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Petra Polk

Power für Frauen

Nehmen Sie Ihren Erfolg selbst in die Hand

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WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA

Einleitung: Warum gerade ich dieses Buch schreibe?

In meinem Business als Netzwerkexpertin, Beraterin und Mentorin in den letzten 14 Jahren mit mehr als 20 000 persönlichen Gesprächen und mehr als 2 000 Coachings, Beratungen, Mentorings und Netzwerkmeetings habe ich sehr viele erfolgreiche Frauen kennen gelernt, und es ist mir immer wieder aufgefallen, wie andere Frauen sich oft selbst im Weg stehen, und sich nicht ihr gewünschter Erfolg einstellt. Ich möchte gern jeder Frau, die ernsthaft erfolgreich sein will, die Möglichkeit geben, ihren Weg zu finden und zu gehen.

Denn meine ganz persönliche Vision ist es: die Frauen der Welt zu verbinden, und sie auf ihrem ganz persönlichem Erfolgsweg zu unterstützen. Denn, ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam viel mehr erreichen können, und dass es sich lohnt alle mit auf den Weg zu nehmen.

Bei mir selbst hat es 40 Jahre gedauert, den Weg zu finden, und der Prozess hört nie auf. Doch der Weg ist das Ziel. Alle Erfahrungen der 54 Jahre und alle Menschen, die mich in den 54 Jahren begleitet haben, haben dazu beigetragen, mich zu der Petra Polk zu machen, die Sie heute erleben.

Ich habe selbst meine Berufung gefunden und möchte mit diesem Buch dazu beitragen, dass Sie Ihren ganz persönlichen Weg finden, wie auch immer er für Sie aussieht.

Lassen Sie mich aus dem Nähkästchen plaudern, wie ich meinen Weg gefunden habe:

Ich sage oft, in meinem ersten Leben war alles anders, und genau das hat viel mit dem Inhalt des Buches zu tun.

In meinem Elternhaus bin ich sehr behütet und beschützt aufgewachsen, da meine Eltern, als ich zehn Monate war, ihren Sohn mit vier Jahren verloren haben. Sprich, es durfte mir nichts passieren, was ich auch gut verstehen kann. In der Schule war ich eine Streberin und in der Klasse nicht so beliebt. In meiner Teenagerzeit hatte ich mit vielen Grenzen zu kämpfen. Das war der Grund, warum ich die Zeit der Ausbildung gern in einem Internat verbracht habe, um endlich meinen eigenen Weg zu finden. Meine erste Karriere war nach meiner Berufsausbildung zu Ende, denn ich wurde mit 19 Mama und mit 20 gleich nochmal. Was ich damals nicht als schlimm empfand, denn ich liebe Kinder und habe das Mama-Sein auch immer genossen, noch mehr heute das Oma-Sein. Ich bin ein Kind des Ostens, aufgewachsen in Sachsen, was für mich kein Problem darstellte, denn ich hatte zu der Zeit weder Wünsche ins Ausland zu reisen noch mir etwas zu kaufen, was ich nicht bekam.

Die Öffnung der Grenzen 1989 kam für mich genau zur rechten Zeit, auch wenn ich die Nacht des Ereignisses schlichtweg verschlafen habe.

Danach begann für mich ein neuer Lebensabschnitt, denn im November 1990 habe ich meinen neuen Arbeitgeber in Bayern, besser gesagt in Franken gefunden.

Mein Chef damals hat mir gleich zu verstehen gegeben, dass er Frauen nicht zutraut, Auto zu fahren und in einer männerdominierten Branche zu überstehen, doch immerhin gab er mir eine Chance. Diese acht Jahre in meinem ersten Vertriebsjob haben mich neu geprägt. Meine Kunden waren Männer mit dahinterstehenden eifersüchtigen Chefinnen, meine Kollegen waren Männer und meine Chefs auch. Nach acht Jahren langweilte es mich und ich gründete mit meinem damaligen Mann das erste eigene Unternehmen. Als Ehepaar ein Unternehmen zu führen, ist eh schon einer Herausforderung und dann auch noch mit einer so ehrgeizigen und dominanten, ehrgeizigen und risikofreudigen Persönlichkeit, wie ich es bin, noch mal eine größere Herausforderung. Doch das war nicht die Ursache, warum es heute weder diese Ehe noch dieses Unternehmen noch gibt, sondern dass eine Kundin einen hohen vierstelligen Betrag nicht gezahlt hat, und ein so junges Unternehmen das nicht überlebt hat. Der Insolvenzverwalter sagte schon beim ersten Gespräch, dass dies wohl unsere Ehe auch nicht überleben wird, womit er recht hatte. Und genau an dem Punkt begann mein zweiter Teil des Lebens.

Ich fing an bei null Partner, null Euro, null Kontakte, null Wohnung und null Business, aber jedoch bei hundert Prozent Motivation, nochmal ganz von vorn zu beginnen. In dem Moment kam für mich auch nur infrage, wieder ins Sicherheitsnetz einer Anstellung zu gehen, um mir eine neue Basis aufzubauen. Doch ziemlich klar war auch, dass dies nur eine Zwischenlösung sein würde und ich früher oder später eine neue Selbstständigkeit wagen würde. So war es auch, als ich mir wieder ein Fundament aus Partnerschaft, Business, Kontakte, Euros aufgebaut hatte, startete ich 2007 meine jetzige Selbstständigkeit in der Finanzberatung.

Doch schnell merkte ich, dass auch das nur eine Zwischenstation war, denn meine wirkliche Berufung fand ich 2009 im Networking. Ich liebe es, Menschen zu verbinden und auf ihrem Erfolgsweg zu unterstützen. Für mich auch ein Beispiel, dass alles ein Prozess, ein Weg ist und dieser kann und darf über viele Umwege führen. Wenn Sie heute noch nicht sind, wo Sie Ihre Berufung sehen, ist das nicht schlimm. Gehen Sie Ihren Weg, es kommt schon der Moment, wo Sie Ihre Berufung finden. Ich bin der Meinung, alles kommt zur rechten Zeit und was zusammenkommen soll, kommt zusammen. Seien Sie nicht ungeduldig. Heute mache ich nichts mehr von dem, mit dem ich 2007 in meine Selbstständigkeit gestartet bin. Doch alles, was in meinem Leben passiert ist, alle Jobs und alles Business, haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich möchte keinen Schritt und keine Erfahrung missen.

2010 startete ich dann gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin die Community W.I.N Women in Network. In den ersten zwei Jahren verlief unsere Erfolgskurve steil nach oben. Fast zu schön, um wahr zu sein, doch meine Meinung ist, wenn es zu gut läuft, ist es auch nicht gut, und so war es dann. Leider ist dann meine Geschäftspartnerin 2012 verstorben. Auch dieses mehr als tragische Ereignis, was aus meiner Sicht rückblickend auf mein Leben meine allergrößte Herausforderung war, hat mich wieder geprägt. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Weitermachen oder Aufgeben. Letzteres ist für mich nie eine Option gewesen, und wird es auch nie sein.

Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben und Entscheidungen. Meine Entscheidung war dann: Ich führe die Community allein weiter. Die meistgestellte Frage damals war: »Suchst du dir eine neue Geschäftspartnerin?« Doch woher nehmen? Ich hätte sie backen müssen, denn wir waren ein Team wie »Topf und Deckel«.

In den bisher acht Jahren Community hatte ich mit vielen kleinen und großen Herausforderungen zu tun. Das war nur möglich mit dem richtigen Team, Netzwerk und sehr loyalen Geschäftspartnern.

Der nächste große Schritt war, in die großen Schuhe der Franchisegeberin zu schlüpfen, denn Wachstum und Change-Prozesse in Unternehmen sind auch für Chefinnen eine Herausforderung. Ich bin stolz, was ich geschaffen habe, nehme neue Herausforderungen an und schaue immer nach vor. Mein Leben hat sich in 54 Jahren mehrere Male komplett verändert, mich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, doch ich liebe es genau so, wie es ist. Wenn es mal nicht mehr so ist, ändere ich es. Was in fünf oder zehn Jahren ist, kann ich Ihnen heute nicht sagen, doch was ich genau weiß: Es geht immer wieder weiter. Für die kleinen und großen Herausforderungen ist meine Botschaft: »Es gibt für alles eine Lösung, auch wenn ich jetzt gerade nicht weiß, wo sie ist.«

Was hat mir auf diesem Weg am meisten geholfen. Was kann ich Ihnen für Ihren Weg im Rahmen dieses Buches mitgeben:

Erfolg ist für jede Frau etwas anderes. Es kann sein, eine gesunde und glückliche Familie zu haben, Karriere zu machen, ein erfolgreiches Business aufzubauen, Zeit für sich persönlich zu haben, eine glückliche Partnerschaft usw.

Was auch immer es für Sie ist. Für mich ist Erfolg seit vielen Jahren ein Puzzle aus vielen kleinen Puzzlesteinen, die ein großes Ganzes ergeben. Und jeder Stein hat seine Bedeutung für den Erfolg.

Meine Kundinnen sagen zu mir: »Petra ist eine Chancengeberin und Chancendenkerin.« Erkennen Sie Ihre Chancen für Ihren Weg und gehen Sie ihn. Ich möchte Ihnen Mut machen, dass es sich lohnt, und es wird alles eintreten, was Sie sich nur vorstellen können.

In diesem Buch finden Sie die Puzzlesteine, die Ihnen jetzt gerade auf Ihrem Weg fehlen können. Doch eins durfte ich in den letzten Jahren selbst erfahren, es wird sich nur etwas ändern, wenn Sie bereit sind, etwas zu ändern, und Ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Es hilft nichts zu klagen, zu jammern und Schuldige zu suchen, denn dann wird es immer so bleiben, wie es ist. Wenn Sie immer das tun, was Sie schon immer getan haben, wird immer das passieren, was schon immer passiert ist. Sind Sie bereit für Veränderungen?

Lassen Sie sich auf den nächsten Seiten inspirieren und nehmen Sie sich die Puzzlesteine mit, die Ihnen jetzt gerade fehlen. Das Buch ist ein Werk, was Sie immer wieder zur Hand nehmen können, denn, was heute gut läuft, kann gerade in ein paar Jahren eine Herausforderung für Sie sein.

Dieses Buch gibt Ihnen die Hilfe, Ihre Erfolgsbremsen in Power zu verwandeln, Tipps zur Kommunikation und Hinweise, wie Sie alles unter einen Hut bekommen. Es zeigt, dass Eigenmarketing Pflicht ist. Es erläutert Erfolgsstrategien für Ihren Weg und was Sie von erfolgreichen Menschen lernen können.

Viel Spaß beim Lesen dieses Buches wünscht Ihnen Petra Polk!

Kapitel 1
Warum Frauen so sind, wie sie sind

In diesem Kapitel erfahren Sie, was Frauen in der Geschichte geprägt hat, und warum Frauen heute sind, wie sie sind. Dazu betrachte ich die letzten 100 Jahre, beginnend mit der Weimarer Republik. Sie werden erfahren, dass diese letzten 100 Jahre die Rolle der Frau entscheidend geprägt und verändert haben. Ob nun in gesellschaftlicher oder politischer Hinsicht.

Außerdem wage ich den Blick über den Tellerrand und schaue, wie es um die Rolle der Frau in anderen Ländern bestellt ist. Welche Stellung und Rechte besitzen Frauen zum Beispiel im asiatischen oder arabischen Raum.

Die Rolle der Frau in der Gesellschaft in den letzten 100 Jahren

1918–1933 Weimarer Republik

Nach dem ersten Weltkrieg erlebte die Frau einen Wandel ihrer Position, denn viele Männer waren im Krieg gefallen und die Folge war ein Überschuss an Frauen. Nun mussten die Frauen die Arbeit der Männer übernehmen und für die Existenz der Familien sorgen. Erstmals erhielten alle Frauen über 21 Jahre das Wahlrecht, und es bestand eine »grundsätzliche staatsbürgerliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen« (Quelle Weimarer Reichsverfassung). Nun fing eine neue Epoche an, und die Frauen wollten den Aufbruch versuchen, doch die Realität sah anders aus. Im Berufs- und Familienrecht blieben die Frauen weiterhin stark benachteiligt. Der Kampf um die Gleichberechtigung ging weiter.

Durch die starke Inflation 1923 nahm die Arbeitslosigkeit zu, und die Minderbewertung der Frauenarbeit wurde immer drastischer. Die Gesetze für Mutterschutz waren vollkommen unzureichend, und Frauen verdienen zwischen 53 bis 73 Prozent weniger als die Männer.

In den »Goldenen Zwanzigern« erholte sich die Lage etwas, und es wurden typische Frauenberufe eingeführt wie Stenotypistin. 1927 wurde das Mutterschutzgesetz eingeführt.

Durch die Weltwirtschaftskrise 1929 wurde die höchste Arbeitslosigkeit erreicht, und somit erfuhren auch die Frauen mehr Diskriminierung und die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich.

Was ist bis heute geschehen?

Dieses Jahr haben wir gerade 100 Jahre Frauenwahlrecht, und es hat sich viel in den letzten Jahren getan. Zahlreiche Frauen haben sich in den letzten Jahren dafür eingesetzt, damit wir heute diesen Stand haben. Frauen verdienen prozentual schon wesentlich mehr, doch oft immer noch nicht für gleiche Arbeit das gleiche Geld wie Männer. Es gibt noch einiges zu tun, doch ich sehe es auch als »Jammern auf hohem Niveau« und bin der Meinung, jede von uns darf und sollte einen kleinen Teil dazu beitragen, es noch weiterhin zu verändern.

1933–1945 NS-Zeit und 2. Weltkrieg

Als Hitler an die Macht kam, verlor die Frau alle bisherigen erkämpften Rechte und nahm eine untergeordnete Stellung in der Gesellschaft ein.

Frauen wurde verboten, zu studieren und höhere Ämter anzunehmen. Das Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit vom 1.6.1933 machte Arbeitsplätze für Männer frei, und alle Frauen mussten ihre Arbeit aufgeben und an den häuslichen Herd zurückkehren.

Die Stellung der Frau in dieser Zeit war, Hausfrau und Mutter zu sein und Kinder zu gebären.

Beim Aufbau der Wehrmacht durch Hitler 1937 mangelte es wieder an Arbeitskräften, und so übernahmen Frauen vor allem Arbeit in der Rüstungsindustrie. Ihr Lohn betrug aber nur 40 Prozent dessen, was Männer verdienten.

Frauen an den Herd war gestern

Aus dieser Zeit beruht sicher »Frauen an den Herd« oder »Kinder, Kirche, Küche«.

Noch im Jahr 2011 hat der Münchener Merkur mit mir ein Interview zum Thema: »Quote, Kinder, Karriere« gemacht. Sie wollten wissen, wie ich als zweifache Mutter und seit 2010 Unternehmerin, das alles unter den Hut bekomme. Denn auch heute werden Frauen, die ihre Kinder mit einem Jahr in die Kinderbetreuung bringen, als Rabenmutter beschimpft. Doch gut, dass sich die Zeiten geändert haben. Deutschland hat die dritthöchste Erwerbstätigkeitsquote von Frauen. 18,4 Millionen Frauen im Alter von 20-64 gehen einer Arbeit nach. Das entspricht einer Quote von 75,2 Prozent. Vor Deutschland sind nur noch die Länder Litauen mit 75,5 Prozent und Schweden, das mit 79,8 Prozent führt.

Was sich bis heute noch nicht angeglichen hat, ist das Thema Gehalt. In Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich ein Fünftel weniger als Männer (Quelle: Zahlen: Statistisches Bundesamt Stand 2016).

1945–1989 in der BRD

Nach dem 2. Weltkrieg gab es einen Frauenüberschuss von sieben Millionen. Diese Frauen begannen Deutschland von den Trümmern zu befreien. Daher stammt auch der Begriff »Trümmerfrauen«.

Mit dem Einmarsch der Alliierten in Deutschland wurde damit begonnen, die Demokratie wiederherzustellen und den Frauen das Wahlrecht wiederzugeben, doch in der Realität sah es anders aus.

So wurden bis 1977 den Männern noch folgende Vorrechte gewährt: Unter anderem durften sie entscheiden ob ihre Ehefrau arbeiten gehen darf. Frauen verdienten für gleiche Arbeit erheblich weniger.

Auch das 1955 eingeführte Grundrecht »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« brachte für die Frauen nicht wirklich eine Besserung. Frauen in Führungspositionen waren sehr selten. Es blieb bei der Rollenverteilung Frauen sind Hausfrau und Mutter und Männer gehen Arbeiten und verdienen das Geld für die Familie.

Der Umschwung im Bildungswesen in den 1970er Jahren gab Frauen und Mädchen die Möglichkeit, Hochschulabschlüsse zu erlangen, und somit änderte sich die Lebensplanung der Frauen in Bezug auf Familie und Beruf.

Einen großen Anteil an der entstandenen Frauenbewegung in den 1970er Jahren hat die Feministin Alice Schwarzer. Insbesondere ihr erstes Buch Frauen gegen den Paragraphen 218 führte zur Frauenbewegung in Deutschland.

Solche Frauen braucht die Welt

Danke an die vielen Frauen, die sich bis heute für die Frauenbewegung eingesetzt haben. Sehen Sie es heute so. Jetzt sind Sie dran. Setzen Sie sich für die Rechte der Frauen ein, unterstützen und fördern Sie Frauen. Nehmen Sie andere Frauen mit auf Ihren Weg, davon werden dann Ihre Kinder und Enkelkinder profitieren. Ich selbst trage täglich meinen persönlichen Teil dazu bei. 2010 bin ich dafür angetreten »Frauen am Markt eine Stimme zu geben«. Da wir nur wahrgenommen werden, wenn wir uns zusammentun, habe ich 2010 mit meiner Geschäftspartnerin Algunda de Reuter ein Frauennetzwerk gegründet, das die Frauen der Welt verbindet und ihnen eine Stimme am Markt gibt.

1945–1989 in der DDR

Die Emanzipation der Frau war ein zentrales Anliegen der Politik der SED. Aus diesem Grund unternahm der Staat alles, um das Ziel der Gleichberechtigung der Frau zu erreichen. Die Mitwirkung der Frau in der sozialistischen Gesellschaft war ein wichtiges Anliegen. Alle Frauen waren in einer Frauenorganisation zusammengefasst und arbeiteten an der Durchsetzung der Gleichberechtigung.

1967 förderte die Frauenakademie das Bildungsstreben der Frauen in den Städten und Dörfern, und ab 1971 wurden Beratungszentren für Frauen geschaffen.

In der DDR waren 90 Prozent alle Frauen berufstätig. Um die Doppelbelastung der Frauen zu unterstützen, wurden Kinderkrippen und Kindertagesstätten geschaffen. Jedoch wurden Führungspositionen auch hier den Frauen weitreichend vorenthalten.

Es gab also gravierende Unterschiede zwischen der Emanzipation der Frau in der BRD und in der DDR, aber die Frauen in der DDR lehnten sich nicht gegen Ungerechtigkeiten auf. Eine Frauenbewegung wie in der BRD gab es nicht.

Ostfrauen ticken anders

Genau hier liegt die Ursache, warum Ostfrauen heute immer noch anders ticken. Da ich selbst von 1964 - 1989 in der DDR aufgewachsen bin, weiß ich, wovon ich spreche. Wir hatten schon erreicht, dass 90 Prozent der Frauen berufstätig waren. Wie ging das? Frauen waren im Beruf im Osten sehr hoch angesehen. Frauen hatten oft die höhere Bildung und konnten, ohne als »Rabenmutter« bezeichnet zu werden, neben der Kindererziehung ihrem Beruf nachgehen. Für Kinderbetreuung war bestens gesorgt, damals besser als im heutigen Osten von Deutschland.

Wie war es bei mir?

Ich selbst bin sofort nach meiner Berufsausbildung Mama geworden, also mit 19. Wenn es meinem Wunsch entsprochen hätte, wäre es möglich gewesen, mein Kind mit sechs Wochen in eine Kindergrippe zu geben und meiner Arbeit nachzugehen. Das war aber nicht mein Wunsch. Ich selbst habe mir für das Kind ein Jahr Auszeit genommen, und dann kam Kind Nr. 2 und dann noch ein Jahr Auszeit. Als die Kinder ein Jahr waren, sind sie in eine Kindergrippe gegangen, und entgegen mancher Meinung haben sie deshalb »keinen Schaden genommen«.

1989–2004

In den »neuen« Bundesländer gibt es wesentlich mehr berufstätige Frauen, obwohl Frauen im »Osten« immer noch weniger verdienen. Das trifft übrigens im Ost-West-Vergleich auch auf die Männer zu.

Die Frau ist nun vor dem Gesetz absolut gleichberechtigt. Man findet viel mehr Frauen in führenden Positionen als vor 20 Jahren. Dazu hat nicht zuletzt die Frauenquote beigetragen.

Die Kindererziehung im Westen obliegt immer noch vielfach den Familien, denn Kindertagesstätten gibt es nur wenige.

2004 bis heute

In den letzten Jahren hat sich sehr viel getan. Es werden immer mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowohl von Kommunen als auch von Unternehmen geschaffen. Auch wenn hier immer noch ein ungedeckter Betreuungsbedarf existiert, das heißt noch viele Betreuungsplätze fehlen.

Ich glaube fest daran, dass wir es schaffen werden, dass alle Frauen, die berufstätig sein möchten, es auch sein können, doch da gibt es noch einiges zu tun. Auf Grund des Fachkräftemangels werden Arbeitgeber sich für die Schaffung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten einsetzen oder sie selbst schaffen, um damit auch gut ausgebildeten Frauen, die Mütter sind, die Möglichkeit zu geben, wieder zu arbeiten.

Laut der Welt vom November 2018 fehlen noch 273 000 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren. Da sind die Gesellschaft und Wirtschaft gefragt, Möglichkeiten zu schaffen, und die Frauen, sich gegenseitig zu unterstützen.

Auf Grund der immer höheren Lebenserwartung und des Fortschritts der Medizin kommt das Thema Pflege dazu. Aktuell werden sechs Millionen Menschen gepflegt und davon laut Studie der DAK 90 Prozent von Frauen, so dass die Doppelbelastung der Frauen noch höher wird, und es so einigen aus diesem Grund nicht möglich ist, berufstätig zu sein.

Dass Frauen berufstätig sind, ist heute selbstverständlich. Was noch nicht selbstverständlich ist, ist, dass Sie für gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie Männer bekommen, und dass Frauen in Führungspositionen kommen.

Wie Sie sehen: Es hat sich in den letzten 100 Jahren sehr viel getan, doch es gibt noch einiges zu tun. Ich möchte Sie einladen, tragen Sie Ihren Beitrag dazu bei. Denn wenn wir etwas ändern möchten, wird es unser aller Mitwirkung benötigen. Unterstützen Sie Frauen dabei, in Führungspositionen zu kommen. Wenn Sie Mutter sind, unterstützen Sie Ihre Kinder und Enkelkinder auf diesem Weg.

Natürlich kann man sich jetzt über die noch teilweise bestehende Ungerechtigkeit beschweren oder jammern. Doch was hilft es. Lassen Sie es uns ändern. Das geht aber nur, wenn wir es selbst in die Hand nehmen. Tragen Sie ganz persönlichen Teil dazu bei, die Stellung der Frau in der Gesellschaft zu ändern.

Seien Sie solidarischer mit anderen Frauen, unterstützen und fördern Sie Kolleginnen. Wenn Frauen unter sich sind, erleben wir oft noch viel Neid, Missgunst und Stutenbissigkeit. Meine Damen, das wird uns nicht weiterbringen. Gönnen Sie anderen Frauen Erfolge, feiern Sie diese mit ihnen. Es ist für alle genug da. Jede von Ihnen ist eh einzigartig.

Die Arbeitgeber sind aufgefordert: Trauen Sie Frauen mehr zu, holen Sie sich in alle Teams auch Frauen, denn eine Studie von McKinsey hat bewiesen, dass Unternehmen mit einem größeren Frauenanteil auch bessere Ergebnisse bringen.

Lassen Sie uns jede bei sich selbst beginnen, denn jede kann im Kleinen viel bewirken. Und trauen Sie sich öffentlich zu, bei solchen Themen das Wort zu ergreifen.

Die Rechte und Stellung der Frau in anderen Ländern

Wenn wir in andere Länder schauen, dann dürfen wir auch echt stolz sein, was wir schon erreicht haben, doch auch hier fordere ich Sie auf: Unterstützen Sie auch Frauen in anderen Ländern oder auch Frauen aus anderen Nationalitäten, die in Deutschland leben. Nicht zuletzt meine ich Migranten aus Kriegsgebieten.

Sehr gute Arbeit leistet zum Beispiel der Euro-Mediterran-Arabische Länderverein mit Sitz in Hamburg. Er steht unter anderem für die Förderung von Frauen in arabischen Ländern und hat dafür ein eigenes Mentoring-Programm entwickelt.

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

Betrachten wir die Situation in Ländern wie Iran, Saudi-Arabien oder Marokko, sind dort die Frauen nach wie vor Menschen zweiter Klasse.

Hier einige Fakten: