfortzone sitzen bleiben oder uns auf den Weg machen, um den Wandel aktiv mitzugestalten. Gründe dafür gibt es genügend. Die meisten sind riesige Chancen, um in einem goldenen Zeitalter eindrückliche Spuren zu hinterlassen.

Spiegel aus dem Land der 1001 Überraschungen

März 2005, Flughafen Istanbul. Mit großer Spannung auf mein nächstes Abenteuer sitze ich in der Business Lounge und warte auf meinen Anschlussflug. Nach einem sechsstündigen Flug sitze ich müde und abgekämpft in einem Taxi an meinem Zielort. Links neben mir reihen sich die ersten Verkehrsteilnehmer ein, zwei Elefanten mit ihren Führern. Rechts rast ein neuer 7er BMW am Rotlicht vorbei. Es ist Juni, und die Luft ist monsungeschwängert. Zum ersten Mal im Leben bin ich in Indien – dem Land der 1001 Überraschungen, wie ich es später immer wieder nenne. Meine Aufgabe ist es, ein Schweizer Unternehmen, das seit Jahren um rentable Aufträge kämpft und vergeblich Millionen in einen der hoffnungsvollsten Märkte der Welt investiert hat, radikal zu transformieren. Vor dem Abflug hatte der CEO mir noch versichert: „Du wirst mit einigen wenigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, die für dich leicht zu bewältigen sind.“ Nach einer kurzen Nacht holt mich der indische General Manager im Hotel ab und bringt mich ins Büro. Sofort beginne ich mit persönlichen Gesprächen mit den Mitarbeitern. Da erlebe ich die erste große Überraschung. Die beiden Sekretärinnen nehmen gemeinsam im Konferenzraum Platz und blicken mir ernst in die Augen: „Wir wurden von unserem Vorgesetzten – dem General Manager − sexuell belästigt. Bringen Sie ihn vor Gericht.“ Was für ein Beginn! Doch bei dieser einen „geringen“ Schwierigkeit, wie es der CEO so diplomatisch ausdrückte, bleibt es nicht. Was ich in den nächsten Monaten erlebe, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können: enorme Summen an Schmiergeldern für die Regierungsvertreter; vertrauliche Informationen, die vom General Manager an die Konkurrenten weitergegeben wurden; noch mehr sexuelle Belästigung; Mitarbeiter, die von ihrem eigenen Chef gemobbt werden; ausstehende Zahlungen in Millionenhöhe; Kunden, die dem Unternehmen das Vertrauen entzogen haben. Kein Wunder, dass die Mitarbeiter demotiviert, antriebslos und verängstigt sind. Besonders die Angst vor einer bevorstehenden Veränderung lähmt das Unternehmen, das ohnehin schon am Boden liegt.

Eine radikale Veränderung der Kundenwünsche, die Digitalisierung, Globalisierung und andere große Herausforderungen, wie wir sie am Beispiel Indien sehen, werden viele Unternehmen in den nächsten Jahren zur radikalen Transformation zwingen. Doch in vielen Fällen tut sich gar nichts oder geplante Veränderungsprojekte scheitern aus drei Gründen. Erstens, wie im Beispiel Indien, weiß das Topmanagement oft von den Missständen, doch durch Lethargie und fehlende Aufmerksamkeit der Führungscrew kommt niemand ins Tun. Oder wie John P. Kotter, renommierter Professor an der Harvard Business School, zu sagen pflegt: „Dinge wie die Unterkommunikation einer Vision um den Faktor 10 sind weit verbreitete Phänomene, die Wandel behindern.“

Zweitens, vielerorts regiert die Angst. Angst kann antreiben, doch sie lähmt und ist ein schlechter Ratgeber. Führungskräfte stehen unter enormem Veränderungsdruck und haben Angst zu versagen. Angst, den Ansprüchen anderer nicht gerecht zu werden. Angst, radikale Personalentscheide anzugehen. Die Angst grassiert auch unter den Mitarbeitern. Viele hoffen auf eine Veränderung zum Besseren, doch gleichzeitig fürchten sie sich vor dem Neuen und Ungewissen. Viele Unternehmen suchen zwar den Unternehmer im Unternehmen, fordern Kreativität und Innovation, doch sobald ein Mitarbeiter mit einer zündenden Idee aufwartet, wird diese im Keim erstickt. Vielerorts werden nach wie vor eine Kultur der Angst und der „brave“ Dienst nach Vorschrift gefördert. Die Mitarbeiter in Seminaren, Weiterbildungskursen und gigantischen Corporate Academies mit fachlichen und anderen Fähigkeiten auszustatten, genügt nicht mehr. Es müssen vor allem die Möglichkeiten und die Freiheit geschaffen werden, damit sich Mitarbeiter nicht in einem „9 to 5“-Job lustlos abrackern, sondern in einem „5 to 9“-Job viel Spaß entfalten können.

Drittens: Auch wenn Menschen und Unternehmen zur Veränderung bereit sind und gar den Schritt aus ihrer Komfortzone wagen, fehlt es ihnen oft an der notwendigen Energie. Wenn Mitarbeiter und somit Unternehmen am Boden liegen, müssen sie sich zuerst wieder aufrappeln, um überhaupt pro-aktiv eine Transformation angehen zu können. Nebst mangelnder Bereitschaft getrieben aus der Angst fehlt es an der notwendigen Antriebskraft für den Veränderungsprozess. Und die größte Antriebskraft finden wir in der Liebe und somit im Spaß für das, was wir haben und vor allem tun.

Stellen sie sich ein Energiebarometer am Eingang Ihres Unternehmens vor. Schlägt dieses in Ihrem Unternehmen in Summe bei 100 Prozent aus? Wenn ich all die Unternehmen, für die ich in der Vergangenheit gearbeitet habe, betrachte, schlägt keines der Barometer bei mehr als 50 Prozent aus.